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WIEDERGEBURT

 

Was ist Träger der Reinkarnation?

Es gibt keinen Träger der Reinkarnation.

Das ist eine Frage, auf die ich nicht antworten möchte. Darauf hat noch niemand wirklich antworten können. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich könne es. Das ist etwas Geheimnisvolles.

Im Zen befaßt man sich nicht so sehr mit diesen Dingen. Man befaßt sich mehr mit der Transmigration von Augenblick zu Augenblick im Laufe des Tages. Wenn man lernt, dieser Transmigration ins Auge zu schauen, hört man auf, sich mit dem jeweiligen Zustand zu identifizieren und darin zu verweilen. Jetzt müssen wir unser Leben hier und jetzt leben. Ich vertraue darauf, daß, wenn man den Weg praktiziert hat, was auch immer nach dem Tode passiert, es mit Sicherheit eine Möglichkeit ist, diesen Weg fortzusetzen. Aber der Nach-Tod ist geheimnisvoll. Es gibt Leute, die eine Topographie des Jenseits entwickeln möchten. Ich ziehe es vor, mich hier und jetzt zu konzentrieren.

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Soll ich mir wünschen, wiedergeboren zu werden, um allen Lebewesen zu helfen, oder soll ich mich auspusten lassen wie eine Kerze?

Ich wünsche nichts. Wir werden sehen.

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Was hältst du von früheren Leben und Techniken, damit in Kontakt zu kommen?

Im Zen hält man das für Anhaftung und Zeitverlust. Nur hier und jetzt ist wichtig. Man verneint nicht frühere Leben, aber man spricht nicht darüber. Wenn man eine spontane Erinnerung an frühere Leben hat, kann man das akzeptieren. Aber das ändert unsere Fragestellung nicht radikal, die lautet: Was mache ich hier und jetzt mit meinem Karma, das ich aus früheren Leben geerbt habe? Ich glaube nicht, daß uns frühere Leben darüber viel Aufschluß geben. Es ist klar, daß man in früheren Leben geboren wurde, litt und starb. Das kann unterschiedliche Formen angenommen haben, aber es ist immer dieselbe Geschichte. Die Details dieser alten Geschichten sind nicht wichtig. Das ist ein Zeitverlust, wird sogar zum Hindernis. Das ist nicht nur meine persönliche Sichtweise, sondern die aller Zen-Meister. Wichtig ist: Was hier und jetzt mit dem von meinem Karma machen, das sich manifestiert?

Aber im Buddhismus glaubt man doch an frühere Leben?

An frühere Leben zu glauben, ist Bestandteil buddhistischer Kultur. Der Buddhismus wurde in Indien geboren. Und in Indien glaubten alle an frühere Leben. In den Sutren heißt es, daß Buddha in der Nacht, in der er das Erwachen verwirklichte, tausende früherer Leben gesehen hat - wie einen Film. Aber was hat er da wirklich gesehen? Er sagte es selbst: Er sah, daß er oft geboren wurde, litt und starb. Immer dieselbe Geschichte. Ausgehend davon konnte er erwachen. Nicht, indem er versuchte, die Details seiner früheren Leben zu verstehen, sondern die Essenz des Lebens: Was heißt es, geboren zu werden? Was heißt es, zu leiden? Warum leidet man jetzt? Man leidet nicht wegen früherer Leben. Man leidet, weil man jetzt ein begrenztes Leben hat.

Als er die früheren Leben visualisierte, realisierte Buddha die Vier Edlen Wahrheiten: das Leiden, die Leidensursache, die Tatsache, daß es einen Zustand jenseits des Leidens gibt, und den Weg, der es ermöglicht, diesen Zustand zu verwirklichen. Das ist wichtig, weil man es hier und jetzt verwirklichen kann. Die Details unserer früheren Biografien sind uninteressant. Was vorbei ist, ist vorbei. Wenn du in einem früheren Leben ein großer Verbrecher warst: Die Leute, die du getötet hast, sind tot. - Wie hier und jetzt nicht töten, nicht gewalttätig werden? Das ist wichtig.

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Im Hinduismus heißt es, daß man eventuell als Hund oder als Katze oder auch als Mensch wiedergeboren wird. Wie sieht es mit den Lehren im Bezug auf den Tod im Buddhismus aus?

