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SCHMERZEN

 


Ich praktiziere jetzt 2 1/2 Jahre Zazen und habe während der Sesshin immer noch starke Schmerzen. - Was kann man gegen die Schmerzen beim Zazen machen? Gibt es irgendwelche Übungen, körperliche oder geistige, um sie zu erleichtern?

Anfangs hatte ich auch, wie alle, sehr starke Beinschmerzen, jahrelang. Und ich habe eine Übung entdeckt, die mir sehr geholfen hat. Ich habe sie schon lange nicht mehr gezeigt. Man setzt sich ohne Zafu hin, die Beine sind gesteckt, der Rücken ist gerade. Man legt einen Fuß auf den gegenüberliegenden Oberschenkel und wippt ihn auf und ab. Dann macht man es genauso, aber man hat das Bein im rechten Winkel, das bisher gestreckte Bein wandert näher zum Körper, der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel wird enger und schließlich legt man das Bein parallel. Das macht alles schön geschmeidig, sowohl die Hüfte, das Knie und den Knöchel. Dann gelingt einem normalerweise die Lotushaltung. Dafür muß man es natürlich ein paar Monate machen, mit Geduld täglich fünf Minuten, nach dem Bad. Du entspannst dich gut und dann machst du diese Übung. Wenn ich diese Übung zeige, sagen alle Leute: „Das ist sehr interessant“, aber niemand macht es. Denn niemand möchte sich die Zeit für die Übung nehmen.

Darüber hinaus besteht die beste Übung darin, täglich Zazen zu machen. Oft machen die Leute nur ein-, zweimal in der Woche Zazen, und wenn sie dann auf ein Sesshin kommen, ist es ein Schock für sie und sehr schwierig. Aber wenn du morgens und abends Zazen machst, ist ein Sesshin nicht so sehr von deinem Alltag unterschieden. Am besten ist es, wenn das ganze Leben wie ein Sesshin wird. Dann gibt es keinen Unterschied mehr.

Und wenn du trotz allem mal Schmerzen in den Beinen hast, kannst du es machen wie Bodhidharma, der sagte, man solle "das Mißgeschick offenen Herzens akzeptieren“, d.h. den Schmerz annehmen und sich nicht gegen ihn auflehnen, aus ihm die Gelegenheit machen, etwas zu lernen, ihn zu einer Quelle des Erwachens machen. Mit Hilfe des Schmerzes lernt man z.B. Geduld. Das ist eine Tugend, die sehr wichtig fürs Leben ist. Auch verhindert der Schmerz, daß du während Zazen schläfst. Darüber hinaus hast du während der Schmerzen nicht die Möglichkeit, an irgend etwas anderes zu denken. Der Schmerz befreit dich also von deinen komplizierten Gedanken.

Der Schmerz hat nicht nur unangenehme Seiten. Man kann sich bewußt werden, daß Schmerz abnimmt, wenn man sich ihm nicht entgegenstellt, sondern ihn akzeptiert. Auch das ist eine gute Lehre fürs Leben: das Vertrauen zu haben, daß man Schwierigkeiten, Schmerzen durchschreiten kann, ohne völlig zerstört zu werden. Das gibt Vertrauen, über Probleme hinauszugehen, nicht durch einen vom Willen gesteuerten Kampf, sondern durch ein Loslassen, indem man die Schwierigkeiten mit Sanftheit durchschreitet, mit einem sanften Geist, nicht mit einem Geist, der Widerstand leistet.

Vielleicht ist es nicht die richtige Einstellung, etwas unter seine Knie zu legen oder die Beine beim Zazen zu entkreuzen.

Tust du das ?

Bei diesem Zazen habe ich etwas untergelegt.

Und?

Es geht besser. Ich habe weniger Schmerzen.

