BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

RITUALE

 

Wenn es darum geht, durch die Zazen-Praxis zu lernen, im Hier und Jetzt zu sein und loszulassen, wozu braucht man da so viele Rituale? Besteht nicht die Gefahr, dass durch das Befolgen dieser Rituale eine neue Anhaftung entsteht?

Gewiss, man kann überall Anhaftungen schaffen, und alles kann Objekt der Anhaftung werden. Da muss man aufpassen, das ist klar. Das menschliche Ego kann alles verderben. Man muss sehr wachsam sein, und besonders in jedem Augenblick auf die Qualität seines Bewusstseins achten, auf seine Beweggründe, wenn man etwas tut.

Eine Zeremonie macht man mit dem Mushotoku-Geist. Mit ihr lernt man wirklich, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Man macht keine Zeremonie für etwas, auf jeden Fall nicht für einen persönlichen oder egoistischen Zweck. Auch wenn die Zeremonie manchmal einem Gebet ähnelt, bittet man Buddha nicht darum, dass er einem etwas geben möge. Zum Beispiel machen wir heute Abend eine Kito-Zeremonie. Das Kito ist eine Bitte für die Gesundheit anderer.

Im Allgemeinen sind Zeremonien Gelegenheiten zu lernen, völlig im Hier und Jetzt zu sein, sogar noch mehr als Zazen, denn in Zazen kannst du der Wand gegenüber sitzen und ganz und gar nicht im Hier und Jetzt sein. Du kannst völlig in deinen Gedanken verloren und sonst wo sein. Aber bei einer Zeremonie musst du ganz im Hier und Jetzt sein. Sonst bleibst du stehen, wenn die anderen Sanpai machen, weil deine Gedanken irgendwo anders sind. Oder du vergisst, dich wieder aufzurichten und bist am Boden, wenn die anderen bereits wieder stehen. Das kommt vor, manche Menschen sind zerstreut.

Oder auch wenn man singt. Der Gesang ist völlig hier und jetzt. Jeder Ton, den man von sich gibt, muss im Einklang mit den anderen sein. Man ist ganz und gar jetzt und hier mit den anderen. Da kann man sich nicht vertun, wenn man singt. Man darf nicht über die Silben stolpern oder lauter singen als die anderen, weder schneller noch langsamer. Bei all dem ist es erforderlich, dass wir die Töne in einem hellwachen Zustand singen, um wirklich hier und jetzt in Einklang mit der Sangha zu sein.
Unabhängig vom Sinn der Worte, die wir singen, ist die Zeremonie eine ausgezeichnete Übung der Umsetzung der Konzentration des Hier und Jetzt von Zazen. Man lernt, vollständig in seinem Körper zu sein. Während der Zeremonie macht man Gassho und Sanpai. All das sollte harmonisch ablaufen, indem man völlig gegenwärtig ist, Körper und Geist in Einheit.

Es ist also eine gute Praxis, die man aber nicht übertreiben darf. Wenn man zu sehr den Zeremonien anhaftet, kann man dazu neigen, deren Dauer verlängern zu wollen. Aber man kann auch an Zazen haften und die Zazen-Dauer verlängern, wenn man im Kopf hat, den ganzen Tag Zazen machen zu müssen. Es gibt Leute, die nur Zazen machen wollen.

Alles kann zu einem Objekt der Anhaftung werden. Deshalb sage ich noch mal: Man muss wachsam bleiben und den Mushotoku-Geist haben, bzw. zum Mushotoku-Geist zurückkehren und den Weg der Mitte praktizieren, den ausgeglichenen Weg. Mushotoku ermöglicht die Praxis des Mittelwegs. Denn wenn man nicht mushotoku ist, ist man niemals zufrieden und will immer mehr. Alles wird zur Quelle der Gier. Auf dem spirituellen Weg kann dies zum Gegenteil der Befreiung führen, zu der er uns bringen soll. Daher muss man sehr wachsam sein.

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