Manchmal sehen die Leute uns mit dem Rakusu und denken, es sei
eine Tasche. Das Rakusu ist ein Mini-Kesa. Es ist die Verkleinerung
des großen Kesa, des Gewand Buddhas, für das tägliche
Leben. Geschichtlich gesehen hat Buddha Shakyamuni, als er dem
Weg zu folgen begann, das Gewand gewechselt. Er legte seine Prinzgewänder
ab und begann, das Kesa zu tragen. Er hat sein Kesa aus weggeworfenen
Stoffen selbst genäht, hauptsächlich aus Leichentücher,
die an den Orten herumlagen, an denen Leichen verbrannt wurden.
Es waren Stoffe, die von allen weggeworfen waren und als beschmutzt
betrachtet wurden. Buddha hat sie umgewandelt, indem er sie wuschen
und färbte, hauptsächlich ockerfarben, und schließlich
sorgfältig zusammennähte; mit viel Konzentration und
Geduld, wie ihr alle wißt. Er hat sie damit umgewandelt
zu einem Gewand, das das Gewand des Zazen geworden ist, das Gewand
der Erweckung, das Gewand der großen Befreiung.
Bevor man sein Kesa, sein Rakusu anzieht, legt man es auf seinen
Kopf und man singt das Dai sai gedda pu ku. Das bedeutet: hohes
Gewand, wunderbares Gewand der Befreiung. Es ist die Befreiung
unseres Körpers und unseres Geistes durch die Zazen-Praxis.
Aber ein Zazen praktiziert mit dem rechten Geisteszustand, d.h.
in seiner wahren, spirituellen Dimension. Das Kesa ist das Symbol
davon. Meister Deshimaru sagte oft: Ohne Kesa wird Zazen
zu einer Art Gymnastik, zu einer Technik des Wohlbefindens. Aber
wenn ihr die Ordination erhaltet - während der Ordination
bekommt man das Kesa - durch die Tatsache, daß ihr Zazen
mit dem Kesa praktiziert, wird euer Zazen zu einer Praxis, die
über euch hinausgeht." Wenn euch das Kesa übergeben
wird, heißt das, daß die ganze Unterweisung, die ihr
selbst praktiziert, nichts Gemachtes ist. Durch diese Unterweisung
verbindet ihr euch mit einer Dimension jenseits von euch, deren
Symbol das Kesa ist.
(Es werden verschiedene Kesas gezeigt.)
Wir fangen mit dem Kesa an, das Meister Deshimaru fast jeden Tag
in Paris trug. Es ist ein 7-Bahnen-Kesa, welches ihm sein Meister
Kodo Sawaki gab. Für diejenigen, die nichts über das
Kesa wissen: Dies ist eine Bahn. Jede Bahn wird aus 3 Teilen zusammengesetzt.
Es gibt die mittlere Bahn, die die Bahnen auf jeder Seite überdeckt.
Sie sind wie ein Ziegeldach zusammengesetzt. Von der mittleren
Bahn aus überdeckt jede Bahn die nächste. Das gilt nach
beiden Seiten und von oben nach unten. Das ist das grundlegende
Prinzip des Kesa. Außen herum gibt es einen Rahmen. Dann
gibt es noch die Bänder.
Die Farbe: Dieses hier ist grün. Benutzt diese Farbe nicht
für euer Kesa. Dieses dunkelgrün ist normalerweise reserviert
für das Kesa der Weitergabe. Denn man sagt, daß das
Kesa von Buddha, welches während 33 Generationen bis zu Eno,
dem 6. Patriarchen, weitergegeben wurde, diese Farbe hatte. Man
darf nicht diese Farbe tragen wollen. Ihr könnt später
Fragen zu den Farben stellen. Françoise hat sich sehr mit
dieser Frage beschäftigt. Das Kesa darf nicht zu etwas werden,
mit dem man sich schmücken will. Das Prinzip des Kesa ist
im Gegenteil das Aufgeben der glänzenden, teuren Kleider,
mit denen man sein Ego schmückt. Ihr legt etwas ganz einfaches,
demütiges an, Tücher, die mit Erde gefärbt und
dann zusammen genäht wurden. Sucht nicht glänzende,
teure Stoffe mit strahlenden Farben. Sucht nicht die Farbe der
Weitergabe. Im Gegenteil, behaltet Kesas in Farben der Anfänger.
