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UNVOLLKOMMENHEIT

 

Ich sehe sehr viele Leute, die sich bemühen, perfekt zu werden, und weil es Perfektion nicht gibt, kommen sie dort auch nicht an. Das macht sie traurig, sie werden wütend und aggressiv, gestresst, ängstlich. Ich frage mich, ob es nicht besser ist, die Unvollkommenheit zu suchen?

Machst du das?

Ja.

Ich habe nicht den Eindruck, dass dich das sehr in Stress bringt. Aber um noch weniger gestresst zu sein, ist es besser, überhaupt nichts zu suchen, noch nicht einmal das Unperfektsein. Einfach akzeptieren, dass man so ist, wie man ist. Das heißt nicht, dass man selbstzufrieden sein sollte. Selbst in der Praxis des Zen wird man sich auf natürliche Weise verbessern, wenn man auf natürliche Weise konzentriert ist. Aber man sollte das nicht als Ziel haben. Es ist wie ein natürliches Ergebnis, um das man sich nicht bemüht. Ansonsten ist es immer etwas, wonach man sich beurteilt. Man muss tief überzeugt sein, dass man so auf die Welt gekommen ist, wie man ist, und dass das so in Ordnung ist, dass es nichts Besonderen bedarf, um ein Recht zu leben zu haben. Es gibt Leute, die in ihrem Leben so funktionieren, als hätten sie kein Recht zu leben. Sie glauben immer, viele Dinge machen zu müssen, so als bekämen sie dadurch ein Lebensrecht. Das ist Ursache großen Leidens.

So ist es manchmal bei Leuten auf dem Weg, und das ist ein großes Hindernis. Sie haben den Wunsch, in die Perfektion, in die Vollkommenheit einzutreten, wie Buddha werden zu, und machen sich Vorwürfe, dort nicht anzugelangen. Das bedeutet völlig an die Idee verhaftet zu sein, die man sich von Buddha macht. Das führt häufig dazu, dass man, weil man sich selbst nicht akzeptiert, auch die anderen nicht akzeptiert. Das ist meiner Meinung nach einer der Gründe dafür, dass es in der Sangha viel Kritik gibt. Die Leute kritisieren sich viel. Das ist eigentlich überraschend in einer spirituellen Gruppe. Aber ich glaube, dass das damit zusammenhängt. Die Leute akzeptieren sich nicht so, wie sie sind, und akzeptieren dann umso weniger die Fehler der anderen, die sie an ihre eigenen Fehler erinnern. Das erzeugt häufig eine schwierige Atmosphäre.

Also ist es besser, es so zu machen, wie du es machst. Aber nicht ganz genauso. Akzeptiere einfach, dass du so bist, wie du bist. Und wenn du große Fehler hast, dann vermeide, dass diese Fehler Leiden um dich herum schaffen.

Meister Deshimaru sagte: „Versucht, eure Bonnos zu kontrollieren.“ Das bedeutet nicht, sie auszurotten, in einen reinen Zustand ohne Leidenschaften und Wünsche zu kommen, sondern in der Lage zu sein, sie fallen zu lassen, in dem man sich bewusst, wird, dass sie ein schlechtes Karma, Leiden für einen selbst und für die anderen schaffen werden. Das ist wichtig.

Diese Hoffung auf Geistesfrieden, auf Harmonie mit einem selbst, das Annehmen seiner selbst sollte aber nicht zur Selbstzufriedenheit bezüglich unserer Bonnos führen, die Leiden bei anderen auslösen. Die Hoffnung, vollkommen zu werden, ist ein Bonno. Aber auf die Unvollkommenheit zu hoffen und damit zufrieden sein, selbst dann, wenn sie Leiden um einen herum schafft, das sollte man ebenfalls vermeiden. Am besten ist der Weg der Mitte: seine Bonnos nicht unterdrücken, aber ihnen auch nicht folgen, in Bezug auf die Bonnos frei sein, manchmal sie akzeptieren: Ja, ich folge einem Bonno - wenn das keinen Schaden hervorruft, wenn es zum Beispiel schlechter wäre, das Bonno abschneiden zu wollen. Ich brauche dafür keine Beispiele zu geben, ihr könnt selber welche finden.


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