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UNTERWEISUNG

 

Meine Frage ist vielleicht etwas naiv, aber ich war immer über den Satz Buddhas erstaunt: „ Glaubt nicht den Sutren, nicht an die Meister, nicht einmal an das, was ich lehre. Kehrt zu eurer Erfahrung zurück.“ Wenn ich mir meine eigene Erfahrung ansehe, so ist sie von allen möglichen Dingen beeinflusst. In der Unterweisung bekommt man manchmal eine Antwort auf eine Frage, die einen schon seit ein paar Wochen beschäftigt. Die meisten haben nicht das Format von jemand Erwachtem.

Wenn Buddha der Meinung gewesen wäre, dass seine Unterweisung nutzlos sei, hätte er nicht 45 Jahre lang Tag für Tag gelehrt. Aber er wollte die Unterweisung relativieren. Die Unterweisung ist nur ein Aspekt des Weges. Sie zeigt den Weg. Es geht nicht darum, irgendeine Erfahrung zu machen. Wir machen unablässig Erfahrungen. Wir machen so viele täuschende Erfahrungen.

Buddhas gibt nicht der Erfahrung als solcher Bedeutung, sondern er sagt: „Glaubt das, was ich unterweise, nicht als Idee. Setzt es in die Praxis um und bestätigt in der Praxis, dass diese Unterweisung wertvoll, gültig ist.“ - Der Wert einer Unterweisung ist nicht ein intellektueller, logischer Wert, der einem ermöglicht, Dinge zu verstehen, sondern, wenn man dieser Unterweisung folgend , ermöglicht das, dass man zur gleichen Erfahrung des Erwachens und der Befreiung kommt wie Buddha selbst. Aufgabe der Unterweisung ist es also, uns zu leiten, dass wir die richtige Erfahrung machen.

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Wenn ich die Unterweisung im Dojo höre, das Kusen, befriedigt mich das nicht. Ich denke, man erzählt den Leuten immer wieder etwas. Wird es ihnen wirklich helfen, das Erwachen zu erlangen?

Ja, das glaube ich, sonst würde ich keine Kusen halten. Wenn man Zazen nur im Schweigen machen würde, würde sich jeder sein eigenes Kusen, seine eigene Idee über Zen zurechtbasteln. Das Risiko ist dann, daß man in seinen eigenen Gedanken gefangen bleibt. Das Kusen zeigt einen weiteren Horizont als unsere persönliche Meinung. Es öffnet andere Perspektiven. Aber es reicht nicht, es nur zu hören. Das Wichtigste ist, was man aktualisieren, was man selbst praktizieren kann. Das hängt von der Kreativität jedes einzelnen ab. Die Unterweisung im Dojo ist allgemein, weil wir nicht einen Weg vorzeichnen wollen. Denn sonst würden die Leute konformistisch werden und Zen würde wie eine Ideologie sein: Man muß es so oder so machen, mit praktischen Lösungen für alle Probleme. Wichtig ist es, ausgehend von Zazen den Geist des Erwachens zu erwecken. Aber letztlich sind Worte begrenzt. Es ist wichtig, in seinem eigenen Herzen, in seinem eigenen Leben, in seiner eigenen Erfahrung des Zazen sowohl die Motivation, als auch die Mittel zu finden. Das Kusen ist nur ein Finger, der in Richtung des Weges weist. Man sollte nicht darauf verzichten, nur weil es begrenzt ist. Aber es ist nicht etwas, was DIE Antwort gibt, es zeigt nur eine Richtung. Und jeder schafft davon ausgehend sein eigenes Leben.

In der Geschichte des Zen gibt es viele Geschichten über Mönche, die die Unterweisung des Dharma im Dojo hörten, die letztlich immer wieder die Wiederholung derselben essentiellen Wahrheiten ist. Für lange Zeit blieb es etwas theoretisch und eines Tages änderte sich der Geist einfach dadurch, daß der Mönch das Strömen eines Baches hörte. In dem Augenblick war es nicht nur das Rauschen des Baches, das die Änderung herbeiführte. Diese Person hat die Unterweisung des Zen, die Unterweisung des Dharma erhalten. Das Samenkorn ist nach und nach gereift. Eines Tages löste ein unbedeutendes Phänomen einen wirklichen Schock aus. Aber alles, was sich vorher ereignet hat, hat dazu beigetragen.

