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SCHLÄFRIGKEIT

 

Meine Frage bezieht sich auf Shin jin datsu raku, Körper und Geist aufgeben. Und auch darauf, dass du sagtest, dass man alle Vorstellungen von Bemühungen im Zazen aufgeben muss. Diesbezüglich habe ich eine Schwierigkeit. Ich habe Extreme erlebt, d.h. Zustände von Kontin und Sanran. Ich strenge mich an, auf jeden Aspekt der Haltung konzentriert zu bleiben. Wenn ich mich der Atmung überlasse, neige ich dazu, die Augen zu schließen und meine Konzentration zu verlieren.

Du solltest nicht die Augen schließen. Auf keinen Fall sollte man die Augen schließen. Aber was ist deine Frage?

Wie kann ich diesen extremen Zustand von Kontin vermeiden? Was ist das richtige Aufgeben, die richtige Nicht-Anstrengung?

Ich habe nie gesagt, dass man sich nie bemühen sollte. Wenn man dazu neigt einzuschlafen, muss man sich bemühen, zur Konzentration zurückzukehren. Man konzentriert sich vorzugsweise auf die Einatmung, legt seine Aufmerksamkeit eher zwischen die Augenbrauen. Man ist mehr in einem Zustand der Beobachtung der Phänomene, die auftauchen. Das regt den Geist an.

Wenn man irgendwann in das andere Extrem kommt, die geistige Aufgeregtheit, sollte man sich bevorzugt auf die Körperhaltung konzentrieren und auf die Ausatmung in das Hara, den Bereich unterhalb des Nabels.

Das ist ein bisschen wie das Lenken. Mit Aufmerksamkeit fahren, weder zu weit links noch zu weit rechts. Es ist gut, das zu benutzen, aber es ist nur eine begrenzte Praxis. Denn da ist immer noch ein Ich, das dazwischen kommt und irgendetwas machen möchte. Diese zu willentliche Praxis ist nicht die wirkliche Befreiung. Zur gleichen Zeit kann man sich nicht entscheiden: „Jetzt möchte ich darüber hinausgehen.“ „Ich muss es jetzt loslassen.“ Das ist also sehr delikat. Sich einfach gehen zu lassen und einzuschlafen, geht nicht. Aber man darf sein Zazen auch nicht so zubringen, dass man sich zu sehr in einer bewussten Kontrolle befindet. Der Weg zwischen beidem ist sehr delikat.

Ich glaube, dass der Augenblick des Loslassens im Zen, das Aufgeben der bewussten Konzentration, nicht eine Entscheidung ist. Man kann Shin jin datsu raku nicht verwirklichen wollen. Man kann all seine Energie und Aufmerksamkeit in die Praxis legen und dann aufhören, bewusst daran zu denken. Und zulassen, dass Zazen uns zieht und uns unsere dualistische Denkweise aufgeben lässt. Dafür ist es anfangs notwendig, eine ausreichend starke Konzentration zu verwirklichen. Deshalb sagt Dogen, dass es sowohl der Bemühung bedarf als auch des über die Bemühung Hinausgehens. Beide Aspekte der Praxis begleiten uns fortwährend. Automatisch, natürlich, ganz von selbst reicht nicht.

Am tiefsten ist es jedoch, zu verstehen, dass es letztlich nichts zu kontrollieren gibt, dass selbst Sanran und Kontin Zustände ohne Substanz sind; dass sogar man selbst, der sich bemüht, eine gute Zazenpraxis zu haben, ohne Substanz und ohne Ego ist. In dem Augenblick gibt es keine Anhaftung mehr, selbst Sanran, selbst Kontin vergehen. Man kann mit Sanran und Kontin praktizieren. Das heißt alle Dualität aufhalten. Das heißt, wenn ein Mönch schläft lässt man ihn schlafen. (Lachen im Dojo) Es gibt Meister, die das gemacht haben. Aber es ist gefährlich, denn es setzt bereits eine sehr tiefe Praxis voraus.

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Welche Rolle spielen der Schmerz und die Schläfrigkeit in Zazen?

Manchmal scheinen sie Hindernisse für die Konzentration zu sein, vor allem die Schläfrigkeit. Zazen ist mühsam, wenn man schläfrig ist. Ob Schmerz oder Schläfrigkeit schlimmer ist, empfinden die Menschen unterschiedlich.