Natürlich. Wenn du gar kein Zazen machen würdest, hättest du überhaupt keine Schmerzen. Auf diese Weise vermeidest du die Schwierigkeit, aber du löst nicht das tiefe Problem in deinem Geist. Das heißt, der Geist, der sich an die Schmerz-Freiheit anhaftet, wenn Schmerzen da sind; der Geist der nicht akzeptieren kann, daß das, was ist, so ist, wie es ist. Natürlich kann man alle Art von Vermeiden im Leben finden, aber durch diese Taktik des Vermeidens kann man nicht die wahre Befreiung finden, die wahre Heiterkeit.

Ein Sesshin machen, bedeutet nicht auf masochistische Art den Schmerz, das Leiden zu suchen, aber es ist eine Gelegenheit, in unserem Geist eine andere Antwort zu finden, die Fähigkeit eins zu sein mit dem, was ist. Wenn einem das nicht bei so etwas Einfachem wie Knieschmerzen gelingt - denn Knieschmerzen, das sind ziemlich leichte Schmerzen - wie soll man dann mit dem Schmerz umgehen, daß man eines Tages sterben muß oder die Leute verliert, die man liebt, oder nicht haben zu können, was man wünscht. Im Leben wird es immer etwas geben, das uns stört. Wenn man nicht fähig ist, die Realität zu akzeptieren, wird das Leben immer ein Kampf und immer eine Erwartung, daß das, was uns stört, endlich aufhört, daß die Abwesenheit, der Mangel aufhört. Aber die Zeit geht schnell um, das Leben geht schnell vorbei und am Ende befindet man sich vor seinem Sarg. Deshalb ist es dringend, daß man die tiefe Antwort hier und jetzt findet, keine kleinen Taktiken, Tricks, Keile unter den Knien.

Was auch der Preis sei?

Man muß sich die Knochen natürlich nicht brechen, man soll seinen Körper nicht verletzen, also nichts tun, was einen später daran hindert, Zazen zu üben. Man muß also in der Tat die Grenze spüren. Meister Deshimaru sagte immer: „Zazen darf keine Kasteiung werden.“ Also muß man fühlen, daß es in einem gewissen Moment vielleicht besser ist, die Beine zu entkreuzen. Aber es ist nicht die wahre Antwort. Man macht das nur, um zu vermeiden, daß man sich die Knie vielleicht schädigt und hinterher nicht mehr Zazen üben kann. Aber das wichtigste ist die Geisteshaltung.

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Welche Haltung soll man gegenüber körperlichen Schmerzen einnehmen?

Zuerst sollte man den Schmerz nicht als Feind oder Hindernis ansehen. Der Schmerz ist zu Beginn ziemlich normal. Er ist kein Hindernis für die Praxis: Die Zazen-Praxis besteht darin, zu lernen, allem ins Auge zu sehen, was während Zazen auftaucht, ohne sich von den Phänomenen, die auftauchen, stören zu lassen. Man sollte den Schmerz nicht zu sehr dramatisieren. Man beobachtet den Geist, der diesen Schmerz spürt. Man beobachtet die eigene Reaktion gegenüber dem Schmerz. So benutzt man den Schmerz, um sich selbst besser zu verstehen.

Es kann helfen, sich auf lange Ausatmungen zu konzentrieren. Die Ausatmung hat die Kraft, den Schmerz sehr schnell zu verringern. Das ist fast magisch. Wenn du das erlebst, hilft dir das auch im Alltag. Wenn man mit schwierigen Situationen, mit seelischem oder körperlichem Schmerz konfrontiert ist, erlaubt die Ausatmung, die Intensität des Schmerzes zu vermindern und so ein wenig Abstand zu gewinnen. Man kann sich der Situation stellen. Man ist nicht mehr völlig vom Schmerz überwältigt.

Man stellt sich dem Schmerz nicht entgegen und sagt: „Dieser Schmerz hindert mich daran, Zazen zu machen.“ „Wenn ich keine Schmerzen hätte, könnte ich ein gutes, ein richtiges Zazen machen und mich konzentrieren.“ Denn Zazen heißt, aufmerksam und konzentriert auf das zu bleiben, was passiert; sich selbst beobachten und loslassen durch die Phänomene hindurch, die auftreten.