Normalerweise ist das Kesa der Anfänger schwarz. Dann kann
man ein braunes Kesa bekommen.
Man hat also ein Rakusu, das 5-Bahnen-Kesa, ein 7-Bahnen-Kesa
für alle Tage und ein 9-Bahnen-Kesa, welches man trägt,
wenn man eine Verantwortlichkeit im Dojo hat, Kyosaku, Pfeiler,
Inkin. In der japanischen Tradition, die wir nicht strikt befolgen,
dürfen normalerweise alle Praktizierenden bis zu dem Moment.
in dem sie das Shiho erhalten, die Bestätigung der Weitergabe,
nur schwarze Kesas tragen. Danach macht man eine besondere Zeremonie,
die einem das Recht gibt, ein Kesa in einer anderen Farbe zu tragen,
braun, grau. Wir befolgen diese Regel nicht so genau. Meister
Deshimaru hat diese Regel nie vorgeschrieben. Man muß sich
einfach an den Geist dieser Regel erinnern.
Zu den Farben erzählt man häufig die Geschichte von
Meister Dogen, dem der Kaiser ein violettes Kesa geschenkt hatte,
welches in Japan, im Orient die erhabenste Farbe war. Das violette
Kesa kann nur von einem Zenji getragen werden, dem Meister von
Eihei-ji und Soji-ji. Traditionellerweise schenkt der Kaiser dieses
Kesa dem Chef dieser Tempel. Als Meister Dogen dieses violette
Kesa vom Kaiser bekommen hatte, legte er es sorgfältig auf
ein Regal. Er trug es nie. Er sagte, wenn ich dieses Kesa trage,
werden sich die Affen vom Berg Eihei über mich lustig machen.
Er hatte wahrhaftig den Anfänger-Geist. Er wollt nicht ein
Kesa tragen, das eine besondere Stellung zeigt. Dieser Geist ist
sehr wichtig.
Jetzt zeigen wir ein altes Kesa. Es wurde uns vom Chef des Tempels
Eihei-ji, geschenkt, der nach Europa kam, um die Mission von Meister
Deshimaru zu fördern. Es ist ein 9-Bahnen-Kesa in einer ganz
und gar traditionellen Farbe und mit doppeltem Faden genäht.
Es ist nicht ratsam, diesen Stich für sein Kesa nachzumachen.
So wird ein Kesa genäht, welches man einem Meister schenkt.
Manchmal sieht man Kesas mit Verzierungen, die mit viel Liebe
von Schülern gemacht wurden, um einen Meister zu ehren. Oft
freut sich der Meister, wenn er solch ein Kesa erhält, denn
er fühlt den Geist seiner Schüler, die eine besondere
Anstrengung unternommen haben, um ihm etwas Schönes zu schenken.
Aber dabei besteht die Gefahr des Überbietens: Man will es
immer schöner, immer besser machen. Letztlich wird das etwas
Entartetes, ein Kesa, das nur als Museumsstück dient. Übrigens
gibt es ein Kesa-Museum auf der Ile de la Cité. Da sieht
man goldbestickte Kesas, wahre Kunstwerke. Ich verstehe gut den
Geist des Meisters, der akzeptiert hat, dieses Kesa zu empfangen.
Es steckt viel Liebe in der Art und Weise, wie es hergestellt
wurde. Aber letztlich ist es nicht möglich, diese Art von
Kesas zu tragen, wie ein Mannequin, eine Modepuppe. Selbst wenn
ihr einen Godo sehr gerne habt, beschützt ihn, indem ihr
vermeidet, ihm zu sehr verzierte Kesas zu schenken, beschützt
den Anfängergeist eures Godos.
Dies ist ein 25-Bahnen-Kesa. Es wurde von Meister Narita geschenkt,
der an einem Sommerlager von Meister Deshimaru in Val dIsère
teilgenommen hatte. Vorhin hatten wir über die grüne
Farbe geredet. Das 25-Bahnen-Kesa ist reserviert als Symbol der
Weitergabe, des Shiho. Je mehr Bahnen ein Kesa hat, desto wertvoller
ist es. Man hatte also entschieden, daß das 25-Bahnen-Kesa
das erhabenste Kesa sei. Selbst wenn man ein besonderes Kesa näht,
ist es gut, abwechselnd an einem gewöhnlichen schwarzen Kesa
zu nähen. Es läßt verstehen, daß es keine
Unterschiede gibt.
