BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

NONNE

 

 

Im Ordinations-Workshop haben wir über das Anforderungsprofil für Mönche, Nonnen und Bodhisattvas gesprochen. Es ging auch um die Vereinbarkeit von Familie und Ordination als Mönch und Nonne. Es wurde die Meinung vertreten, dass sich das in gewisser Weise ausschließt, zum Beispiel wenn man kleine Kinder hat.

Für mich ist es ein wichtiger Punkt wie die Sangha das Familienleben sieht. Wenn Regeln aufgestellt werden, was Mönche und Bodhisattvas mitbringen müssen, fände ich es im Sinne der Vielfalt schön, wenn es möglich wäre, eine Familie zu haben oder in einer Partnerschaft zu leben.

Ich möchte deine Meinung dazu wissen.

Ich denke, dass es für Mönche und Nonnen einfacher ist, keine Familie zu haben. Es ist einfacher, weil man nicht ständig gezwungen ist, zwischen Familie und Sangha zu wählen. Es ist unendlich viel einfacher. Es gibt zum Beispiel Leute, die gezwungen sind, morgen zu fahren, weil die Familie es nicht erträgt, dass sie neun Tage weg sind. Das Zölibat von Mönch und Nonne wird damit begründet, dass es einfacher ist, sich auf den Weg zu konzentrieren, wenn man alleine ist.

Aber man kann die Dinge auch unter einem anderen Blickwinkel sehen: Die Energie, die man in seine Familie steckt, ist eine Form der Praxis des Weges. Aber das setzt voraus, die Bindung an die Familie zu verändern, und auch, dass die Familie ausreichend erwacht ist. Ideal wäre es, wenn Menschen eine Familie gründen, die den Weg praktizieren. - Das geschieht in der Sangha: Es gibt Familien von Mönchen und Nonnen. Sie ermutigen und unterstützen sich gegenseitig in ihrer Praxis.

Wenn einer der Partner nicht praktiziert, muss man unablässig Kompromisse machen. Das muss man natürlich mit Weisheit tun und sich bemühen, in der Familie die Paramita zu praktizieren, insbesondere die Geduld.

Ich werde niemals eine Regel aufstellen, nach der Mönche und Nonnen nicht heiraten dürfen. Das hat mein Meister nicht verlangt und im Soto-Zen wird es auch nicht verlangt. Aber wenn man Mönch oder Nonne werden möchte, muss klar sein, dass, selbst wenn man eine Familie hat, eine starke Priorität in der Sangha und in der Praxis liegt. Man sollte hinterher nicht immer die Familie als Entschuldigung dafür nehmen, dass man nicht mit der Sangha praktiziert, sonst ist man kein wirklicher Mönch, keine wirkliche Nonne.

Aber man ist auch nicht verpflichtet, Mönch oder Nonne zu werden. Wenn man Mönch oder Nonne werden will, muss man wirklich tief spüren, dass die Praxis mit der Sangha das wichtigste in seinem Leben ist. Wenn man das denkt, ist man bereits Mönch oder Nonne. Wenn man nur die Ambitionen hat, den Titel ‚Mönch’ oder ‚Nonne’ zu haben, oder eine Position in der Sangha haben möchte und nicht den Geist hat, der das Dharma vor das Privatleben stellt, ist man ein falscher Mönch. Dann ist es besser Laienschüler oder Bodhisattva zu bleiben. Das ist viel klarer. Dann ist man nicht ständig im Widerspruch zwischen seinen Gelübden und der Wirklichkeit des Alltags.

Deshalb habe ich in den letzten Jahren gebremst. Früher haben die Leute, die Bodhisattva waren, die Bodhisattva-Ordination als eine niedere Ordination angesehen und die Mönch- oder Nonnen-Ordination als wirkliche Ordination. Sie wurden Bodhisattvas und haben sofort gedacht: ‚Nächstes Jahr werde ich Mönch oder Nonne.’ Das war fast automatisch.

