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VATERSCHAFT

 

Es geht mir um den Vater meines Sohnes. Er macht mich sehr ärgerlich.

Was wirfst du ihm vor?

Er kümmert sich nicht um seinen Sohn.

Was kannst du diesbezüglich tun?

Nichts. Ich denke, das ist es auch, was mich sehr traurig macht.


(lange Pause)

Ich kenne deinen Mann nicht. Aber du kannst deinem Sohn so viel Liebe wie möglich geben. Du kannst den Vater natürlich nicht ersetzen. Man müßte mit ihm sprechen. Vielleicht ihm helfen zu erkennen, an welchem Punkt sein Kind wundervoll ist. Ihm vielleicht ermöglichen, den Vaterstolz zu erleben, den er bislang wohl noch nicht tief genug empfunden hat.

Es ist vielleicht besser, wenn du nicht seine Schuldgefühle ansprichst, indem du sagst: „Du mußt dich mehr um deinen Sohn kümmern, es ist notwendig, daß du dies oder das machst.“ Sondern daß du ihm hilfst, in Kontakt zu kommen mit der Liebe zu seinem Sohn, die er in sich hat, die er aber vielleicht nicht ausreichend spürt. Dann bekommt er vielleicht Spaß daran, sich mit ihm zu beschäftigen.

Ich habe diese Erfahrung mit einem Mann gemacht, der sich geweigert hat, sein Kind anzuerkennen. Er wollte nicht von ihm reden hören, er wollte es nicht sehen. Während zehn Jahren hat er es nie getroffen. Eines Tages bin ich diesem Mann begegnet, und ich habe ihm gegenüber über seine Tochter gesprochen mit dem Enthusiasmus, den ich für sie empfand. Da hat der Mann zu weinen begonnen, wollte sie sehen und fragte, wo sie sei. Dann sind sie sich begegnet, haben eine Beziehung aufgebaut. Wenn ich ihm gesagt hätte: „Du bist ein schlechter Vater, du hast deine Tochter ja nie gesehen“, hätte ich ihm Schuldgefühle gemacht, und es hätte sich nichts geändert. Statt dessen habe ich in ihm den Wunsch geweckt, sie kennenzulernen.

Ich glaube, daß das für viele Bereiche der Existenz wahr ist. Um den Geisteszustand zu ändern, ist es wichtiger, in jemand einen Wunsch zu wecken, statt ihm Schuldgefühle zu machen.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber vielleicht zeigt es eine Richtung.


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