Wir zeigen jetzt das Ordinations-Kesa, ein funzu e. Das Interessante
am funzu e ist, daß es das Ursprungsprinzip des Kesas darstellt.
Ihr werdet sehen, daß man mit der Zeit dazu gekommen ist,
etwas sehr Schönes zu machen. Bei den anderen Kesas habt
ihr gesehen, daß sie aus ein und demselben Stoff genäht
worden sind. Hier ist der Geist des ursprünglichen Kesas:
Jede Bahn, jedes Stück ist aus mehreren verschiedenen Stoffstücken
zusammengestellt worden. Man erstellte jedes Teil aus mehreren
Stoffstücken. Mehrere Teile wurden dann zu einer Bahn zusammengefügt
und schließlich die Bahnen zum Kesa. Wegen dieser vielen
kleinen Stoffstücken ist dieses Kesa wenig stabil. Daher
bestickt man die Teile. Dieses ist außerdem gefüttert.
Dieses Kesa hier gehörte Meister Kodo Sawaki.
Ich möchte euch auch daran erinnern, daß für diejenigen,
die ein Kesa haben, das Zagu wichtig ist. Es gibt Leute, die ein
Kesa ohne Zagu haben. Das Kesa ist das Gewand, um Zazen zu machen,
das Zagu ist das Tuch, um Sampai zu machen. Sampai habt ihr während
der Zeremonie gesehen. Es gibt Leute, die das Zagu falsch falten.
Man legt es zuerst vor seine Füße, man faltet es aus
und knickt es in der Mitte. Je weiter es ausgebreitet ist, um
so offener es ist, desto mehr ist es Zeichen von Respekt der Person
oder dem Umstand gegenüber, weswegen man sein Zagu ausbreitet,
um sich in Sampai niederzuwerfen. Wenn ihr zum Beispiel zu eurem
Meister geht, um euch aus einem wichtigen Grund vor ihm niederzuwerfen,
ist es nicht nötig, euer Zagu kleinflächig hinzulegen;
ihr könnt es ganz ausbreiten.
Das Kesa sollte nicht den Boden berühren. Während Zazen
ist es wichtig, das Kesa über die Knie zu legen und es hinten
übers Zafu zu ziehen. Es darf nicht auf dem Boden herumliegen.
Dies ist wichtig für die Leute, die ein Kesa tragen, ohne
Mönch oder Nonne zu sein; vor allem für die, die einen
Kimono tragen, der das Kesa nicht so hält wie ein Kolomo
mit langen Ärmeln. Auch wenn ihr in den Speisesaal geht,
setzt ihr euch nicht auf das Kesa.
Im Alltag kann man nicht ständig das Kesa tragen. Deswegen
hat man das Rakusu gemacht. Dies ist ein Rakusu von Meister Deshimaru.
Das Rakusu ist das 5-Bahnen-Kesa. Jede Bahn besteht aus 2 Teilen.
Es wird euch bei der Bodhisattva-Ordination überreicht. Normalerweise
sollte ein Mönch oder eine Nonne 3 Kesas haben: aus 5-Bahnen
- das Rakusu -, aus 7-Bahnen für das tägliche Zazen
- und aus 9 Bahnen für die großen Gelegenheiten. Da
es nicht möglich ist, immer diese 3 Kesas bei sich zu haben,
hat man kleine Reise-Kesas erstellt. So hat jeder Mönch auf
Reisen symbolisch 3 Kesas bei sich. Ihr könnt sie nachmachen,
wenn es euch Spaß macht. Natürlich ist es besser, die
wirklichen Kesas bei sich zu haben.
Fragen:
Ich habe gelesen, daß es eine alte Methode gibt, um Kesas
zu waschen. Wird diese Methode noch angewandt?