Ich denke, das sollte man nicht mehr machen. Man sollte gut nachdenken, bevor man Mönch oder Nonne werden will: Meint man in der Tiefe seines Geistes, dass die Praxis mit der Sangha das wichtigste im Leben ist? Das muss man wirklich spüren und Vertrauen dazu haben. Das ist keine Verpflichtung. Man ist nicht verpflichtet, Mönch oder Nonne zu sein. Als Mönch oder Nonne zu leben, ist eine besondere Weise, seine Berufung als Bodhisattva zu erfüllen. Aber man kann seine Bodhisattva-Gelübde auch erfüllen, wenn man nicht Mönch oder Nonne ist.

Für mich ist die Bodhisattva-Ordination die wichtigste. Danach gibt es unterschiedliche Arten seinen Bodhisattva-Weg zu leben. Man kann ihn in der Gesellschaft leben oder in der Sangha.

Im Augenblick haben wir noch kein Kloster, um 100% als Sangha zusammenzuleben. Ich glaube auch nicht, dass das wünschenswert ist. Aber auch in dieser Situation muss, selbst wenn man ein Berufsleben oder ein Leben als Paar hat, die Priorität bei der Praxis mit der Sangha bleiben. Da braucht man viel Weisheit und Mitgefühl, um die Dinge kompatibel zu machen.

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Du hast gesagt, dass, wenn man sich zum Mönch oder zur Nonne ordinieren lässt, Zen das wichtigste im Leben ist, wichtiger als die Familie. Aber natürlich ändern sich die Dinge. Ich weiß nicht, ob das in 10 Jahren immer noch so ist. Ist es dann möglich zurück zu gehen und wieder Bodhisattva zu werden?

Das ist nicht nötig. Es ist besser, diesen Samen der Nonnen- oder Mönchs-Ordination zu behalten, wohl wissend, dass man z.Z. nicht wirklich Mönch oder Nonne ist, und den Wunsch zu haben, es so schnell wie möglich wieder zu werden.

Die Ordination zum Mönch oder zur Nonne ist endgültig. Wenn man zum Mönch oder zur Nonne ordiniert ist, ist das für immer. Das ist auch eine der Gründe, warum Meister Deshimaru und auch ich Mönche und Nonnen ordiniert haben, die nicht völlig bereit waren, Zen an die erste Stelle zu rücken. Wir haben es trotzdem gemacht, um eine Art Bindung zu schaffen. Wir haben uns gesagt, dass das ein Samen ist, der vielleicht irgendwann zu sprießen beginnt. - Aber ich denke, dass man den Samen auch verschwenden kann, wenn man ihn zum Beispiel auf Zement sät, auf schlechte Erde.

Möchtest du von deiner Nonnenordination zurücktreten?

Nein. Nicht jetzt, aber ich weiß ja nicht, was in 10 Jahren ist.

Niemand weiß das. - Aber es ist einer der Gründe für das Ablegen der Gelübde, unsere Entscheidung zu stärken. Man hofft, dass man nie seine Meinung ändert, Mönch oder Nonne zu sein. Natürlich weiß man, dass unser Geist sich ständig ändert. Wenn man sich als Mönch oder Nonne ordinieren lässt, gibt man sich eine zusätzliche Kraft, um den Geist diesbezüglich nicht zu ändern. Denn selbst wenn der Geist die Eigenschaft hat, sich zu ändern, schafft die Ordination als Mönch oder Nonne eine Verbindung zur Weitergabe von Buddha zu den Patriarchen. Das stärkt den Geist, der das Erwachen sucht. Wenn man manchmal zweifelt und anderen Sachen Vorrang in seinem Leben geben will, wird man oft nur, indem man sich in diesen Augenblicken klar wird, dass man Mönch oder Nonne ist, auf den Weg und zum Essentiellen zurückgebracht. Die Gelübde des Bodhisattva, des Mönches und der Nonne werden im Bewusstsein der Unbeständigkeit abgelegt, aber mit der Hoffnung, im selben Geist fortzufahren. Die Ordination hilft, in seinem Engagement beständig zu sein.

