BuddhaWeg-Sangha Mitglied der Association Bouddhiste Zen d'Europe Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union |
|
zurück zu |
REGELN
|
Natürlich muss es Regeln
geben in einer Gemeinschaft, aber muss man nicht aufpassen, dass man nicht
zu hart sich selbst und anderen gegenüber wird? Jeder versteht aufgrund
seiner Persönlichkeit die Regeln auf seine eigene Art. Ist es nicht
natürlich, dass die Vögel zwitschern und die Affen in den Bäumen
herum toben?
Auch die Vögel und die Affen haben Regeln. Sie folgen den Regeln ihres Lebens und ihrer Gruppe. Ein Vogel handelt wie ein Vogel, nicht wie ein Affe. Er folgt den Regeln der Vögel. Menschen haben das Verhalten der Tiere studiert; die Tiere haben ganz präzise Regeln. In manchen Aspekten sind diese präziser als unsere Regeln, z. B. was die Reproduktion betrifft. Das Problem ist aber nicht, sich um Vögel zu kümmern, sondern um uns selbst. Die Anhaftung an Regeln kann ein Hindernis für das Erwachen sein, vor allem wenn sie zu Starrheit führt. Aber nicht die Regel selbst führt zur Starrheit, sondern die Anhaftung an sie. Ich denke, man braucht Regeln, aber man muss sie flexibel benutzen und darf nie ihre Bedeutung vergessen. Sonst haftet man nur daran: 'Ah! So ist die Regel, und ich muss sie jetzt befolgen.’ Aber wenn man ihren Sinn versteht und praktiziert, dann ist die Regel eine Unterstützung und vereinfacht die Praxis. Wie du sagtest, braucht man Regeln in einer Gruppe. Zum Beispiel haben alle Tempel, alle Klöster auf der Welt Regeln, nicht nur die Zen-Tempel. Manche sind viel strenger als unsere. Ich war mal in einem Benediktiner-Kloster, da war es sehr streng. Aber die Regeln haben immer als Ziel, den Geist von seinen Anhaftungen zu befreien und uns zu erlauben, hier und jetzt so gegenwärtig wie möglich zu sein, und gleichzeitig unser Ego aufzugeben, das immer das tun will, was es gerade möchte und das uns daran hindert, uns mit den anderen wirklich zu harmonisieren. Deswegen ist die Regel doppelt nützlich: Sie hilft uns, die Konzentration zu verwirklichen, und sie ermöglicht uns, uns mit den anderen zu harmonisieren, weil alle die gleichen Regeln befolgen. Das ist nicht möglich, wenn jeder seinen eigenen Regeln folgt. Es geht aber auch nur gut, wenn man die Regeln flexibel befolgt. Man muss auch auf die anderen Acht geben und darf die Regeln nicht zu hart durchsetzen wollen. Man kann davon ausgehen, dass die Älteren, der Shusso, der Tanto, der Godo, der Tenzo, die Regeln besser kennen. Es geht aber nicht, dass die Leute, die eine Autorität haben, die Regeln streng durchsetzen. Das wäre fast ein Missbrauch. Wenn man aber eine Regel freundlich erklärt, wenn man sagt, dass sie hilft, aufmerksam zu bleiben, und die Leute nett korrigiert, wenn sie sich vertun, gibt es kein Problem. Aber manche Leute ziehen eine persönliche Macht daraus, dass sie die Regeln gut kennen. Dadurch haben sie eine Kontrolle über die anderen, und das ist nicht gut. Wenn die Regeln so benutzt werden, werden sie verfälscht. Man darf sich nicht vertun. -------- Buddha hat lange Zeit gezögert, Frauen zu belehren. Danach waren die Regeln, die man respektieren musste, in den Tempeln viel zahlreicher für Frauen als für Männer. Kannst du mir erklären, warum? Ich glaube, dass der Grund die Gesellschaft der damaligen Zeit war. Das ist eine alte Geschichte. Die Männer, die sich auf einem spirituellen Weg engagierten, hatten oft den Eindruck, dass die Frauen ein Hindernis waren. Denn sie waren mit ihren Wünschen konfrontiert. In der maskulinen Imagination wurden die Frauen immer als Verführerinnen gesehen, die die Männer vom Weg abbringen könnten. In der indischen Gesellschaft war das - fünf Jahrhunderte vor Christus - sehr stark. Aber