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PFLANZEN
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Wir haben gestern darüber gesprochen, dass alle fühlenden Wesen einen Geist haben. Du hast gesagt, dass Meister Dogen auch sagte, dass Pflanzen einen Geist haben. So habe ich das verstanden. Alle Wesen sind fühlende Wesen. Dass alle Wesen fühlende Wesen sind, kann ich nachvollziehen. Das kann ich mir auch bei Pflanzen vorstellen. Aber dass sie einen Geist haben, kann ich mir nicht vorstellen. Habe ich das richtig verstanden? Was denkt sich Meister Dogen dabei? Meister Dogen sagt: „Die drei Welten sind ein einziger Geist.“ Die drei Welten sind Geist. Alles ist Geist. Was sind die drei Welten? Die drei Welten sind die Welt der Wünsche, die Welt der Formen und die Welt ohne Formen. Das sind die drei Welten der Transmigration. Die drei Welten sind das, was vom Nirvana unterschieden ist. Das Nirvana ist jenseits der drei Welten. Ein Mönch, der das Paranirvana erreicht, wird nicht mehr in diese drei Welten zurückkehren. Die drei Welten sind die, in denen es die Phänomene gibt, Leid, Geburt und Tod. In einem Kapitel des Shobogenzo sagt Dogen, dass die drei Welten nur Geist sind, d.h. dass alles Geist ist. Bei allem Respekt, den ich vor Dogen habe, bin ich nicht nahe daran, die Dinge so zu sehen. Alle Wesen sind Buddha-Natur, ja. Auch Berge, Täler, Sterne sind Buddha-Natur, denn auch sie sind wechselseitige Abhängigkeit und Leerheit, ohne Substanz, also nicht grundlegend von uns unterschieden. Das hängt davon ab, welche Vorstellung man von Geist hat. Wenn man glaubt, Geist ist die Fähigkeit, bewusst zu sein, hat man nicht viele Beweise, dass die Pflanzen bewusst sind. Das ist ein bisschen heikel. Was denkst du dazu? Ich denke, dass Pflanzen kein Bewusstsein haben. Aber ich glaube, dass sie fühlende Wesen sind. Dass Pflanzen die Buddha-Natur haben, glaube ich auch. Ich glaube auch, dass manche Pflanzen schon weiter sind als wir. Sie haben schon alles aufgegeben. Es gibt einen großen deutschen Mystiker, Angelus Silesius, der sagte: „Die Rosen haben kein Warum?“ Deshalb sind die Rosen fortgeschrittener als wir. Die Existenz einer Pflanze, eines Berges ist ungeteilt. Der Mensch ist wie zerlegt, weil er ein Bewusstsein hat. Alle Bemühungen, die man macht, um Zazen zu praktizieren, gehen dahin, die Teilung zu überwinden, die unser Bewusstsein geschaffen hat. Weil man im Dualismus funktioniert, muss man große Anstrengungen auf sich nehmen, um die Nicht-Dualität, die Buddha-Natur wiederzufinden. Das ist der Grund, warum Christus die Lilie im Tal und Angelus Silesius die Rose als Beispiel nahm. Das ist die Manifestation der So-heit. Die Rose ist so, wie sie ist. Das ist auch der Grund, warum Buddha die Blume zwischen seine Finger nahm. Das ist für uns eine Aufforderung, diesen einfachen, nicht geteilten Geist jenseits des Mentalen wiederzufinden. Berge, Flüsse, Bäume sind auch in der Lage uns zu unterweisen. Mujo seppo bedeutet ‚nicht-fühlend’. Berge z.B. haben keine Gefühle, das heißt aber nicht, dass sie uns nichts unterweisen können. Denn auch sie sind Buddha-Natur. Dogen hat zwei Kapitel des Shobogenzo der Unterweisung der Berge und Flüsse gewidmet. Aber Blumen sind nicht erwacht. Um erwachen zu können,
muss man Täuschungen haben können. Wer keine Täuschungen
haben kann, kann auch nicht erwachen. Blumen sind jenseits der Täuschungen.
Wir sind nicht jenseits der Täuschungen und deshalb können wir
erwachen. Da ist der Unterschied.
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