Die Art und Weise, ein Kesa zu waschen ist sehr wichtig. Früher
gab es keine Waschmaschine. Ihr könnt mit der Hand waschen,
wenn ihr sicher seid, daß keine Seife in den Nähten
bleibt und das Gewicht des Wassers nicht das Gewebe beschädigt,
was sehr selten ist. (Es sei denn, ihr habt die Möglichkeit,
das Kesa zum Trocken auszubreiten.) Ich ziehe es vor, es in der
Maschine mit Feinwaschmittel und im Schonwaschgang zu waschen.
Es ist sehr wichtig, das Kesa zu waschen, besonders nach einem
Sommerlager. Wenn es weiß wäre, würdet ihr euch
schämen. Vor allem, wenn es so warm ist und ihr schwitzt,
wird der Stoff beschädigt. Daher ist es wichtig, das Kesa
nach dem Sommerlager zu waschen.
Die traditionelle Methode besteht darin, das Kesa mit lauwarmen
Wasser und mit Asche zu waschen. Du kannst es versuchen. Die Asche
wirkt ein bißchen wie ein Schleifmittel. Jemand in Belgien
wäscht Kesas mit Panamaholz. Das ist wie Schaum und wäscht
sehr gut. Soweit möglich, verwendet etwas, was das Kesa nicht
angreift.
Wie legt man das Kesa auf den Kopf und wie steckt man es in die
Tasche?
Man läßt die Bänder herunterhängen und die
Rahmenseite liegt rechts. Bevor man das Kesa zum ersten Mal am
Tag anlegt, legt man es auf den Kopf und singt 3 Mal das Dai sai
gedda pu ku. Dann berührt man es mit der Stirn als Zeichen
das Respekts. Das Gleiche gilt für das Rakusu: die länger
Rahmenseite liegt rechts und der rechteckige Stempel, der oben
rechts ist, ist oben.
Bodhisattvas haben ein Rakusu. Geschieht das Kesa-Nähen
für die Ordination?
Das Nähen des Kesa geschieht für die
Ordination des Mönches oder der Nonne. Es ist einem Bodhisattva
erlaubt, ein Kesa zu tragen. Um es zu tragen, muß er es
empfangen haben. Diese Erlaubnis sollte eine Ausnahme bleiben.
Man muß wirklich einen Godo um Erlaubnis bitten. Es ist
nicht wünschenswert, daß diese Sitte sich verbreitet.
Das Kesa ist wirklich das Symbol des Mönchs, der Nonne. Aber
es stimmt auch, daß - wie Meister Deshimaru sagte - das
Kesa über alles hinaus geht, über alle Unterschiede.
Das Kesa umfaßt alles. Im zweiten Vers des Kesa-Sutras sagt
man: muso fukuden e", das heißt Gewand
des unendlichen Glücks. Muso heißt jenseits
aller Formen, jenseits all unserer geistigen Kategorien.
Selbst jenseits von Kategorien wie weltlich, Bodhisattva oder
Mönch und Nonne. Im Grunde ist es so. Aber um der Tradition
der Sangha zu folgen - es ist wichtig der Tradition zu folgen
-, in dieser Tradition ist das Kesa ebenso wie der Kolomo das
Gewand des Mönchs. Wenn ihr anfangt, ein Kesa zu nähen,
dann sagt euch, ihr empfangt es am Tag, an dem ihr zum Mönch
ordiniert werdet.
Warum darf das Kesa den Boden nicht berühren, selbst wenn
der Boden sauber ist?
Aus Respekt für das Kesa. Gleichzeitig ist
es eine Übung der Achtsamkeit, der Aufmerksamkeit. Meister
Deshimaru sagte oft: In dem Moment, in dem ihr ein Kesa
tragt, wandeln sich eure Gesten." Ihr seid aus Respekt für
das Kesa verpflichtet sehr achtzugeben. So wird das Kesa eine
Art Meister, der euch erzieht. Mit einem Kesa kann man nicht rennen,
man kann nicht die Arme schwenken, denn es hängt schnell
runter. Man muß ständig aufpassen und bekommt eine
würdevolle Haltung. Haltet die Hände so auf das Sonnengeflecht,
vermeidet zu rennen, vermeidet heftige Gesten, vermeidet, es zu
beschmutzen. Im Prinzip trinkt man mit einem Kesa keinen Alkohol.
