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VERANTWORTUNG

 

Wenn ich eine Handlung begehe, bin ich in einem juristischen und karmischen Sinn verantwortlich, weil ich die Konsequenzen einigermaßen abschätzen kann und meine Impulse kontrollieren kann. Es gibt aber Menschen, die können das nicht. Sie sind juristisch nicht verantwortlich. Sind sie karmisch verantwortlich?

Im Allgemeinen nein. Es gilt das gleich Prinzip. Die karmische Verantwortung hängt davon ab, dass die Person in der Lage ist, den Wert der eigenen Handlung einzuschätzen, und mit einer gewissen Freiheit handelt.

Der Begriff der karmischen Verantwortung ist sehr subtil, ein bisschen wie die juristische Verantwortung. Zum Beispiel wird jemand, der unabsichtlich einen Unfall herbeiführt, nicht ins Gefängnis geschickt: Jemand hat Blumentöpfe auf der Fensterbank stehen, und es kommt ein Böe. Ein Blumentopf fällt und tötet jemanden. Diese Person wird nicht ins Gefängnis geschickt, was sie würde, hätte sie den Blumentopf gezielt geworfen. Aber man kann ihr vorwerfen, fahrlässig gewesen zu sein. Sie hätte den Blumentopf besser sichern müssen, damit er nicht fallen kann.

Im Buddhismus gilt das Gleiche: Es gibt ein Karma, das mit der Nachlässigkeit verbunden ist. Selbst wenn man nicht bewusst eine schlechte Handlung herbeiführt, kann eine Nachlässigkeit eine Folge. In diesem Augenblick ist das Karma weniger schwer, aber es ist ein Karma, das Karma der Nachlässigkeit.

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Ich habe eine Frage zum Karma: Daß das, was ich schaffe, Auswirkungen auf mich hat, ist klar. Aber wenn mir ein Unglück widerfährt, das nicht direkt von mir kommt, ist das Zufall. Wenn z.B. ein Mensch durch Krankheit stirbt, den ich sehr gern mag, und ich sehr darunter leide, sehe ich keinen Zusammenhang zu meinem Karma von früher.

Weil die Ursachen des Karma sehr komplex sind, sieht man nicht immer die Beziehung. Und ich glaube, es ist nicht nötig, die Beziehung sehen zu wollen. Wenn man die Sichtweise des Karma, von Ursache und Wirkung, annimmt, hilft das sehr, das zu akzeptieren, was passiert, und daraus eine Unterweisung zu machen, eine Gelegenheit zu Erweckung und Befreiung. Wenn man denkt: ‘Alles ist absurd’, ‘Es gibt keine Ursache und keine Wirkung, für die man selber verantwortlich ist’, sieht man sich als Opfer. Diese Sichtweise hilft uns nicht vorwärts zu kommen.

Ich glaube, daß die Sichtweise des Karma vor allem den Verdienst hat, uns verantwortlicher zu machen und uns in die Richtung größerer Freiheit gehen zu lassen, indem man anerkennt, daß das, was uns passiert, an Ursachen liegt, und daß man, wenn man hier und jetzt anders handelt, als man früher gehandelt hat, neue Ursachen schafft, die neue, andere Wirkungen schaffen werden. Das heißt, es gibt eine Möglichkeit der Veränderung. Wir sind also nicht zu einem Schicksal gezwungen, denn wir haben unsere Verantwortungen. Ich glaube, daß das eine sehr positive Sicht ist, die eine große Hilfe in der Praxis des Weges und des Lebens allgemein ist. Selbst wenn man das nicht wissenschaftlich beweisenen kann.

Da das nicht nachgewiesen werden kann, kannst du es glauben oder nicht. Aber du kannst feststellen, daß dein Leben anders ist, je nachdem, wie du denkst. Ich glaube, daß die Gedanken letztlich nur den Wert haben, was sie uns leben lassen. Z.B. ist die einzige Funktion des Gedankens der Leerheit - eines Grundgedanken des Buddhismus, des Zen, des Mahayana - uns zu helfen, uns zu befreien.

Sprichst du von Ku?

Ja. Aber wenn man sich an Ku klammert, wird man der Gefangene von Ku. Alle Buddhas, alle Meister haben die Leerheit nur gelehrt, um den Leuten zu helfen, sich von ihrem Ego zu befreien. Ich glaube, für das Karma gilt das gleiche. Wenn du die Sichtweise des Karma annimmst, gibt dir das eine Lebensperspektive, die dir hilft, dich zu befreien. Wenn du diesen Begriff zurückweist, ist es schwieriger.

Man hat mir gesagt, Karma sei erblich.

Nein. Das ist völliger Unsinn. Es gibt kein erbliches Karma, und es ist auch nicht ansteckend.

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Es ist zwei Jahre her, dass ich das erste Sesshin gemacht habe. Neun Tage danach habe ich bemerkt, dass sich etwas verändert hatte. Ich habe bemerkt, dass es einen Pfad zurück in meine Vergangenheit, in meine Jugend gab. Bis zu diesem Zeitpunkt war es für mich nicht möglich zurückzugehen. Ich habe diesen Pfad gefunden und konnte wieder erleben, wie es war. Das war positiv für mich. Aber gestern habe ich gehört, dass du gesagt hast, dass jeder Mensch für alles verantwortlich ist, was in seinem Leben passiert, selbst für Dinge, die in der Jugend geschehen sind. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren, weil ich zurückschauen kann auf das, was passiert ist. Ich kann damit etwas Positives machen, aber ich bin nicht verantwortlich dafür. Das geht mir einfach zu weit. Meine Frage ist: Habe ich das richtig verstanden?

Die Dinge, die einem Kind passiert sind, hat das Kind häufig nicht gewollt, hat sie nicht wirklich bewusst ausgewählt. Aber auf dem Weg Buddhas denkt man, dass es nicht nur ein Leben gibt. Da liegt das Problem. Das heißt, dass selbst der Ort unserer Geburt, die Familie, in die man geboren wird, mit den Vorteilen dieser Geburt, aber auch mit ihren Nachteilen, Frucht eines vorangegangenen Karmas ist. Aber es ist nicht das Kind selbst, das für seine Geburt verantwortlich ist, sondern das Wesen, das dieser Geburt vorangegangen ist, dessen Fortsetzung die Geburt ist.

Es ist so, dass man erst ab dem Alter, wo man den Verstand entwickelt hat, entsprechend die Verantwortung für seine Handlungen und ihre Wirkungen übernehmen und damit entscheiden kann, etwas zu verändern oder sich etwas zu widersetzen. Vom Standpunkt der Unterweisung Buddhas aus muss man sich seiner selbst und der Konsequenzen seiner Handlungen bewusst sein, um verantwortlich zu sein.

Ein kleines Kind, ein Säugling, besitzt dieses Bewusstsein nicht. Darüber hinaus kann ein Kind auch Handlungen von Erwachsenen erleiden, ohne etwas gegen sie machen zu können, weil es zu schwach ist. Natürlich ist es nicht für die Handlungen der Erwachsenen ihm gegenüber verantwortlich.

Wenn ich also von der Verantwortung für unser Leben gesprochen habe, dann wollte ich einfach sagen, dass unser Leben nicht mit unserer Geburt beginnt und dass diese Geburt das Resultat eines vergangenen Karmas ist. Unsere Verantwortung in diesem Leben besteht darin, diese Situation umzuwandeln; gegebenenfalls, indem wir in eine Praxis wie die des Zen eintreten.

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