Man sollte sich aber, wenn man in bestimmten Momenten nicht wirklich eine Praxis von Mönchen und Nonnen hat, nicht zu sehr verurteilen und sich damit entmutigen. Denn in diesem Augenblick würde man sich selbst verachten. Das führt zu Leiden und manchmal dazu, dass man die Praxis ganz aufgibt, weil man die Schuldgefühle nicht erträgt. Wenn man mehr Mitgefühl mit sich selber hat, kann man besser akzeptieren: ‚In Ordnung, im Moment bin ich nicht ein wirklicher Mönch oder eine wirkliche Nonne. Ich kann nicht sagen, dass ich wirklich meine Gelübde erfülle. Aber ich hoffe, dass ich in der Zukunft zu einer stärkeren Praxis zurückkomme.’ Es ist besser, das so zu machen, als einen sehr eingefahrenen Geist zu haben, der auf die Weise des Alles oder Nichts funktioniert: ‚Wenn ich nicht fähig bin, eine gute Nonne zu sein, hör ich besser ganz auf.’ Es ist besser zu akzeptieren, dass es schwache Momente gibt, und das Vertrauen zu haben, dass die Situation sich ändern wird, gerade weil es diesen Samen der Ordination gibt.

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Ich habe manchmal Schwierigkeiten mit den Begriffen Mönch und Nonne, die in unserer Tradition verwendet werden, aber schon belegt sind. Das erweckt einerseits Assoziationen mit christlichen Mönchen und Nonnen, aber auch mit buddhistischen Mönchen und Nonnen, die wesentlich strenger leben als wir.
Ich habe oft das Gefühl, dass ich diesen Erwartungen nicht gerecht werden kann, und frage mich manchmal, ob es nicht besser wäre, einen neutraleren Begriff zu wählen.

Das ist nicht nötig. Man muss nur erklären, dass in unserer Zen-Tradition Mönche und Nonnen kein Gelübde der Keuschheit ablegen. Das reicht und ist nicht sehr schwer zu verstehen. Außerdem sind wir da nicht die einzigen: Protestantischen Pastoren, die Popen der orthodoxen Kirche, die Rabbiner - das sind drei wichtige religiöse Gruppen - haben nicht nur kein Keuschheits-Gelübde, sondern werden sogar ermutigt, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. Das hindert sie nicht daran, völlig auf ihre Spiritualität konzentriert zu sein. Es ist Teil ihrer religiösen Praxis, sich um ihre Familie zu kümmern.

‚'Monos', Mönch, bedeutet von der griechischen Etymologie her nicht nur ‚'allein sein', sondern auch ‚'eins sein'. Das ist die wichtigste ursprüngliche Bedeutung des Wortes, wirklich eins zu sein mit dem Weg, dem man folgt. Diesen Weg wirklich ins Zentrum seines Lebens zu stellen. Eins mit dem Dharma zu sein, mit der Wahrheit, zu der man erwacht und wirklich darauf konzentriert zu sein.

Zölibatär zu leben oder nicht, ist eine Lebensweise. Man kann finden, dass es besser ist, zölibatär zu leben, oder man kann es besser finden, verheiratet zu sein um dieses Leben, von dem ich gesprochen habe, zu führen. - Wenn man heiratet, sollte aber der Partner oder die Partnerin mit dem spirituellen Weg, dem man folgt, einverstanden sein, sie sollten ihn teilen, sonst wird es schwierig.

Aber ich glaube nicht, dass das schwierig zu erklären ist. Leute, die das nicht akzeptieren wollen, haben einen spirituellen Hochmut entwickelt: ‚'Wir sind überlegen, weil wir ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben.' - Genauso können Menschen, die die Kai sehr respektieren, einen spirituellen Hochmut entwickeln. Damit übertreten sie die Kai. Wenn man sich anderen überlegen fühlt, weil man die Kai strickt befolgt, verstößt man gegen sie. Den Geist zu respektieren ist wichtiger.

Mönch oder Nonne zu sein bedeutet eins zu sein, eins mit dem Geist Buddhas. Das ist nicht schwierig zu erklären. Und wenn die Leute es nicht verstehen oder es nicht verstehen wollen, bleiben sie halt bei ihrer Vorstellung von Mönch und Nonne. Darüber brauchst du nicht stundenlang zu diskutieren. Du musst nur Vertrauen haben, dass du eine wirkliche Nonne bist.

 

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