Im allgemeinen denken die Buddhisten dasselbe wie die Hindus. Ich glaube, es handelt um eine kulturelle Frage. Für Leute, die in Indien leben, ist die Reinkarnation offenkundig. Für sie stellt sich die Frage, ob man sich reinkarniert, überhaupt nicht, sondern die Frage, wie man sich reinkarniert. Wie kann man sein Karma ändern? Für uns ist das weniger offenkundig. Denn obwohl der Glaube an die Reinkarnation zu Beginn des Christentums bestand, wurde er später verworfen.

Aber die Zen-Praktizierenden bestehen nicht besonders auf diesem Glauben. Uns erscheint die Frage am wichtigsten, wie wir uns in jedem Augenblick dieses Lebens inkarnieren. In jedem Augenblick unseres Lebens inkarnieren wir uns, entsprechend unserem Geisteszustand, verschieden. Manchmal denkt man wie ein Tier, fühlt wie ein Tier, z.B. wenn man aggressiv ist, wenn man sich schlagen möchte. Man reinkarniert sich auf verschiedene Art. Die Welt, in der wir leben, hängt von unserem Bewußtsein ab. Im Zen konzentriert man sich auf die Frage: ‘Wie reinkarnieren wir uns in jedem Schritt, in jedem Augenblick des Lebens?’ Wenn man das lernt, wird man dieselbe Praxis fortsetzen, was auch immer unsere zukünftige der Reinkarnation sein mag; dieselbe Wachsamkeit, was auch immer die Welt der Reinkarnation sein mag, in der man sich befinden wird.

Denn letztlich ist das einzige, worauf wir Zugriff haben, die Gegenwart, wie man jetzt und hier denkt, spricht und handelt. Das bedingt dann unsere gegenwärtige Inkarnation. Die buddhistische Vorstellung von Karma ist, daß diese gegenwärtigen Handlungen Wirkungen haben werden, je nach dem, welchen moralischen Wert sie haben: Gute Handlungen erzeugen gute Wirkungen, schlechte Handlungen schlechte Wirkungen. Das ist das grundlegende Prinzip der karmischen Kausalität. So glaubt man im allgemeinen, daß Wirkungen bestimmter Handlungen in diesem Leben reifen. Wir werden also die Früchte in diesem Leben ernten. Aber bestimmte Wirkungen werden vor unserem Tod noch nicht gereift sein Sie sind dann wie Samen. Um sie empfangen zu können, muß man wiedergeboren werden. Das ist die Vorstellung von Reinkarnation im Buddhismus.

Dies ist die Sicht für gewöhnliche Menschen, d.h. für das menschliche Wesen, das durch das Karma bedingt wird. Aber ab dem Augenblick, ab dem man den Weg praktiziert, ändert sich das. Zunächst einmal, weil die Praxis selbst das Karma verändert. Statt daß man Opfer des Karma ist, das uns verpflichtet, uns zu reinkarnieren, trifft man als Bodhisattva die Wahl, sich zu reinkarnieren. Man ist nicht vom Karma getrieben, sondern durch das Gelübde motiviert, allen Wesen zu helfen zu erwachen. Das ändert die Sichtweise der Reinkarnation vollkommen: Sie ist kein unvermeidbares Schicksal mehr, sondern eine Verantwortung, die man übernommen hat.

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Wir haben in den Workshops über Leben und Tod gesprochen. Das Leben ist das ganze Leben, der Tod ist der ganze Tod. Du hast im Kusen einmal von den sechs Welten gesprochen, von unterschiedlichen Ebenen, die auch vergänglich sind. Was ist mit den Devas, Geistern. Wozu gehören sie?

Im Zen-Weg sind dies vor allem Geisteszustände. Aber in der buddhistischen Tradition sind es auch Orte der Wiedergeburt, Bedingungen für die Wiedergeburt. Es ist zum Beispiel sehr konkret, wenn man als Tier wiedergeboren wird. Man wird ein Tier wie derjenige, der als Fuchs wiedergeboren wurde. Ein Fuchs ist ein Fuchs.

Aber im Zen sieht man die Wiedergeburt eher so: Was wird den Geisteszustand in einem Leben dominieren? Manche Leute werden in ihrem Leben von Aggressivität, Hass und Konflikten dominiert. Das gibt ihrem Leben eine bestimmte Färbung, eine bestimmte Prägung. Diese Leute haben eine Art Wiedergeburt als aggressive Geister. Andere Leute werden in ihrem Leben eher von Tierinstinkten beherrscht. Andere werden eher von Sorgen um die Arbeit, um die Familie beherrscht.