noch stärker ist, dass Buddha über all diese gesellschaftlichen Widerstände hinaus gegangen ist. Er war wirklich der erste, der Frauen die Möglichkeit eröffnet hat, den Weg zu praktizieren, auf praktisch derselben Ebene wie die Männer. Zu dieser Zeit war das wirklich eine Revolution. Ich glaube, es ist wichtig zu sehen, was heute geschieht: Selbst wenn es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, glaube ich, dass Frauen genauso viel Gelegenheit haben zu praktizieren wie Männer. Natürlich ist es von Personen abhängig: Frauen fühlen sich häufig verpflichtet, auf die Kinder aufzupassen, sie zu erziehen. In der gegenwärtigen Sangha gibt es keine besonderen Regeln für Frauen, keine besonderen Verbote, die nur Frauen betreffen. Vielleicht nehmen Frauen dennoch wahr, dass es hier Unterschiede in der Behandlung gibt. Dann müssen uns die Frauen das deutlich machen, denn das ist nicht bewusst. Es gibt keine besonderen Regeln, keine besonderen Restriktionen für die Praxis der Frauen. Wenn man die Geschichte untersucht, kann man feststellen, dass es früher anders war. Aber dann muss man den sozialen Kontext betrachten und sehen, wie die Sangha damals funktionierte, in einer Gesellschaft, die ihre Vorurteile und Trennungen hatte. Ich glaube, dass die Sangha Buddhas die egalitärste aller religiösen Gemeinschaften war. ----- Woher kommen unsere Spielregeln? Aus der Tradition. Alle Spiele haben ihre Regeln, sonst kann man nicht spielen. Die Regeln des Soto-Zen, die Regeln für die Praxis im Dojo, wurden zuerst von Meister Hyakujo, einem chinesi-schen Meister, der nicht zum Soto gehörte, niedergeschrieben. Davor galten die Regeln die des Vinaya. Die Tempel waren damal häufig gemischt, und die Mönche praktizierten gemeinsam. Nach und nach haben sich die Tempel spezialisiert, und es sind die Regeln der Zen-Tempel entstanden. Ich glaube nicht, das Hyakujo die Regeln geschaffen hat, aber er hat sie in eine Form gebracht. Es sind die ältesten Zenregeln, die man kennt. Sie existieren nicht mehr als Dokument. Das ist verloren gegangen. Im zehnten Jahrhundert hat jemand Regeln geschrieben, die sich von den Regeln Hyakujos haben inspirieren lassen. Dogen hat sich von diesen Regeln inspirieren lassen. Es ist wie in allen religiösen Orden: Die Gründer stellen Regeln auf. Im Zen sind die Regeln immer auf ein Ort bezogen. Es gibt z.B. die Regeln von Eihei-ji. Drei Generationen später hat Keizan eigene Regeln für den Tempel Soji-ji geschaffen. Weil er in der Linie von Dogen stand, hat er sich natürlich von den Regeln Dogens beeinflussen lassen. Derzeit gibt es das Gyojii Kihan, das Buch der Regeln der Soto-Schule, vor allen Dingen, um die Rituale durchzuführen. Das gilt für japanische Zentempel. Für uns ist es ein bisschen schwierig. Also müssen wir es anpassen. Meister Deshimaru hat das gemacht. Wichtig ist, dass wir darin übereinstimmen, den gleichen Regeln zu folgen. Sonst können wir nicht spielen. Wenn es Leute gibt, die schummeln, die nicht den Regeln folgen, funktioniert ein Dojo nicht. Die Regeln sind nicht völlig willkürlich. Sie müssen ausreichend durchdacht sein, um der Harmonie und der Konzentration im Dojo zu helfen. Deshalb haben die Meister die Regeln geschaffen. Sie haben tief über die Beziehung nachgedacht, die besteht zwischen der Realisation des Erwachens und der Art und Weise, wie man praktiziert. Das gilt auch für christliche Orden: St. Benedikt hat Regeln aufgestellt. In seine Ordensregeln schrieb er das, was er für eine gute Art und Weise zu praktizieren hielt und für das Verhalten eines wirklichen Bendiktinermönches. Heutzutage haben viele Menschen Schwierigkeiten mit Regeln, weil wir heute übertrieben individu-alistisch werden. Jeder klammert sich an sein