Was kann man in diesen Momenten tun? Wenn man müde ist, kann man einfach versuchen, wach zu werden. Es ist eine Gelegenheit zur Praxis. Zu viel Konzentration führt oft zu Müdigkeit. Wenn man zu sehr konzentriert ist, gibt es fast keine Gedanken oder Phänomene mehr, so dass man sich in einem Zustand der Leerheit befindet, in dem es keine Anregungen mehr gibt. Man kann dies physiologisch betrachten: Erst funktioniert das Hirn in Beta-Wellen, später in Alpha-Wellen, die immer länger werden. Der darauf folgende Zustand ist Schlaf. Man muss einen Zustand dazwischen beibehalten, zwischen Müdigkeit und Aktivität. Das ist Zazen. Wenn man bemerkt, dass man sehr müde ist, sollte man sich der Beobachtung zuwenden. Das heißt nicht, dass man über komplizierte Probleme nachdenken muss, sondern bedeutet zu versuchen, jede kleinste Erscheinung, die geschieht, wahrzunehmen und zu beobachten. In der Beobachtung sein heißt, sich zu fragen: 'Was geschieht gerade?’ und sogar die Schläfrigkeit zu beobachten.

Manchmal ist es eine gute Lösung, den Kampf aufzugeben und sich nicht mehr gegen die Schläfrigkeit zu wehren. Wenn man es nicht geschafft hat, seinen Geist durch Beobachtung anzuregen: Dann eben nicht! Wenn ich schläfrig bin, bin ich eben wirklich müde und schlafe. Akzeptieren, akzeptieren.

Dann passiert zumeist folgendes: Man schließt die Augen, gibt in der Haltung nach und schläft ein. Aber das dauert nicht lange, nur einige Sekunden und dann zuckt man zusammen. Wenn man dann aufwacht, ist man wirklich wach, jedenfalls wacher als vorher. Aber nach einer Weile schläft man wieder ein. Trotzdem ist es manchmal besser, zu akzeptieren. Selbst Schläfrigkeit ist eine Gelegenheit, die Praxis zu vertiefen. Das heißt, dass man mit dem praktiziert, was gerade da ist. Wenn eben gerade Schläfrigkeit da ist, muss man ein Mittel finden, um diese Schwierigkeit zu durchqueren. Auch kann man dabei seinen Geist beobachten, der in diesem Moment unzufrieden ist. Man sagt sich: „Verflixt! Zazen ist da, um zu erwachen und ich verbringe meine Zeit mit schlafen.“ Das Ego lehnt sich auf. Das kannst du beobachten und es kann dich erwecken.

Was war das andere? Der Schmerz? - Ich glaube, dieses Thema ist im Moment sehr aktuell. Gegen Ende eines Sesshin hat man oft Schmerzen im Knie oder im Rücken. Bei derartigen Schmerzen hat man oft den Eindruck, kein richtiges Zazen mehr zu machen. Es scheint nur noch den Schmerz zu geben. Man fragt sich, ob man nicht ein bisschen masochistisch ist. In diesem Moment erscheinen Zweifel.

Zwei Sachen kann man tun: Zuerst immer wieder zur Atmung zurückkehren. Es ist die beste Hilfe beim Schmerz. Wenn man starke Schmerzen hat, ist es schwierig, eine gute Haltung zu behalten, aber man kann sich immer auf die Atmung konzentrieren, insbesondere auf die Ausatmung. Die Konzentration auf die Ausatmung verringert deutlich die Intensität des Schmerzes und beruhigt den Geist, der sich gegen den Schmerz auflehnt. Dann erreicht man die grundlegende Zen-Haltung dem Schmerz gegenüber. Es geht nicht darum, ihn auszulöschen, sondern darum, ihn zu entdramatisieren. Das heißt, dem Schmerz nicht mehr zu ermöglichen, den ganzen Raum auszufüllen, sondern ihn in seine Schranken zu weisen.

Das Knie schmerzt: Da sind Schmerzen im Knie. Das heißt aber nicht, dass ich Schmerzen habe, dass ich Schmerz bin. Es ist eine lokale Erscheinung. Im Allgemeinen identifiziert man sich mit dem Schmerz. Selbst wenn er lokal ist, scheint man von ihm überflutet zu werden. Dank der Konzentration auf die Ausatmung kann man dem Schmerz wieder seinen Platz zuweisen.

Die tiefere Frage ist natürlich: 'Wer hat Schmerzen?’ - Viele Mönche sind mit dieser Frage erwacht und haben das Satori verwirklicht. Der berühmteste ist Gensha. Als er Seppo verließ, um eine Pilgerfahrt zu machen, stieß er mit seinem großen Zeh gegen einen Stein. Er sagte sich: 'In der Unterweisung ist alles Leerheit, auch dieser Körper ist Leerheit.’ Sicherlich hatte er Seppo zugehört, der wiederholt das Hannya Shingyo kommentiert hatte: Alles ist Leerheit, der Körper hat keine Substanz, in Ku gibt es weder Körper noch Geist, noch Empfindungen, nichts. Woher kommt also dieser Schmerz? Genau in diesem Moment erwachte er. Zuvor hatte er ein theoretisches Verständnis der Leerheit gehabt. Er hatte gehört, dass alles Leerheit sei, aber er war nicht Leerheit. In diesem Moment jedoch wurde er wirklich Leerheit, sonst wäre er nicht erwacht.


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