Wir tragen nur ein Element bei. Um bei einem Bild aus der Landwirtschaft zu bleiben: Der Bauer zieht die Furchen, bringt die Samenkörner in die Erde. Vielleicht wässert er auch, düngt auch. Vielleicht entwickelt er alle möglichen Techniken, um die Pflanzen schneller wachsen zu lassen. Aber letztlich geht es nicht ohne die Energie der Sonne und den Sauerstoff der Luft und auch nicht ohne die Zeit, die verstreicht. Der Bauer kann nicht selbst wachsen lassen. Er kann nur zu etwas beitragen, das über ihn hinausgeht. Das heißt, daß man nicht allmächtig ist. Aber die Menschen wären gerne allmächtig. Z.B. wollen Mediziner stärker sein als der Tod. So erfinden sie alle möglichen Medikamente, Techniken. Aber schließlich gibt es etwas, was jenseits aller Techniken, aller Medikamente ist. Technik, Medizin, Medikamente sind nur eine Hilfe. Für die Unterweisung im Dojo gilt das gleiche: Es ist nicht die Ganzheit. Es gibt auch das Leben.

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Du hast in einem Kusen gesagt, dass alles ein Sutra ist, und dass Bodaishin auch in der Natur, in der Musik ist. Ist also auch alles eine Unterweisung?

Ja. Aber damit es eine Unterweisung wird, muss man einen aufnahmefähigen Geist haben. Tief aufnahmefähig. Es reicht nicht, nur die Oberfläche der Dinge oder Wesen zu hören oder zu sehen. Um die Unterweisung zu entdecken, die sich durch alle Phänomene und alle Wesen manifestiert, muss man einen Geist haben, der bereits durch die Praxis von Zazen entwickelt ist, also einen Geist, der intuitiv den Dingen auf den Grund blicken kann: ‚Was ist das in der Tiefe?’ ‚Was bringt das, was geschieht, zum Ausdruck?’ Sonst kann man einfach die Phänomene betrachten und sagen: ‚Ach, das ist interessant.’ ‚Diese Musik ist schön.’ ‚Das mag ich.’ ‚Das mag ich nicht.’ – Das machen die meisten Leute. In dem Augenblick ist es keine Unterweisung. Damit es eine Unterweisung wird, muss man sich fragen: ‚Was ist das in der Tiefe?’ Das ist wie die Beobachtung von einem selbst in Zazen. Man muss also einen Geist haben, der darauf orientiert ist, in die Tiefe zu blicken und nicht nur auf der Oberfläche bleibt. ‚Was ist es in Wirklichkeit?’ Die Tiefe des Blicks, die Tiefe der Wahrnehmung wird durch die Praxis von Zazen entwickelt.

Ich kann eine Unterweisung annehmen, wenn ich in der Natur bin oder etwas sehe, aber im menschlichen Rahmen fällt es mir schwerer.

In der Natur gibt es kein Karma. Die Natur manifestiert also auf direkte Weise die letzte Wirklichkeit. Die Menschen sind von ihrem Karma ergriffen. Im Allgemein unterweisen uns die Menschen ihr Karma, und dieses Karma löst in uns Akzeptieren oder Zurückweisen aus: ‚Das mag ich.’ ‚Das mag ich nicht.’ Auch das ist eine Unterweisung, aber sie hat nicht die gleiche Dimension. Deshalb wurden in der Geschichte viele Mönche durch Phänomene in der Natur erweckt.

Die menschlichen Dinge sind im Allgemeinen keine Quelle des Erwachens, außer im Dialog mit Menschen, die selbst auf der Suche nach dem Erwachen sind, die ein starkes Bodaishin haben. In den menschlichen Dingen lernt man eigentlich nur, dass es viele Täuschungen, viele Anhaftungen gibt. Auch das ist eine Unterweisung. Oft zeigt sie, was das Leiden auslöst, was die menschliche Komödie oft etwas dramatisch macht. Auch das ist eine Unterweisung, aber eher eine Unterweisung auf der Ebene der Bonno, des Karmas. Aber man kann natürlich sagen: Auch das ist die Manifestation der Wirklichkeit, so wie sie ist. Aber im Allgemeinen löst das bei uns ein Echo auf der karmischen Ebene aus. Daher bleiben wir da auf der karmischen Ebene. Deshalb ist es erholsam und stärkend, in der Natur spazieren zu gehen: Die Berge, die Bäume spielen keine Rollen. Sie zeigen keine Anhaftungen. Sie sind einfach so, wie sie sind, völlig inmo.


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