eigenes Ego, möchte sein eigener Meister sein und möchte nicht folgen. Einerseits ist das verständlich, denn als Individuum unterliegt man allem möglichen Druck der Gesellschaft. Also möchte man sich von Druck befreien. Aber die Erfahrung der Praxis des Weges zeigt, dass wirkliche Freiheit nicht daraus resultiert, dass man seinem eigenes Ego, seinen eigenen Impulsen, seinem eigenen Willen folgt, sondern daraus, dass man sich mit einer Regel harmonisiert, die das Loslassen des eigenen Egos ermöglicht. Aber diese Regel muss natürlich frei angenommen werden. Anders gesagt, den Menschen, die ins Dojo kommen, muss man die Regeln erklären, sie müssen sie verstehen und akzeptieren. Wenn sie mit uns spielen wollen, müssen sie ihnen natürlich folgen, sonst gibt es nur Unordnung. Gilt das auch für die Regeln der kosmischen Ordnung? Die grundlegende Regel der kosmischen Ordnung ist, dass alle Phänomene in Wechselbeziehung zueinander stehen. Das nennt man kosmische Ordnung. Wenn ich diese Regel nicht sehe, kann ich nicht mit dieser Regel spielen. Dann bin ich natürlich unglücklich. Die kosmische Ordnung ist letztlich das Dharma. Das sind die Gesetze, die die Funktionsweise aller Phänomene regieren. Buddha hat das in der Form von drei großen Gesetzen beschrieben: Unbeständigkeit, Wechselbeziehung und Abwesenheit von Substanz in allen Phänomenen. Das ist die kosmische Wahrheit. Das ist etwas, was nicht diskutiert werden kann. Das ist eine absolute Wahrheit. Wenn man davon wirklich überzeugt ist und alle daraus resultierenden Konsequenzen akzeptiert, realisiert man das Erwachen und das Nirvana, das Erlöschen Ursachen unserer Leiden. Das heißt, dass man sich wirklich mit dem Dharma, mit dem Gesetz der kosmischen Ordnung harmonisiert. Das bedeutet, Buddha zu werden. Die Regeln in einem Dojo regeln den Mikrokosmos des Dojos regeln. Das Dojo ist ein Teil des Kosmos, ein Teil des Universums, der eine bestimmte Anzahl von Personen zusammenbringt, die sich bemühen, sich mit der kosmischen Ordnung zu harmonisieren und die entdeckt haben, dass es besser ist, sich mit der kosmischen Ordnung zu harmonisieren, statt sich ihr entgegenzustellen. Um sich darin zu üben, sich zu harmonisieren, sind Regeln aufgestellt. Diese Regeln bewirken, dass man akzeptieren muss, dass man in Wechselbeziehung zu anderen steht. Man kann im Dojo nicht Individualist sein. Das stört. Die wechselseitige Abhängigkit ist im Dojo völlig offenkundig. Wenn z.B. Leute sich bewegen und nicht konzentriert sind, stören sie die Atmosphäre im Dojo. Wenn ein Sesshin schlecht organisiert ist, schafft das viele Probleme für die Praxis. Man sieht also sofort die Wechselbeziehung. Die Unbeständigkeit, könnte man sagen, geht in gewisser Weise in eine Gegenrichtung zu den Regeln. Aber die Regeln sind nicht permanent. Man kann sie entwickeln. - Ich finde interessant, wie sehr Menschen destabilisiert sind, wenn man Regeln ändert. Selbst wenn man sie nur ein bisschen umwandelt, einfach um eine übertriebene Anhaftung an die Form zu verhindern. Es ist wichtig, die Formen zu relativieren. Formen sind wichtig, aber man sollte sich nicht zu sehr an sie klammern. Also ist es auch wichtig zu zeigen, dass sie sich ändern können. Es ist gut, einen geschmeidigen Geist zu haben. Im Kosmos gibt es Geschmeidigkeit. Der Kosmos folgt nicht rigiden Gesetzen. Es gibt im Kosmos auch Chaos. Auch das existiert. Das ermöglicht den Wechsel und die Weiterentwicklung. Nicht nur Ordnung, auch ein bisschen Unordnung. Wenn wir nicht konzentriert waren, wurde Meister Deshimaru wütend. Wenn wir zu konzentriert waren, wenn die Atmosphäre zu ernst wurde, in den Zeremonien z.B., hat er Unordnung gestiftet, machte er Faxen.
|
Kontakt | Juristischer Hinweis |