Aber jeder durchläuft all diese Zustände nicht nur in seinem Leben, sondern an einem Tag oder sogar bei einem einzigen Zazen. Das entspricht eher der Sichtweise der Zen-Unterweisung. Man kümmert sich nicht so um die Wiedergeburt, man kümmert sich um das Hier und Jetzt. Wie wird man von einem Augenblick zum anderen wiedergeboren, abhängig von seinem Geisteszustand? Dies ist sehr wichtig. Dies ist Shoji, die Unbeständigkeit, Geburt und Tod, nicht nur nach dem Tod, sondern im Leben selbst, jeden Tag, in jedem Augenblick. Es wird Nirvana, dem Erlöschen, entgegen gesetzt.

Der wichtige Punkt von Shoji im Shobogenzo ist es, dieses Gegenüberstellen zu beenden. Sehen, dass es selbst in der Mitte der Erscheinungen und der Transmigration in den sechs Welten die Möglichkeit gibt, das Erwachen zu erlangen und sofort die Welt des Shoji, das Samsara, in Nirvana umzuwandeln. Einfach indem wir unser Bewusstsein ändern.

Ich möchte noch etwas hinzufügen, um es für diejenigen etwas klarer zu machen, die nicht bei den Workshops dabei waren und das Shobogenzo Shoji nicht kennen. Es handelt sich um einen Teil von Meister Dogens Unterweisung. Der Schlüssel, mit dem Samsara, diese Welt der Transmigration, sofort zum Nirvana werden kann, ist, einfach aufzuhören, etwas anderes zu wünschen, aufzuhören das Samsara zu hassen und das Nirvana zu begehren. Genau diese Haltung von Liebe und Hass, der Gier etwas haben zu wollen oder im Gegenteil etwas abzulehnen, provoziert das Samsara, die ständige Wiedergeburt von Augenblick zu Augenblick, von einem Leben zum anderen. Das kann sofort ein Ende haben. Der wahre Zen-Geist akzeptiert, was von Augenblick zu Augenblick auftaucht, ohne Anhaftung und ohne Ablehnung. Das ist die Essenz selbst der Zazen-Praxis. Meister Sosan lehrt es im Shinjinmei vom ersten Satz an: „Es ist nicht schwierig, den Weg zu durchdringen, indem man einfach ohne Liebe, ohne Hass, ohne Auswahl und ohne Ablehnung ist.“

Man kann sagen, dies ist die Grundlage unserer Praxis. Es ist genau die Antwort auf die Frage von Shoji. Gerade jetzt, im Dojo, in der Praxis, nicht für irgendwann nach dem Tod oder jenseits von irgendetwas.

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Wenn es nichts gibt, was wird wiedergeboren? Wenn alles leer ist, gibt es keine feste Substanz. Jetzt sagst du, dass sich irgendetwas fortsetzt. Das ist für mich widersprüchlich.

Die Wechselbeziehung, die Verkettung der 12 innen und das Karma setzt sich fort. Es ist das Karma, das wiedergeboren wird. Es ist nicht das gleiche wie zuvor, nichts Identisches, aber es ist verbunden. Es ist verbunden durch die 12 innen. Es ist die Fortsetzung eines Kreislaufs. Das Rad dreht sich weiter.

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Gibt es einen Unterschied zwischen Reinkarnation und Wiedergeburt?

Reinkarnation ist eher ein hinduistischer Begriff und Wiedergeburt eher der Unterweisung Buddhas angemessen. Wenn man von Reinkarnation spricht, impliziert das automatisch, dass es eine Einheit gibt, z.B. ein Atman, die sich von Leben zu Leben inkarniert, eine bestimmte, permanente Substanz, die sich reinkarniert. Es ist das gleiche, was eine andere Form annimmt, das gleiche, was sich fortsetzt.

Damit stimmt Buddha nicht überein. Seine Unterweisung der 12 Innen, der wechselseitigen Abhängigkeiten, ist der Mittelweg zwischen der Annahme einer Substanz, die sich reinkarniert und der materialistischen Sichtweise, die glaubt, mit dem Tod sei alles vorbei, was zur Verneinung jeden Lebens nach dem Tode führt. Deshalb unterwies Buddha nicht die Reinkarnation, sondern die Wiedergeburt.

