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SAMSARA
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Ich frage mich, ob Zazen nicht irgendwie ein Mittel ist. Buddha spricht ja auch von den Wegen, aus dem Leiden herauszugehen. Andererseits hast du auch gesprochen, den Schatten oder die Wolken wegzuschieben. Kann man nicht einfach warten, bis die Wolken weggehen? Kann man nicht einfach sagen: „Okay, das ist Samsara.“ RR: Das sind zwei Fragen: die Frage der Mittel und die Frage, das Samsara zu akzeptieren. Natürlich kann man Zazen als ein Mittel ansehen, als eine Praxis, um den Geist zu befreien, um hier und jetzt zu sein, um den Dualismus aufzugeben. Aber wenn man sich zu sehr an Zazen als ein Mittel haftet, um das zu erreichen, muss man sich danach von Zazen befreien. Weil Zazen dann auch ein Objekt der Anhaftung wird. Das ist gefährlich. Das bedeutet, dass in diesem Fall nie eine Realisation gibt. Denn sie existiert nur hier und jetzt. Die Menschen haben Schwierigkeiten hier und jetzt zu sein, aber es existiert nichts anderes als hier und jetzt. Wenn man etwas macht, um etwas anderes zu erreichen, heißt das, dass unser Geist geteilt ist: Jetzt strenge ich mich an, um mich zu konzentrieren, um einen nicht-dualistischen Zustand zu erreichen, um zu lernen, hier und jetzt zu sein. Alle möglichen Arten von Zielen. Aber was geschieht in diesem Augenblick des Wartens? Man ist nur auf etwas anderes hin ausgerichtet, in Erwartung von etwas anderem. Das führt dazu, dass man sich unter Umständen sagt: „Ja, es ist vielleicht doch besser, das Samsara als Samsara zu akzeptieren.“ Natürlich ist das möglich. Aber man muss aufpassen. Denn was bedeutet es, etwas zu akzeptieren? Die meisten Menschen, die das Samsara als das Samsara akzeptieren, sind völlig im Samsara verhaftet. Zum Beispiel sind all die Leute, die Geld, Macht, Einfluss erlangen wollen völlig dem Samsara verhaftet. Sie sind damit beschäftigt, das Rad des Samsara zu drehen. Damit schaffen sie für sich selbst und andere viel Leid. Unsere Praxis besteht nicht darin, das Samsara zurückzuweisen, um das Nirvana zu erlangen, sondern es geht darum, aufzuhören immer etwas anderes erhalten zu wollen. Das heißt keine Trennung mehr zu schaffen, zwischen Samsara und Nirvana. Weder das Samsara durch Wünsche zu nähren, noch es abzulehnen und das Nirvana herbeizusehnen. Es bedeutet, einfach loszulassen, in allem absichtslos zu werden. In dem Augenblick, in dem man sich im Loslassen jeder Absicht befindet - sei es, das Samsara zurückzuweisen oder das Nirvana erhalten zu wollen - ist diese Praxis kein Mittel mehr für irgendetwas, sondern sie ist unmittelbare Realisation. Die Befreiung kommt nicht danach, sondern in dem Augenblick selbst ist Befreiung. Dann ist nicht mehr die Rede von Technik oder Mitteln, denn der Geist hat völlig jede Idee, Zazen für irgendetwas zu benutzen, losgelassen. Man sitzt einfach in Zazen. Man denkt noch nicht einmal an Samsara, an Nirvana oder daran irgendetwas aufzugeben. Man ist einfach völlig gegenwärtig. Man ist einfach völlig aufmerksam, völlig in Kontakt mit dem, was ist. Ohne etwas Besonderes zu erwarten, ohne besonderes Urteil. Das ist die grundlegende Praxis von Zazen. Das ist der erste Vers des Shin Jin Mei von Meister Sosan: „Den Weg zu verwirklichen, ist nicht schwierig. Man muss nur ohne Hass und ohne Gier sein, ohne Zuneigung und ohne Abneigung “, ohne Auswahl von Samsara oder Nirvana. Aber so zu praktizieren, ist kein Mittel. Das ist der Geisteszustand der Realisation. Da gibt es nichts, das man danach erwartet. Das ist die Praxis, die sich selbst genügt. Natürlich hat Buddha auch andere Praktiken unterwiesen. Aber alle diese anderen Praktiken, wie der Achtfache Pfad oder die sechs Paramita, enthalten die Zazenpraxis. Im Allgemeinen sehen es die Buddhisten so, dass Zazen eine Praxis, ein Weg innerhalb von acht Wegen ist, bzw. ein Paramita innerhalb von sechs Paramita. Aber in unserer Zen-Schule sieht man die Zazen-Praxis als die Quelle der sieben andern Wege. Zazen ist da nicht auf der gleichen Ebene. Es ist die Quelle. Zazen ist auch nicht auf der gleichen Ebene wie die fünf anderen Paramita. Natürlich sind die Paramita auch wichtig für die Zazen-Praxis. Wenn man z.B. die Gebote nicht respektiert, hat man ein kompliziertes Leben und ein schwieriges Karma. Dann wird natürlich auch die Zazen-Praxis schwierig. Um Zazen zu praktizieren ist es besser, die Gebote zu achten. Wenn man z.B. keine Geduld hat, ist es sehr schwierig, ein Sesshin zu machen. Man regt sich auf, sobald