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SUBJEKT
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Wenn die Welt wechselseitig abhängig ist, was ist dann die Rolle und Bedeutung des Buddhisten? Wenn vor fünf Jahren etwas Zazen gemacht hat, das aussieht wie ich, und wenn jetzt etwas Zazen macht, das aussieht wie ich, und in fünf Jahren wieder: Was verbindet das? Selbst wenn man sich in jedem Augenblick aufgrund der wechselseitigen Abhängigkeit verändert, gibt es doch ein Gedächtnis. Man erinnert sich an das, was vergangen ist. Wenn man sich an das erinnert, was früher war, merkt man, dass sich etwas geändert hat, dass es kein festes Ego gibt, kein stabiles Subjekt. Aber es gibt eine Verbindung zwischen den unterschiedlichen Erfahrungen: das Gedächtnis. Aber auch das Gedächtnis ist nichts Permanentes. Die Erinnerung verändert sich ebenfalls, aber nicht völlig. Wenn man abends einschläft und morgens aufwacht, ist es nicht genau die gleiche Person, nicht genau das gleiche Subjekt, aber auch nicht jemand völlig anderes. Das Subjekt wandelt sich, das Ego wandelt sich. Da ist nichts, von dem man sagen könnte, dass es ewig existiert. Zum Glück übrigens: Da wir uns meistens in der Illusion befinden, könnten wir, wenn das Ich fest wäre, nicht erwachen. Wenn über den absoluten Aspekt nachdenken möchte, ist das Subjekt eine Folge von dharmischen Positionen. Es ist wie ein Koordinatenkreuz, in der Mitte ist ein Punkt. In einem Augenblick ist der Punkt hier, dann ist er da, dann ist er dort. Das ist die wechselseitige Abhängigkeit. Dieses Netz der Wechselbeziehungen schafft eine Situation, die das Subjekt konditioniert, das Ego konditioniert. Wenn sich in dieser Wechselbeziehung etwas ändert, ändert sich auch das Ego. Aber es ändert sich nicht alles zur gleichen Zeit. In unserem Körper z.B. sterben in jeder Sekunde mehrere tausend Zellen und mehrere tausend Zellen werden geboren. Auch unser Gehirn ändert sich ständig. Aber die Gesamtheit ändert sich nicht auf einmal. Es gibt da eine Kontinuität. Ist es nicht mehr als die Erinnerung? Die Erinnerung allein bewirkt ja nicht, dass ich morgen wieder Zazen mache. Nicht nur die Erinnerung. Es sind auch die fünf Aggregate: Körper, Empfindung, Wahrnehmungen. Im Aggregat ‚geistige Erzeugungen’ gibt es nicht nur die Erinnerung. Die Erinnerung schafft das Band mit der Vergangenheit. Aber Bodaishin, der Geist des Erwachens, ist ebenfalls Teil des vierten Aggregats. Aber auch der Geist des Erwachens ändert sich. Er dauert an und ändert sich zugleich. Ich spüre, dass mein Geist des Erwachens nicht der gleiche ist wie vor 32 Jahren, aber es ist immer noch der Geist des Erwachens. Er nimmt eine andere Form an, drückt sich anders aus. Das ist eine heikle Frage, eine große Frage im Buddhismus: Wenn es keine feste Substanz gibt, was besteht dann fort? - Es ist die Wechselbeziehung, die fortbesteht. Und wie ich bereits gesagt habe, in der Wechselbeziehung ändert sich nicht alles auf einmal. Die Umwandlung geschieht nach und nach. Wenn du ein Foto von Dir als Baby betrachtest, ähnelt es nicht mehr deinem jetzigen Aussehen. Da gibt es einen großen Unterschied. Aber du vor einer Woche und jetzt, das ist fast gleich, da gibt es nicht viel Unterschied. Aber trotzdem, es ändert sich. – Warum fragst du? Die Frage tauchte gestern auf. Wenn alles aus Bedingtheit entsteht, kann das alles in einer kosmischen Weisheit sein, aber zufällig. Ich erlebe einen Antrieb in mir, ein Ich oder ein Ego, das sagt: „Mach Zazen!“ Es ist schwierig für mich, das zusammenzufügen und zu verstehen. Ich glaube nicht, dass es eine kosmische Persönlichkeit gibt, einen Willen außerhalb von uns, der uns sagt, was wir zu tun haben, keine Person oder Geist, der uns sagt: „Das musst du tun.“ Aber du kannst glauben, was du willst. Ich glaube nicht daran. Ich glaube, dass es eine kosmische Ordnung gibt, die man Dharma nennt, die nach ihren Gesetzen funktioniert. Diese Wirklichkeit, so wie sie ist, zieht uns dahin, sie zu verstehen sie anzuerkennen und uns mit ihr zu harmonisieren. Wenn wir das nicht versuchen, werden wir leiden. Uns treibt die Notwendigkeit an, uns mit der Wirklichkeit zu harmonisieren. Sich nicht mit der Wirklichkeit zu harmonisieren, ist sehr schmerzhaft. Wenn etwas nicht im Gleichgewicht ist, nicht in Harmonie, geht das nicht. Die Weisheit ist eher in uns, das Streben, uns mit der
kosmischen Ordnung zu harmonisieren, weil wir wahrnehmen, dass dort der
Schlüssel zum Glück liegt. Wenn wir nicht dahin kommen, werden
wir immer unglücklich und ängstlich, hoffnungslos und sorgenvoll
sein. Daher suchen wir nach Weisheit. Das kommt aus uns, aber aus uns
in Berührung mit der kosmischen Ordnung. Die kosmische Ordnung funktioniert
auch in uns. Wir sind ein Teil der kosmischen Ordnung. Das ist wie eine
Notwendigkeit, uns selbst zu erkennen.
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