Aber auch Wiedergeburt ist kein besonders guter Begriff. Buddha unterwies den Prozess der 12 Innen. Aber in diesem Prozess der 12 Innen ist keine Substanz, die einen neuen Körper sucht. Ich greife dem Workshop etwas vor: Es ist das Bewusstsein, das die Verbindung schafft zu einer neuen Geburt, das Bewusstsein, das die Verbindung schafft zwischen dem letzten bewussten Augenblick eines Menschen, der stirbt, und dem ersten bewussten Augenblick eines Menschen, der empfangen wird.

Es war damals eine in Indien übliche Auffassung, dass es dreier Faktoren bedarf, damit eine neue Geburt zustande kommt: eine Frau, die in einer fruchtbaren Phase ist, ein Mann, der in der Lage ist, sie zu befruchten, (natürlich der sexuelle Kontakt zwischen beiden), und noch ein drittes Element. Dieses Dritte ist das Bewusstsein der Wiedergeburt. Ein Bewusstsein, das wiedergeboren werden will und diesen Augenblick sucht, um in dieser Begegnung wiedergeboren zu werden.

Auch Buddhisten glauben das. In diesem Augenblick kann man natürlich auch von Reinkarnation sprechen, außer, dass sich die Buddhisten dagegen wehren, dass dieses Bewusstsein etwas Substantielles und Permanentes ist. Das Bewusstsein ist in einem Kreislauf, einem Prozess der Veränderung. Das Bewusstsein der Wiedergeburt ist nicht genau das Bewusstsein von davor. Es hat durch den Tod bereits eine Veränderung durchlaufen. Auch gibt es oft eine Periode zwischen dem Tod und der Wiedergeburt. Einige denken, es seien 49 Tage, andere denken, es sei kürzer oder länger. Wie dem auch sei, zwischen den beiden Ereignissen gibt es einen Transformationsprozess, d.h. die Unbeständigkeit setzt sich fort. Deshalb sagt man, die Wiedergeburt ist weder genau die gleiche Person, wie die vorhergehende, aber auch nicht jemand völlig anderes. Weder noch: weder der gleiche, noch ein anderer.

Was ich beim Studium der 12 Innen nicht verstanden habe: Wie kommt das Bewusstsein, das wiedergeboren werden will, dahin, wo es wiedergeboren wird? Wie stellt man sich die Brücke vor?

Das ist die Grundschwierigkeit der Theorie. Ich habe mit einem Theravada-Mönch darüber gesprochen, der dabei ist, alle Sutren zu übersetzen. Zwei Drittel des Tripitaka hat er bereits übersetzt. Er hat gesagt, dass das Bewusstsein nicht der Unterstützung eines Körpers, keiner materiellen Unterstützung bedarf. Er sagte: „Wenn man das Fernsehen anschaltet, sind plötzlich Bilder da. Die Bilder kommen aus Wellen, die im Raum existieren. Wenn diese Wellen auf ein Empfangsgerät stoßen, erzeugen sie Bilder.“ Für ihn kann das Bewusstsein eine Art Wellenphänomen sein, das nicht unbedingt einer materiellen Substanz bedarf. Das würde auch die Phänomene von Bewusstseinsweitergabe erklären oder die Fähigkeit, auf Entfernung das Bewusstsein von jemand anderem zu sehen. Alle diese Phänomene existieren und wurden häufig schon bestätigt. - Selbst wenn man im Buddhismus sagt, dass man nicht daran haften solle, so hat man doch nie gesagt, dass sie nicht existieren.

Das ist eine Glaubensauffassung. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis.

Für uns ist es eine Glaubensfrage, wenn wir unsere früheren Existenzen nicht kennen. Aber Buddha hatte, wie ich gestern schon sagte, eine sehr klare Sicht seiner früheren Leben, bevor er das Erwachen erlangte, und viele seiner Schüler machten in der Meditation die gleiche Erfahrung wie er. Für sie gab es gar keine Zweifel, für sie war das etwas völlig Offenkundiges. Aber vielleicht bringt uns heute unsere Art zu meditieren in viel weniger tiefe Samadhis und wir haben keinen Zugang zu dieser Art von Erfahrung. Man muss verstehen, dass Buddha und seine Schüler Tage, Monate und Jahre in der Zazen-Haltung verbracht haben. Sie haben nur das gemacht. Sie haben um Nahrung gebettelt und haben meditiert. Es ist klar, dass sie außersinnliche Wahrnehmungen entwickelt haben.

