BuddhaWeg-Sangha Mitglied der Association Bouddhiste Zen d'Europe Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union |
|
Orte der Praxis Buchenwald-Sesshin Pressespiegel
|
VERTRAUEN
|
Heute Morgen hast du vom Hishiryo-Bewusstsein
gesprochen. Im Zen heißt es, wenn man ganz oben am Mast ist, soll
man noch einen Schritt darüber hinaus machen. Ist dieser große
Sprung ins Unbekannte nicht einfach, dass man seiner Intuition vertraut,
indem man alles vergisst, was man gelernt hat, alles was man weiß
und völliges Vertrauen ins Dharma hat?
Ja, aber dabei gibt es ein Problem: Um dem Dharma wirklich Vertrauen schenken zu können, müssen wir von all unseren Konditionierungen befreit sein, die dieser Intuition, der Transparenz im Weg stehen. Sie stehen zwischen unserem Bewusstsein und dem, was man Dharma nennt, der höchsten Wirklichkeit. Es besteht leider das Risiko, einen Gedanken, der durch ein vergangenes Karma konditioniert ist, für die Wahrheit, für die rechte Intuition zu halten. Das Hishiryo-Bewusstsein ist das Bewusstsein, das erscheint, wenn man in der Lage ist, all seine Konditionierungen aufzugeben: sein vergangenes Karma, die Vorstellungen, die man über das Dharma hat. Es ist das Bewusstsein, das jenseits allen Denkens ist. Um wahrhaft jenseits allen Denkens zu sein, ist eine gewisse Praxis, eine gewisse innere Arbeit erforderlich. Das passiert nicht einfach so. Man muss zugleich Vertrauen haben und wachsam sein, um seine Illusionen nicht für die Wirklichkeit zu halten. Es stimmt, was du sagst, aber damit es wirklich wahr ist und nicht zu einer Quelle des Irrtums wird, muss man eine Praxis des beständigen Loslassens verfolgen und Vertrauen haben. Wenn wir nicht darauf vertrauen, dass wir bereits das sind, nach dem wir streben und das wir realisieren wollen, funktionieren wir in der Dualität. Dann machen wir aus dem Erwachen, aus der Buddha-Natur ein Objekt, das außerhalb von uns selbst ist. Das wird zu einer großen Illusion, die erneut Dualitäten und Trennungen schafft. Vielleicht führt sie auch in eine Art von spiritueller Gier. Man will etwas, von dem man glaubt, dass es sich außerhalb von einem selbst befindet, anstatt es in einem selbst zu entdecken. Vertrauen ist grundlegend, aber man darf auch nie die Wachsamkeit und den Geist, der die Illusionen erhellt, aufgeben. Man darf nie glauben, dass man bereits am Ende angelangt ist. Im Erwachen gibt es zwei Aspekte, zwei Seiten. Man kann sagen, dass man zur Wahrheit erwacht, zur Wirklichkeit, so wie sie ist, zur Buddha-Natur, zu dem, was wir im Grunde wirklich sind. Aber gleichzeitig erwacht man dazu, weil man aus seinen Illusionen erwacht ist, weil man in der Lage war, sie zuerst zu erhellen und dann fallen zu lassen. Der Sinn unserer Praxis ist, beständig mit diesen beiden Seiten des Erwachens vorwärts zu gehen, und, wie Meister Dogen sagte, nie zu glauben, irgendwo angekommen zu sein, sich immer mitten auf einem unendlichen Weg zu sehen und ständig weiterzugehen. Im Genjo Koan sagt er: „indem man seine Illusionen erhellt und gleichzeitig in der gleichen Bewegung zur Wirklichkeit erwacht.“ Man muss vermeiden, erneut ein Risiko von Anhaftung zu schaffen, indem man glaubt, dass man definitiv die Wirklichkeit erfasst hat, dass man Buddha geworden ist. Alle großen Meister haben vor dieser Gefahr gewarnt, vor diesem Risiko, in etwas zu erstarren. Der wahre Weg ist fließend, Hishiryo ist die Flüssigkeit, nirgends verweilen, hi, darüber hinaus, über Buddha hinaus, über das Erwachen hinaus, immer weiter darüber hinaus in einer Bewegung, bei der man unablässig alles loslässt, was man glaubt, erfasst zu haben. Um das zu verwirklichen, braucht man ganz offensichtlich Vertrauen.
