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Fragen und Antworten

 

PSYCHOTHERAPIE

 

 

Im Unterbewusstsein gibt es Leiden, das auf die Kindheit zurückgeht und uns konditioniert, das in uns Blockaden errichtet und sich durch Sperrungen und Hemmungen manifestiert. Reicht die Zazen-Praxis aus, um Licht dorthin bringen zu können und es auszurotten? Oder sollte man Hilfe bei der Psychotherapie suchen?

Es kann nötig sein, eine Psychotherapie zu machen, um die Erwartung zu vermeiden, dass Zazen eine Psychotherapie ersetzt. Zazen ist keine Psychotherapie sondern geht darüber hinaus. Dennoch hat Zazen therapeutische Auswirkungen. Die wesentliche therapeutische Wirkung ist, das Leiden zu entdramatisieren, das heißt zu lernen, mit dem Leiden so zu leben, dass es keine Störung, keine Behinderung für das Leben darstellt.

Psychische Leiden machen vielen Menschen das Leben fast unmöglich und behindern sie enorm. Die Zazen-Praxis ermöglicht es, jedes Ding wieder auf seinen Platz zu stellen. Die Vergangenheit ist vergangen. Die Eltern, mit denen es vielleicht Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten gegeben hat, sind nicht die Personen, die mir gegenüber stehen. Im Allgemeinen projiziert man vergangene Ereignisse auf die Gegenwart. Die Zazen-Praxis lehrt, sehr schnell wahrzunehmen, was von einem selbst kommt, unsere eigenen geistigen Projektionen, unsere Gespinste, die nichts mit der gegenwärtigen Wirklichkeit zu tun haben. Das ist eine große Hilfe, reicht aber manchmal nicht aus.

Wenn man eine zu schwere, leidvolle Vergangenheit hat, in der es viele Auseinandersetzungen gegeben hat, muss man wirklich daran arbeiten und die Emotionen hervorholen, die mit dem zusammenhängen, was passiert ist. Dafür benötigt man eine Beziehung zu jemandem, der diese schmerzhafte Erforschung begleitet. Das ist nicht das Ziel von Zazen, aber manchmal steigen während Zazen Erinnerungen aus der Vergangenheit auf wie Luftbläschen im Wasser. In diesem Moment betrachtet man sie von dem Hishiryo-Bewusstsein aus. Das hilft, sie auf ihren Platz zu stellen und sie zu entdramatisieren. Daher reicht es oft, Zazen zu machen. Wenn Sie feststellen, dass es in Ihrer Zazen-Praxis wirklich sich wiederholende Leiden gibt, die zu einem Hindernis in Ihrem Leben werden, dann machen Sie weiterhin Zazen und versuchen Sie, diese Leiden irgendwo anders behandeln zu lassen.

Vergessen Sie jedoch nicht, dass Zazen darüber hinausgeht, die Leiden der Vergangenheit zu lösen. Es geht darum zu lernen, kein neues Leiden zu schaffen. Hier und jetzt lernen, in Einklang zu leben mit dem, was wir in Wirklichkeit sind. Was wir in Wirklichkeit sind, ist nicht auf unser vergangenes Karma, auf unsere Geschichte begrenzt. Es geht weit darüber hinaus. Zazen zeigt uns diese Dimension. Wenn man Zazen nur dazu benutzt, um zu versuchen, sein vergangenes Karma zu lösen, reduziert man seine Dimension. Das ist nicht richtig. Am Ende findet man sich in einer begrenzten Zazen-Praxis wieder und das wäre schade. Kodo Sawaki sagte, man dürfe Zazen nicht zu einer Cocktail-Tomate reduzieren, nicht dazu benutzen, sein Ego zu pflegen. Dann macht man aus Zazen eine Cocktail-Tomate. Zazen muss sich wirklich in seiner wahren Dimension entfalten. Sie müssen der höchsten Dimension von Zazen folgen. Diese Dimension kann sehr viele Illusionen und Leiden hinweg nehmen.

Ich finde, dass man es im Allgemeinen zu wichtig nimmt, sein Leiden lösen oder Negatives auslöschen zu wollen. Damit gibt man ihm viel Bedeutung, statt sich auf die weite, positive Dimension des Lebens eines jeden Augenblicks zu konzentrieren, die relativiert und alte Geschichten auf ihren rechten Platz zurückstellt und uns für eine anderen, viel wichtigere Dimension öffnet. Darauf muss man sich konzentrieren, wenn man Zazen praktiziert.


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