Man haftet auch nicht an einem Zustand des Wohlbefindens. Es kann während Zazen auch geschehen, daß man sich sehr wohl, wie in Ekstase fühlt. Man sagt sich: „Ich habe das Satori.“ Man sieht ein großes Licht. Man sagt sich: „Das ist phantastisch! Wenn ich das nur behalten könnte!“ Zazen ist, sich bewußt werden, daß das alles Täuschung ist. Nicht dabei stehen bleiben, nicht anhaften. Denn der Sinn unserer Praxis ist unsere Befreiung; in der Lage zu sein, diese innere Freiheit zu finden. Die Fähigkeit, die Erscheinungsformen zu durchqueren, ohne sie zu verneinen, ohne sich unempfindlich zu machen, ohne aber auch mit Gewalt durchzuhalten, wie in einem Wettbewerb mit sich selbst. Das ist es auch nicht, ebenso wenig wie sich gehenzulassen. Es geht darum, den Weg mit Geschmeidigkeit zu finden. Dann wird der Schmerz eine Gelegenheit für die Praxis, wie ein Koan, wie eine Anregung, die euch anstößt, über euch selbst hinauszugehen.

Wenn der Schmerz aber zu heftig und geradezu zu einer Kasteiung wird, wenn da nur noch der Schmerz ist, trotz Ausatmung und allem, dann macht Gassho und entkreuzt die Beine. Zazen soll auch kein Wettbewerb mit sich selbst und gegen den Schmerz werden. Wenn es also wirklich zu schmerzhaft wird, dann machst du Gassho, machst die Beine auseinander, ohne dich allzu sehr zu bewegen und bleibst ein bißchen so sitzen, und nach einer oder zwei Minuten, wenn es besser geht, kreuzt du die Beine anders herum, machst Gassho und fängst wieder mit Zazen an.

Wenn man Gassho macht, verhindert das, daß man die anderen stört. Es zeigt, daß man die Konzentration im Dojo respektiert und daß man sich entschuldigt. Dann stört es nicht. Wenn es schwierig wird, kann man sich auch in den Gaitan setzen. Das ist der Bereich vor dem Dojo, wo man sich leichter bewegen kann. Er ist für die Leute reserviert, die größere Schwierigkeiten haben.

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Ich habe Schwierigkeiten, mich anzustrengen bei Dingen, die physische Schmerzen auslösen können. Ich laufe, aber ich weiß, wenn ich schneller laufen würde, würde ich müde und bekäme Schmerzen in den Beinen, also laufe ich nicht schneller. Diese Barriere ist immer da. Was kann man da im Leben machen, außer die Schultern zu entspannen?

Da gibt es keine festen Regeln. Es gibt überhaupt keinen Grund, wenn du Sport betreibst, daß du schneller läufst, als dir gut tut. Ich halte das für eine gesunde Reaktion. Man muß sich ja nicht Schmerzen zufügen wollen. Es ist wichtig, seine Grenzen zu respektieren.

Aber manchmal sollte man in der Lage sein, über seine Grenzen hinauszugehen. Das befreit, aber man muß das nicht systematisch machen. Auf systematische Weise die Anstrengung zu vermeiden, führt dazu, daß man schwach wird. Meister Deshimaru sagte oft, daß es in der modernen Gesellschaft zu viele Maschinen gibt und die Menschen daher sowohl physisch als auch nervlich schwach werden. Von Zeit zu Zeit sich physisch anzustrengen ist also gut, z.B. Bergsteigen. Wenn man nach einem schweren Anstieg auf dem Gipfel ankommt, genießt man die Landschaft viel mehr, als wenn man den Sessellift genommen hätte.

Es gibt also eine wirkliche Freude, die aus der Anstrengung heraus geboren wird. Ein Sesshin zu machen, Knieschmerzen zu haben und durch diese Knieschmerzen hindurch zu gehen, führt dazu, das wirst du sehen, daß du am Ende des Sesshin Freude empfinden. Wenn du in einem Sessel sitzend dieses Sesshin machen würdest, hättest du diese Freude nicht. Menschen haben ein Bedürfnis nach Herausforderungen.

