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SCHWEIGEN

 

Vor zwei Wochen habe ich an einem fünftägigen Schweige-Retreat teilgenommen. Es hatte eine tiefe Wirkung auf mich. Ich hatte auch das Gefühl, dass es zu einer Vertiefung meiner Zazen-Praxis geführt hat und dass es mich dem näher gebracht hat, was du als "reinen Geist" bezeichnest. Ich möchte wissen, was du für Erfahrungen mit Schweigen gemacht hast und warum das Schweigen in der Tradition von Meister Deshimaru keine große Rolle spielt.

Ich mag die Stille. Ich mache jede Woche Sesshins und schweige stundenlang, außer wenn ich Kusen halte. Ich wandere auch gerne in den Bergen und schweige dabei sechs oder sieben Stunden lang. Aber ich glaube, dass es auch wichtig ist, mit den anderen zu kommunizieren. Für mich besteht nicht die Wahl zwischen Schweigen und Reden. Wichtig ist, was man sagen will, wenn man redet. Geht es darum, wirklich etwas Wichtiges zu sagen oder nur darum, das Schweigen zu unterbrechen?

Während eines Sesshins wollen wir die Teilnehmer nicht zum Schweigen verpflichten, aber wir bemühen wir uns, sie mehr Ruhe in die Sesshin zu bringen. Es ist z.B. besser, Samu soweit möglich schweigend auszuführen. Aber ich glaube, dass wirkliche Stille die Stille ist, die aus dem Inneren kommt. Man muss sie spüren. Wenn es eine Regel ist, die von jemandem aufgezwungen wird, ist es für manche sehr hart und schmerzhaft.

Ich war von einer Predigt Buddhas beeindruckt. Einige seiner Schüler kehrten - wie du -von einem Schweige-Sesshin zurück. Sie waren sehr stolz und erzählten Shakyamuni, dass sie die ganze Zeit geschwiegen haben. Buddha machte sich über sie lustig: „Das ist doch völlig überflüssig. Das ist doch nicht wirklich wichtig. Wirklich wichtig ist das innere Schweigen.“

Du kannst an einem Schweige-Retreat teilnehmen und dabei sehr, sehr viele Gedanken haben. Vielleicht sogar noch mehr, weil du sie nicht ausdrücken kann. Das führt natürlich zu einer besseren Beobachtung seiner Gedanken, aber ich finde das etwas extrem, wie zum Beispiel einwöchiges Fasten. Man legt sich eine sehr rigorose Disziplin auf, wie um etwas abzuschneiden. Ich finde es wichtiger, das Gleichgewicht herzustellen, indem man zum Beispiel vermeidet, Überflüssiges, Unwichtiges oder gar Schädliches zu sagen, Lügen oder Kritik zu äußern. Es ist viel wichtiger, dass wir unseren Geist beobachten, wenn wir uns ausdrücken. Es ist besser zu erwachen, indem wir den Geist beobachten, der reden will – Von was ausgehend reden wir? - anstatt uns strikten Regeln zu unterwerfen, die uns das Sprechen verbieten.

Ich habe z.B. überhaupt nicht den Wunsch, an einem Schweige-Sesshin teilzunehmen. Das interessiert mich nicht. Aber es interessiert mich sehr, darauf zu achten, was ich sage. Und natürlich nicht zu viel zu reden und auch der Stille zuzuhören.


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