Man zieht sein Kesa aus, bevor man anstößt. Normalerweise
raucht man nicht mit Kesa, viele Leute vernachlässigen das.
Man muß vorsichtig sein, um keine Löcher ins Kesa zu
brennen.
Das Gleiche gilt für die Sauberkeit des Bodens. Selbst wenn
man staubgesaugt hat, sind Tausende Füße über
den Boden des Dojos gelaufen. Also beschützt man das Kesa,
indem man darauf achtet, daß es nicht den Boden berührt.
Wenn man Zazen macht, legt man das gefaltete Zagu vor seine Knie,
so daß das Kesa sich darauf legt. Es lehrt einem die Feinfühligkeit
der Gesten und des Geistes. Gestern hatte jemand eine Frage über
das Verhalten im Alltag gestellt. Hier ist genau eine Gelegenheit,
sich seines Verhaltens bewußt zu werden.
Welche Bedeutung hat es, dass man das Rakusu oder das Kesa auf
den Kopf legt?
Respekt. Man legt es auf den höchsten Punkt. Es geht nicht
darum, daß unser Kopf so kostbar ist, aber er ist der höchste
Teil unseres Körpers. Zum Beispiel legt man zuhause das Kesa
nicht in eine Schublade oder in einen Schrank, sondern immer auf
eine erhöhte Stelle, auf Kopfhöhe. Man legt es auf ein
Regal, das zum Altar gemacht wird. Auf einem Bücherregal
kann man z.B. einen kleinen Altar einrichten, wo man das Kesa,
das Rakusu hinlegt. Und von Zeit zu Zeit zündet man dort
ein Räucherstäbchen an.
Wozu braucht man die Bänder am Kesa?
Damit das Kesa hält. Sonst würde es herunterfallen.
Es gibt tatsächlich verschiedene Arten von Kesas. Die Inder
zum Beispiel tragen Kesas ohne Bänder. Sie wickeln es so,
daß es alleine hält. Sie respektieren das Kesa viel
weniger als wir. Es ist seltsam, aber als das Kesa von Indien
nach China, von China nach Japan kam, wurde es mehr und mehr respektiert.
In der Regel entartet etwas, wenn man sich von der Quelle entfernt.
Aber hier ist es das Gegenteil. In Indien kaufen die Mönche
ihr Kesa im Supermarkt; es gibt Supermärkte für Mönche.
Wer will, kann dort Kesa kaufen: Ich hätte gern 3 Kesas.",
und hopp, auf der Nähmaschine genäht. Man trägt
das Kesa auf sehr sportliche Weise. Man badet sich damit, wobei
das Kesa gleichzeitig gewaschen wird. Aber was uns Meister Deshimaru
lehrte, war der größte Respekt.
Gestern beim Mondo war vor dem Godo ein Zagu ausgebreitet.
Soll man sich davor oder darauf knien?
Darauf.
Wenn ein Mönch stirbt, wem werden seine Kesas übergeben?
Entweder seinen Schülern, wenn er welche
hatte, oder seinem Tempel, dem Dojo, mit dem er verbunden war.
In diesem Augenblick können sie jemandem anderen weitergegeben
werden. Der Verantwortliche des Tempels, des Dojos kann entscheiden,
wer eins dieser Kesas empfangen soll. Man verbrennt kein Kesa.
Jedoch läßt man der Familie die Rakusus als Erinnerung.
Wenn ein Angehöriger der Familie Zazen praktiziert, kann
jemand entscheiden, ihm das Kesa zu übergeben, einem Bruder,
einer Schwester, einem Vater. Das Rakusu kann nicht übergeben
werden, denn der Name steht darauf.
Welche Bedeutung kann man der Handlung geben, wenn man jemandem
ein Rakusu schenkt?
Das hängt davon ab, ob diese Person praktiziert.
Es geht darum, jemanden ein Rakusu zu schenken, der nicht praktiziert,
einem Familienangehörigen zum Beispiel.
