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WAHRNEHMUNG

 


Gibt es eine andere Realität als die, die wir sehen können?

Nein, es gibt keine andere Realität, aber es gibt eine andere Art, sie zu sehen.

Ich frage mich, ob eine beobachtbare Wirklichkeit jenseits unserer Täuschungen und persönlichen Wahrnehmungen besteht?

Wir können die Wirklichkeit nur durch unsere Sinnesorgane und unser Bewusstsein wahrnehmen, d.h. durch unsere fünf Skandas, durch den Körper, die Empfindungen, die Wahrnehmungen, die geistigen Strukturen und durch das Bewußtsein. Man kann die fünf Skandas so arbeiten lassen, daß sie eine täuschende Wahrnehmung der Wirklichkeit produzieren, dass wir durch unsere Anhaftungen, Täuschungen und Leidenschaften die Wirklichkeit nicht so sehen, wie sie ist, sondern so wahrnehmen, wie wir sie gerne hätten. Wie einen Traum. Oder man kann die fünf Skandas benutzen, um Zazen zu machen und durch Zazen hindurch in eine andere Funktionsweise des Bewußtseins einzutreten.

Wenn man davon spricht, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, bedeutet dies, sie so zu sehen, wie Buddha sie gesehen hat. Die Realität als solche ist nicht faßbar. Aber die Wirklichkeit in einer realistischen Weise und nicht durch unsere Täuschungen hindurch zu sehen, heißt sehen, daß sie unbeständig ist. Die unablässige Veränderung aller Dinge ist eine grundlegende Wirklichkeit. Diese Unbeständigkeit hängt damit zusammen, daß alles, was existiert, miteinander verbunden ist. Dies impliziert, dass es keine feste Substanz, kein Ego gibt, denn da alles miteinander in Beziehung steht, gibt es keine autonome, selbständige Einheiten. Alles bezieht sich aufeinander und verändert sich. So lange man das nicht akzeptieren kann, d.h. so lange man sich daran klammert, daß unser Ego eine autonome Existenz hat und sich dieser Wirklichkeit, so wie sie ist, entgegen stellt, taucht das dritte Element der Wirklichkeit auf, das Leiden Das sind die drei Elemente der Sicht der Wirklichkeit, wie sie ist, die Buddha unablässig gelehrt hat. Die Wirklichkeit, so wie sie ist, bedeutet, daß sie unbeständig ist, ohne Substanz und Quelle von Leiden. Auf diese drei Elemente der Wirklichkeit kam Buddha ständig zurück.

Wir alle können das selbst wahrnehmen und bestätigen. Auch Buddha hatte Sinnesorgane. In der Weisheit seiner Meditation hat er die Wirklichkeit wahrgenommen, wie sie ist. Wirklichkeit an sich, ohne persönliche Wahrnehmung können wir nicht wahrnehmen, das geht schon von der Definition her nicht. Aber wir können die Wirklichkeit in Harmonie mit dem leben, was in Wirklichkeit geschieht. Wenn wir uns in Phantasmen flüchten, holt uns die Wirklichkeit, wie sie ist, irgendwann wieder ein.

Wir können unsere Einstellung bezüglich dieser Wirklichkeit ändern. Das genau ist der Weg Buddhas. Das ist das, was man das richtige Verständnis nennt, das ist der erste Weg des achtfachen Pfades. Ausgehend davon, gibt es die Praxis des Weges, die es uns erlaubt, sich dieser Wirklichkeit bewußt zu sein, sie umzuformen und mit mehr Weisheit zu leben, also das Leid zu lösen und den anderen zu helfen, es zu lösen.

Aber, was wir sehen, ist doch ein endloses Spiel unserer Täuschungen, ein Spiegel, in dem ständig Bewegung ist.

Das ist eine andere Frage. Man ist entweder Spielball seiner Täuschungen, oder man kann die Täuschungen durch die richtige Sichtweise erhellen. Das machen wir, wenn wir den Weg praktizieren. Es ist nicht so, dass wir, weil wir Zazen praktizieren, plötzlich keine Täuschungen mehr haben. Aber man wird sich immer mehr seiner Illusionen bewußt, man sieht sie nicht nur, sondern man gewinnt auch zunehmend Freiheit, ihnen nicht zu folgen.

Jeder von uns hat seine eigene Sichtweise. Keine ist wirklich richtig, und keine ist wirklich falsch. Es ist eine Ansammlung von unterschiedlichen Realitäten, und das schafft doch die Welt, in der wir leben.

Natürlich nimmt jeder einzelne durch seine Subjektivität hindurch wahr, durch seine eigene farbige Brille, wie Kodo Sawaki sagte, aber ich glaube nicht, daß jeder seine eigene Wahrheit hat. Jeder hat seine eigene Wahrnehmung, Du hast dein Gefühl, deine Einschätzung einer Situation. Das ist dann deine Wahrheit, aber das heißt nicht, das es keine gemeinsame Wahrheit, gibt auf die man sich berufen kann. Z.B. die großen Unterweisungen des Dharma Buddhas sind universelle Wahrheiten, sie sind nicht Produkt seiner Täuschungen, seiner Illusionen.


Ich möchte die Frage bezüglich der Wirklichkeit fortsetzen: In der Soto- und der Rinzai-Tradition ist die Rede davon, dass Schüler erwachen. Gibt es also eine Wirklichkeit?

Natürlich gibt es eine Wirklichkeit. Wir nehmen ja an ihr teil. Aber es gibt unterschiedliche Weisen, sie wahrzunehmen. Das Erwachen besteht darin, sie so zu sehen wie sie ist, ihre Unbeständigkeit, ihre Nicht-Substanz, und daraus die Konsequenzen zu ziehen und sich mit ihr zu harmonisieren. Man kann das anders nennen, z.B. ‘die Leerheit sehen’. Aber das ist nichts anderes, als die Natur der Wirklichkeit sehen.

Es gibt unterschiedliche Weisen, zu verstehen. Wenn du meinen Worten zuhörst, kannst du meine Worte verstehen. Auch Buddha hat Worte gebraucht, hat über die Leerheit, über die wechselseitige Abhängigkeit, über das Nicht-Ich gesprochen. Aber das wirkliche Erwachen besteht darin, daß man das tief in seiner eigenen Praxis spürt. Das ändert dann die Seinsweise, weil man sich mit dieser Wirklichkeit harmonisiert.

 

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