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Welche Rolle spielen der Schmerz und die Schläfrigkeit in Zazen?

Manchmal scheinen sie Hindernisse für die Konzentration zu sein, vor allem die Schläfrigkeit. Zazen ist mühsam, wenn man schläfrig ist. Ob Schmerz oder Schläfrigkeit schlimmer ist, empfinden die Menschen unterschiedlich.

Was kann man in diesen Momenten tun? Wenn man müde ist, kann man einfach versuchen, wach zu werden. Es ist eine Gelegenheit zur Praxis. Zu viel Konzentration führt oft zu Müdigkeit. Wenn man zu sehr konzentriert ist, gibt es fast keine Gedanken oder Phänomene mehr, so dass man sich in einem Zustand der Leerheit befindet, in dem es keine Anregungen mehr gibt. Man kann dies physiologisch betrachten: Erst funktioniert das Hirn in Beta-Wellen, später in Alpha-Wellen, die immer länger werden. Der darauf folgende Zustand ist Schlaf. Man muss einen Zustand dazwischen beibehalten, zwischen Müdigkeit und Aktivität. Das ist Zazen. Wenn man bemerkt, dass man sehr müde ist, sollte man sich der Beobachtung zuwenden. Das heißt nicht, dass man über komplizierte Probleme nachdenken muss, sondern bedeutet zu versuchen, jede kleinste Erscheinung, die geschieht, wahrzunehmen und zu beobachten. In der Beobachtung sein heißt, sich zu fragen: 'Was geschieht gerade?’ und sogar die Schläfrigkeit zu beobachten.

Manchmal ist es eine gute Lösung, den Kampf aufzugeben und sich nicht mehr gegen die Schläfrigkeit zu wehren. Wenn man es nicht geschafft hat, seinen Geist durch Beobachtung anzuregen: Dann eben nicht! Wenn ich schläfrig bin, bin ich eben wirklich müde und schlafe. Akzeptieren, akzeptieren.

Dann passiert zumeist folgendes: Man schließt die Augen, gibt in der Haltung nach und schläft ein. Aber das dauert nicht lange, nur einige Sekunden und dann zuckt man zusammen. Wenn man dann aufwacht, ist man wirklich wach, jedenfalls wacher als vorher. Aber nach einer Weile schläft man wieder ein. Trotzdem ist es manchmal besser, zu akzeptieren. Selbst Schläfrigkeit ist eine Gelegenheit, die Praxis zu vertiefen. Das heißt, dass man mit dem praktiziert, was gerade da ist. Wenn eben gerade Schläfrigkeit da ist, muss man ein Mittel finden, um diese Schwierigkeit zu durchqueren. Auch kann man dabei seinen Geist beobachten, der in diesem Moment unzufrieden ist. Man sagt sich: „Verflixt! Zazen ist da, um zu erwachen und ich verbringe meine Zeit mit schlafen.“ Das Ego lehnt sich auf. Das kannst du beobachten und es kann dich erwecken.

Was war das andere? Der Schmerz? - Ich glaube, dieses Thema ist im Moment sehr aktuell. Gegen Ende eines Sesshin hat man oft Schmerzen im Knie oder im Rücken. Bei derartigen Schmerzen hat man oft den Eindruck, kein richtiges Zazen mehr zu machen. Es scheint nur noch den Schmerz zu geben. Man fragt sich, ob man nicht ein bisschen masochistisch ist. In diesem Moment erscheinen Zweifel.

Zwei Sachen kann man tun: Zuerst immer wieder zur Atmung zurückkehren. Es ist die beste Hilfe beim Schmerz. Wenn man starke Schmerzen hat, ist es schwierig, eine gute Haltung zu behalten, aber man kann sich immer auf die Atmung konzentrieren, insbesondere auf die Ausatmung. Die Konzentration auf die Ausatmung verringert deutlich die Intensität des Schmerzes und beruhigt den Geist, der sich gegen den Schmerz auflehnt. Dann erreicht man die grundlegende Zen-Haltung dem Schmerz gegenüber. Es geht nicht darum, ihn auszulöschen, sondern darum, ihn zu entdramatisieren. Das heißt, dem Schmerz nicht mehr zu ermöglichen, den ganzen Raum auszufüllen, sondern ihn in seine Schranken zu weisen.