Wenn wir loslassen können, dann weil wir tiefes Vertrauen dazu
haben, dass wir bereits verwirklicht sind, dass wir bereits die Wirklichkeit
sind, nach der wir streben. Dies gibt einem Kraft und Vertrauen und
macht es möglich, all das loszulassen, was unseren Geist blockiert
und verhindert, wirklich in Harmonie damit zu leben. ----- Ich habe kein Problem mit dem Vertrauen in die Buddha-Natur. Für mich ist es aber schwierig, Vertrauen darin zu haben, auf dieser Welt zu existieren. Wenn man sieht, wie die Menschen sich gegenseitig behandeln, wie man mit der Natur umgeht, wie kann man da beides versöhnen? Umso wichtiger ist es, dass jeder seine Buddha-Natur verwirklichen kann. Wenn man die Buddha-Natur verwirklicht, erkennt man, dass es keine Trennung zwischen einem selbst und den anderen gibt, keine Trennung zwischen einem selbst und der Natur. Jemand, der dies verwirklicht hat, kann nichts Schlechtes mehr begehen. Ich verstehe deinen Zweifel und deinen Schmerz. Aber das einzige, was zu tun ist, ist so gut wie möglich die Praxis des Weges zu teilen, die es ermöglicht, darüber hinauszugehen und das Ver-trauen in die Buddha-Natur weiterzugeben. Das darf keine Vorstellung bleiben. Es muss zu einer umgesetzten Wirklichkeit werden. Auch durch das, was du unterweist, durch Körperarbeit, Yoga, Meditationspraxis in den Unternehmen. Du hast die Gelegenheit, die Menschen dahin zu öffnen. Das Schwierige dabei ist, dass ich selber Wunden habe. Die Wunden der anderen berühren die Wunden in mir. Damit kann ich nur schwer umgehen. Gleichzeitig ist genau das die Quelle des Mitgefühls. Gerade weil wir alle in uns eigenen Schmerz haben, können wir die Leiden der anderen verstehen. Wenn wir zu stark wären, ohne Emotionen, würden wir leicht dazu neigen zu denken, dass die Menschen, die leiden, sich in Illusionen befinden. Wir könnten ihren Schmerz nicht teilen. Deine Sensibilität tut dir weh, sie ist aber genau das, was es dir ermöglicht, dich den anderen gegenüber zu öffnen. Aber ich möchte auch von den anderen verstanden werden. Dafür ist es am besten, die anderen so zu behandeln, wie du selbst behandelt werden möchtest. Wenn man mit jemand vertraut redet und von seinen eigenen Illusionen oder Leiden spricht, berührt es den anderen und weckt in ihm den Wunsch, von seinen eigenen Illusionen und Leiden zu spre-chen. Das weiß ich alles. Aber dennoch … Du weißt das alles? Das entspricht genau dieser Geschichte: Selbst
wenn man das alles weiß, verwelken die Blumen - das tut einem
leid - und sprießt das Unkraut - das mögen wir nicht. Die
Emotionen, die du in diesem Moment hast, sind die Buddha-Natur, die
letzte Wirklichkeit. Du musst sie pflegen und nicht als illusorisch
verwerfen, sie völlig akzeptieren und ihnen erlauben, diese Öffnung
zu schaffen. Vor allem solltest du sie beibehalten, denn bei dir gibt
es offensichtlich bereits diese Öffnung. Du musst die kostbare
Seite deiner Emotionen sehen: Was kannst du mit ihnen machen, um mit
den andern weiterzugehen? Sie teilen! - Du wirst sehen, dass das, was
du hier tust, Auswirkungen haben wird. Es lädt zum Teilen ein.
|
Kontakt | Home | Juristischer Hinweis |