Ich bin nicht sehr dafür. Man darf das Symbol
der Praxis nicht von der Praxis trennen, sonst artet es aus. Das
Kesa, das Rakusu ist das Symbol des Zazen. Wenn sie ein Rakusu
oder ein Kesa jemanden schenken, der nicht praktiziert, was wird
dann daraus, welchen Sinn hat das? Jedoch kann man sein Rakusu
jemanden aus der Familie leihen, der in Schwierigkeiten ist und
der den Geist versteht, der es nicht nur als Glücksbringer
sieht, der es respektiert. Jemand, mit dem ihr über Zazen,
über Kesas sprechen konntet, der vielleicht nicht in der
Lage ist zu praktizieren, sich ordinieren zu lassen, aber dahin
strebt, dem könnt ihr es leihen, der kann es tragen.
Es gibt Babys, die ein Rakusu bekommen.
Das ist so wie eine Taufe. Es entspricht eher dem Wunsch der Eltern,
eine Bindung zwischen ihm und ihrer Praxis, der Sangha zu schaffen.
Es ist der Wunsch der Eltern für ihr Kind. Aber im Buddhismus,
im Zen existiert so etwas wie die Taufe eigentlich nicht. Aus
dem einfachen Grund, daß man nur mit bodai shin, dem Geist
der Erweckung praktizieren kann. Man muß sich der Bedeutung
der Praxis bewußt sein und das Bedürfnis haben, selbst
zu entscheiden sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.
Ein Baby, ein kleines Kind wird nicht für sich entscheiden,
Zazen zu praktizieren. Wenn es darüber bewußt wird,
mit 8, 10 oder 15 Jahren, dann kann es entscheiden. Einem Baby
ein Rakusu zu schenken, zeigt den Wunsch der Eltern, eine Verbindung
zu schaffen, einen Kontakt, vielleicht in der Hoffnung, daß
es einen Einfluß ausübt, so daß das Kind später
praktiziert und ordiniert wird. Denn der Kontakt mit einem Kesa
beeinflußt den Geist jenseits des Bewußtseins.
Wieviel Zeit braucht man, um ein Kesa zu nähen?
Das hängt davon ab, wieviel Zeit ihr dafür
täglich zur Verfügung habt. Ein Jahr, zwei Jahre.. Wenn
man den ganzen Tag näht, kann das Kesa in einem Monat fertig
sein. Es hängt davon ab.
Was das Rauchen beim Kesatragen betrifft, gilt das auch für
das Rakusu?
Normalerweise ja, aber man sollte diese Regeln
nicht zu strikt sehen. Anfangs hatte Meister Deshimaru auch sein
Rakusu abgenommen und daneben gelegt, bevor er eine Zigarette
rauchte, aber nicht systematisch. Normalerweise sollte man es
tun. Auch legt man das Rakusu ab, bevor man auf die Toilette geht.
Dafür gibt es keine Ausnahme. In allen Waschräumen gibt
es hier Regale, auf denen man das Rakusu und natürlich auch
das Kesa ablegen kann, bevor man auf die Toilette geht.
Ist es gut, jemanden ein Kesa, ein Rakusu zu schenken, der praktiziert
und ordiniert ist?
Es ist wichtig zu verstehen, daß da ein
Phänomen der Übermittlung ist. Wenn ihr nähen lernt,
übermitteln wir euch diese Unterweisung. Es ist nicht obligatorisch;
man kann ein Rakusu kaufen oder geschenkt bekommen. Aber ein Geschenk
muß mit dem Fuse-Geist gemacht werden, ebenso für denjenigen,
der empfängt, wie für den, der gibt. Jemandem, der Probleme
mit den Augen hat oder so: ja. Ansonsten ist es gut, die Leute
dazu zu bringen, es zu lernen.
Die Leute, die ein Rakusu haben, tragen es die ganze Zeit.
Muß man es so machen?
Vor allem hier auf der Gendronnière, ja.
Aber man sollte z.B. vermeiden, es während beschmutzendem
Samu zu tragen. Es gibt Leute, die stolz darauf sind, vollständig
abgetragene Rakusus und Kesas zu tragen, und damit die großen
Töpfe schrubben. Das ist nicht nötig. Es ist besser,
es vor Schmutz zu schützen. Im gesellschaftlichen Leben kann
man es tragen, wenn es nicht ein zur Schau stellen ist.
|