Das Knie schmerzt: Da sind Schmerzen im Knie. Das heißt aber nicht, dass ich Schmerzen habe, dass ich Schmerz bin. Es ist eine lokale Erscheinung. Im Allgemeinen identifiziert man sich mit dem Schmerz. Selbst wenn er lokal ist, scheint man von ihm überflutet zu werden. Dank der Konzentration auf die Ausatmung kann man dem Schmerz wieder seinen Platz zuweisen.

Die tiefere Frage ist natürlich: 'Wer hat Schmerzen?’ - Viele Mönche sind mit dieser Frage erwacht und haben das Satori verwirklicht. Der berühmteste ist Gensha. Als er Seppo verließ, um eine Pilgerfahrt zu machen, stieß er mit seinem großen Zeh gegen einen Stein. Er sagte sich: 'In der Unterweisung ist alles Leerheit, auch dieser Körper ist Leerheit.’ Sicherlich hatte er Seppo zugehört, der wiederholt das Hannya Shingyo kommentiert hatte: Alles ist Leerheit, der Körper hat keine Substanz, in Ku gibt es weder Körper noch Geist, noch Empfindungen, nichts. Woher kommt also dieser Schmerz? Genau in diesem Moment erwachte er. Zuvor hatte er ein theoretisches Verständnis der Leerheit gehabt. Er hatte gehört, dass alles Leerheit sei, aber er war nicht Leerheit. In diesem Moment jedoch wurde er wirklich Leerheit, sonst wäre er nicht erwacht.

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Ich möchte dir von meinen Erfahrungen mit langen Zazen erzählen.

Aber mach es kurz… (Lachen)

Im Sesshin habe ich den Eindruck, dass der Schmerz zu einer Besessenheit wird, zum Allerwichtigsten. Nach einer halben Stunde oder einen Stunde wird es die Priorität, den Schmerz zu vermeiden.

Das ist die Priorität für dich!

Ja. Heute morgen sagtest du, man solle nicht nur achtsam sein, sondern die Haltung werden. Aber nach einer bestimmten Zeit ist der Schmerz derart stark, dass ich mich nicht mehr der Haltung hingeben kann, sondern einfach nur noch vermeiden kann, Schmerzen zu haben. Ich nehme dann eine Haltung des Kompromisses ein: so entspannt wie möglich und trotzdem den Eindruck erweckend, dass ich aufrecht sitze. (Lachen) Ich habe ein wenig den Eindruck, dass ich von der physischen Notwendigkeit geleitet werde, mich aufrecht zu halten, und dass es nicht mehr darum geht, es zu beobachten.

Auf jeden Fall hast du das ganz gut beobachtet. (Lachen) Es hat dich nicht daran gehindert, es zu beobachten.

Dies ist eine Arbeit, die ich auch danach machen kann.

Aber du hast in dem Augenblick nicht versucht, eine noch kräftigere Haltung einzunehmen. Versuch das mal. - Das, was du machst, ist völlig normal. Du kannst aber auch Gasshô machen und die Beine entkreuzen. Das ist völlig in Ordnung. Zazen soll keine Kasteiung werden. Genau deswegen, damit der Schmerz keine Besessenheit wird. Das ist die übliche Weise, wie man das Problem behandelt. - Aber es gibt eine viel tiefere Weise, mit dem Problem umzugehen. Das heißt, dann zu geben, wenn man nicht mehr geben kann. Das funktioniert. Versuch’s mal.

Darüber hinaus gehen?

Ja. Du sagst, dass du nur besessen bist, den Schmerz zu vermeiden. Aber viel wirksamer ist es, ihn zu akzeptieren. Dann wirst du der Schmerz selbst.