Im Buddhismus geht es weniger um Glauben, sondern um Erfahrung. Die Leute, die diese Erfahrung nicht gemacht haben, können natürlich sagen: „Ich weiß nicht, wie das geschieht. Aber ich glaube es, denn es ist letztlich die Theorie, die am meisten zufrieden stellt.“ Viele Buddhisten der Gegenwart denken so. Auch Theravada-Mönche, die keine besonderen spirituellen Erfahrungen bezüglich früherer Leben gemacht haben, glauben, dass die Erklärung der Buddhas mit der zwölfgliedrigen Kette die richtigste Erklärung ist. Ich denke das auch.

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Ich kann mit Wiedergeburt nichts anfangen. Was muss ich darunter verstehen oder wie muss ich mir das vorstellen?

Du musst dir vorstellen, dass der Tod nicht das Ende dessen ist, was wir in unserem Leben erzeugt haben, und dass unser ganzes Leben sich in Kreisläufen abspielt. Wir haben in der Vorbereitung von den zwölf voneinander abhängigen Gliedern gesprochen.

Der Tod beendet diesen Kreislauf nicht. Im Augenblick des Todes gibt es ein Wiedergeburts-Bewusstsein, das entstanden ist, weil wir in unserem Leben viele Anhaftungen behalten haben. Diese Anhaftungen bedingen das Bewusstsein der Wiedergeburt. Es wird die Möglichkeit haben, in einem neuen Körper geboren zu werden. Das Wesen, das dann geboren wird, ist natürlich nicht das gleiche Wesen, das vorher gestorben ist, aber es gibt eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen beiden, eine Art Fortsetzung. Man sagt, dass das neue Wesen, das geboren wird, nicht das gleiche ist wie das verstorbene, aber auch nicht völlig anders. Zwischen beiden gibt es eine Verknüpfung, eine Beziehung. Diese Beziehung ist mit dem Karma verbunden, insbesondere mit den Bewusstseinszuständen, die dem Tod vorausgegangen sind. Das rechtfertigt es, das Leben bis zum Ende zu begleiten und dem Sterbenden zu helfen, einen friedlichen Geisteszustand zu finden, zum Beispiel alle Beziehungskonflikte zu regeln, die er in seinem Leben hatte, und den Personen zu verzeihen, um nicht mit Hass, mit Unmut zu sterben. Denn der Geisteszustand während des Sterbens ist wichtig für die Fortsetzung.

Die Arbeit, die man mit sich selbst - denn wir alle sind potentiell Sterbende - und mit den Leuten, die offenkundig dem Tod näher sind als wir, besteht darin, diese Gifte zu heilen. Der Sinn des Lebens ist, diese Gifte zu heilen und so weit wie möglich zu erwachen.

Ist das mehr als das Dominostein-Prinzip, bei dem eine Reaktion eine weitere Reaktion hervorruft?

Ein bisschen ist es so, aber die Abhängigkeitsbeziehung ist sehr komplex. Wir haben in der Vorbereitung viel darüber gesprochen. Natürlich gibt es die Kausalität wie bei den Dominosteinen. Da ist die Kausalität sehr einfach: Es gibt eine Ursache, eine Wirkung. Die wechselseitige Abhängigkeit im Leben ist viel komplexer. Zum Beispiel kann man nicht sagen, dass ein Karma genau eine Auswirkung erzeugt.

Wenn man z.B. den Suizid als Karma nimmt, so hat er bei unterschiedlichen Personen nicht unbedingt die gleiche Auswirkung. Warum? Weil es eine ganze Menge andere Bedingungen gibt, die die Person begleiten, die Suizid begangen hat. Vielleicht hat sie z.B. unabhängig von diesem Suizid-Karma sehr gute Handlungen begangen. Auch das wird die Folgen ihres Suizid-Karmas beeinflussen. Deshalb sind die Menschen auch unberechenbar. Sie sind nicht determiniert. Es gibt zu viele Ursachen und Bedingungen die ineinander einwirken, d.h. man kann nie sagen: Aus dem heraus erwächst das. Es wird eine Tendenz zu diesem oder jenem Resultat geben, aber es hängt auch von anderen Faktoren ab.

Mehr ist die Wiedergeburt nicht?

Nein. Was soll es denn deiner Meinung nach mehr sein?

Auf keinen Fall mehr!

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