man ein wenig Schmerzen hat, man bewegt sich, man erträgt die Gruppe nicht. Das gleiche gilt für die Anstrengung. Alle Paramita sind auf Zazen bezogen, aber Zazen ist nicht auf der gleichen Ebene. Auch in der Geschichte Buddhas ist es so, dass er ausgehend von seiner Zazen-Praxis die acht Wege und die sechs Paramita unterwiesen hat. In unserer Praxis beginnen wir mit Zazen und danach empfängt man eine Unterweisung, man lernt, dass es sechs Paramita gibt. Die Gebote sind, wenn man dem Zen-Weg folgt, Ausdruck von Zazen und nicht etwas, das man auf der gleichen Ebene praktiziert wie Zazen. Wenn man Zazen tief praktiziert, ist es nicht so, dass man der Gebote bedarf, sondern man folgt ihnen ganz automatisch, denn sie sind Ausdruck von Zazen. Wenn man wirklich den Zazen-Geist lebt, kann man niemand anderen mehr töten. Man kann nicht stehlen, man kann nicht lügen, man möchte sich nicht vergiften. Es ist nicht so, dass man es nicht darf, sondern ausgehend von der Quelle, der Zazen-Praxis, ist es offenkundig, dass man diese Dinge nicht machen kann. Die Gebote entstehen aus Zazen. Ausgehend von seinem Zazen hat Buddha die Gebote unterwiesen. Man kann nicht sagen, dass Zazen eine Praxis neben anderen ist. Das ist der große Unterschied zu anderen buddhistischen Schulen. Das ist der Bereich, bei dem es auf Kolloquien, an denen ich teilgenommen habe, die meisten Diskussionen gab, wo ich immer den Eindruck hatte, dass das Zen sich von den anderen Schulen unterscheidet. Das gilt insbesondere für das Zen von Dogen, das seinen Schwerpunkt auf die Praxis-Verwirklichung legt. Das ist aber kein dogmatisches Detail. Für mich ist das essenziell, wirklich grundlegend. Denn das macht die Verwirklichung möglich. Ansonsten kann man alle möglichen Techniken üben, alle möglichen Mittel benutzen. Wenn man den Geist für eine Praxis benutzt, um irgendwo hinzukommen, geht man nicht in die Richtung der Befreiung, sondern wendet sich von ihr ab. Zazen fordert uns auf, alle Techniken loszulassen und nur zu sitzen.
Das ist keine Technik. Denn in dem Augenblick denkt man nicht: ‚Ich
sitze, um eins zu werden mit irgendetwas.’ Es gibt keinerlei Hintergedanken.
Man sitzt einfach nur. Shikantaza. Das muss man praktizieren. Ich glaube,
dass das wirklich die richtige Richtung ist, und dass man, solange man
das nicht praktiziert und realisiert hat, nicht wirklich zufrieden sein
kann. Dass man immer in der Bemühung und dem Abwarten verharrt
und immer unzufrieden ist, weil man spürt, dass da irgendetwas
ist, was nicht geht. D.h. man fährt in Wirklichkeit mit dem gewöhnlichen
Geist fort. Die Transformation hat nicht stattgefunden. Deswegen denke
ich, dass die wesentliche Rolle der Unterweisenden ist, besonders auf
diesem Punkt zu bestehen. -------- Während ich mein Rakusu nähe, frage ich mich, was diese vielen Reispflanzen, die ich da säe, wohl in einem oder in fünf oder in zehn Jahren machen. Wie werden sie wohl aussehen? Im Kusen ging es um Handlungen, die ins Samsara und nicht ins Freie führen. Bei manchen Handlungen, denke ich, weiß ich sehr gut, ob sie in Samsara oder ins Freie führen. Aber bei manchen, weiß ich es nicht, weil mir beide Möglichkeiten zu handeln gut erscheinen. Wie kann ich das herausfinden? Wenn du z.B. dein Rakusu nähst, indem du dann nicht daran denkst, was daraus in sechs Jahren werden wird, sondern indem du dich hier und jetzt auf jeden einzelnen Punkt konzentrierst. Wenn du denkst: 'Oh, jeder Punkt ist ein Reiskorn und dieses Reiskorn wird wachsen und ich werde eine gute Ernte haben. Aber vielleicht sind die Ernten auch nicht ganz so gut …’, dann denkst du an das Ergebnis. Das genau ist samsarisches Handeln, das ist in das Samsara gehen. Aber wenn du nicht an das Ergebnis denkst, sondern dich einfach konzentrierst, Punkt für Punkt, und nicht einmal daran denkst, dass du ein schönes Rakusu machst, ist jeder Punkt, den du machst, die Befreiung. Das gilt für alles, das ist nicht nur bei dem Nähen des Kesa so. Aber die Situation, auf die sich das bezieht, ist die, dass wir ein Kind haben, meine Frau und ich – sehr süß, und wir sind sehr glücklich damit – und meine Frau möchte jetzt, relativ schnell, noch ein Kind. Ich möchte es im Prinzip auch, aber ich weiß es nicht. Das heißt, es ist etwas, das sehr viel nach sich zieht. Ich glaube, wenn Männer und Frauen bei der Zeugung an die Konsequenzen ihrer Handlung denken, würde es nicht viele Geburten geben – unbewusst und natürlich ist besser. Das gleiche gilt für die Liebe.
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