Das mache ich. Aber manchmal kommt der Zeitpunkt, wo ich den Eindruck habe, es geht mir darum, den Schmerz zu minimieren, um nicht die Beine entkreuzen und die Haltung verlassen zu müssen, um nicht explodieren zu müssen. (Lachen)

Es ist gut, den Schmerz zu minimieren. Denn die Schmerzen sind auf der Skala unterschiedlich hoch. Es ist eine sehr gute Beobachtung, wenn man feststellen kann, dass man die Stufen immer noch verändern kann. Das hängt wirklich von einem selbst ab. Zu lernen den Schmerz zu minimieren, heißt ihn zu entdramatisieren. Meister Deshimaru hat immer wieder wiederholt, dass es eine der wesentlichen Lehren von Zazen ist, den Schmerz so zu entdramatisieren, dass er kein Leiden wird. Das ist nicht nur wichtig, um schwierige Momente des Sesshins zu durchqueren, sondern man begegnet auch im Alltag immer wieder ähnlichen Situationen physischen, aber auch psychischen Schmerzes. Wenn man durch die Erfahrung der Sesshin gelernt hat, den Schmerz zu entdramatisieren und zu relativieren und ihn eher zu akzeptieren, als sich ihm zu widersetzen, kann man einen Weg finden, diese Schwierigkeiten auf viel leichtere Weise zu durchqueren. Das ist die Praxis des Weges.

Noch einmal: Die Praxis des Weges wird nicht das verhindern, was uns begegnet: Wir werden krank werden, altern und sterben. Aber der Weg lehrt uns, dem auf eine andere Weise ins Auge zu sehen. Das ist unsere Praxis. So kann die Erfahrung, die du während des Sesshins machst, selbst wenn sie schmerzhaft ist, umso tiefer sein.

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Wie begegne ich leichten, mittleren und sehr starken Schmerzen in Füßen und Kniegelenken?

Zunächst einmal ist es wichtig, den Schmerz zu entdramatisieren, das heißt ihn zu akzeptieren, um nicht in Konflikt mit ihm zu kommen. Sonst wird er zu Leiden. Wenn der Schmerz schwach ist, lässt man ihn einfach vorüberziehen, auch den mittleren. Bei einem sehr starken Schmerz macht man Gassho und entkreuzt die Beine. Das ist wirklich grundlegend: Zazen darf keine Kasteiung werden. Jeder hat seine Grenzen.

Durch Ausatmen kann man die Intensität des Schmerzes verringern. Man konzentriert sich darauf, tief auszuatmen und drückt auf die Eingeweide nach unten hin, sodass es unter dem Nabel eine Ausdehnung gibt. Die Energie, die sich dann im Hara konzentriert, erlaubt es, die Intensität des Schmerzes zu verringern. Das kann jeder, jede erfahren. Das könnt ihr ausprobieren. Das macht es möglich, dass man sich sogar bei sehr starken Schmerzen nicht bewegt. Einfach, weil die Schmerzempfindung sich verringert.

Also lege ich die Konzentration eher in den Bauch als auf die Stirn?

Ja, auf jeden Fall. - Das muss man auch dann machen, wenn man keine Schmerzen hat. Das ist die grundlegende Praxis von Zazen. Aber wenn man Schmerzen hat, muss man diese Konzentration unterhalb des Nabels intensivieren und vermeiden, Gedanken bezüglich des Schmerzes zu nähren. Wenn man an den Schmerz denkt, wird er ein Problem, wirklich großes Leid. Wenn man ihn nicht ignoriert, sich aber auch nicht mit dem Schmerz identifiziert – ‚In diesem Knie sind Schmerzen, aber es ist nicht mein Schmerz.’ – wird man von dem Schmerz nicht völlig überschwemmt.

Wenn mir in Sesshins, in denen ich sehr starke Schmerzen im Knie hatte, der Gedanke ‚Knieschmerz’ kam, habe ich das Wort ‚Schmerz’ durch ‚Wärme’ ersetzt. Anstatt mir zu sagen: „Ich habe Schmerzen im Knie“, habe ich mir gesagt: „Ich habe warm im Knie.“ Dann interpretiert man das Phänomen nicht mehr auf die gleiche Weise, und der Geist nimmt es anders wahr.


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