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NICHT-FÜHLENDE WESEN
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Du hast von ‚'nicht-fühlenden Wesen' gesprochen. Was ist ein '‚nicht-fühlendes Wesen'? Traditionell unterscheidet man fühlende Wesen, d.h. Wesen die Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die Fähigkeit haben, etwas auswählen oder abweisen zu können, und nicht-fühlende Wesen. In der Regel sind die fühlenden Wesen Menschen und Tiere. Man kann entsprechend der buddhistischen Kosmologie noch Wesen hinzufügen, wie z.B. die Gaki. Aber auch Wesen, die in der Hölle oder im Paradies wohnen, sind fühlende Wesen. Letztlich alle Wesen, die ein Karma haben, die also im Samsara transmigrieren. Das Samsara ist die Welt der fühlenden Wesen. Im Unterschied dazu ist das Nirvana die Welt der Buddhas. Das ist die traditionelle Sichtweise. Nicht-fühlende Wesen sind z.B. Berge, Flüsse, Sterne, … Sie haben kein Karma, keine Empfindungen, keine Möglichkeiten etwas auszuwählen oder abzulehnen. Durch seine Zazen-Praxis, durch das Verständnis seiner Buddha-Natur, ist Meister Dogen dazu gekommen zu sagen, dass alle Wesen die Buddha-Natur haben, dass es tief gesehen keinen Unterschied gibt, weil es eine tiefere Wirklichkeit gibt als das Karma und die Empfindsamkeit, die Auswahl oder Ablehnung erzeugen. Diese tiefere Wirklichkeit ist die Existenz in völliger Wechselbeziehung. Das ist der grundlegendste Punkt, in dem alle Wesen sich ähneln, der Punkt, den alle Wesen gemeinsam haben. Das ist die Essenz selbst der Existenz: die Tatsache in Beziehung zu existieren. Diese Wirklichkeit ist tiefer als Wirklichkeit der fühlenden Wesen mit ihrem Karma und ihrem Bewusstsein. Das ist der Punkt, wo die fühlenden und nicht-fühlenden Wesen sich ähneln und eine Einheit bilden. Das bewirkt, dass – im Geist von Zazen – man selbst und ein Baum, man selbst und ein Berg nicht getrennt, nicht unterschieden sind. Zen-Mönche haben durch ihre intensive Praxis diesen Sinn für die Nicht-Getrenntheit mit Wesen entwickelt, die man nicht-sensibel nennt, die aber selbst auch das Dharma ausdrücken. Deshalb sind Mönche oder Praktizierende auch erwacht, als sie eine Blume gesehen, einen Kieselstein oder einen Bergbach gehört haben. Eine Blume oder das Geräusch eines Bergbachs in einem Tal sind traditionellerweise nicht-fühlende Wesen. Aber in ihrer Wirklichkeit bringen sie völlig das zum Ausdruck, was wir mit ihnen gemeinsam haben, die völlige Wechselbeziehung, die Existenz ohne Substanz. Vielleicht zeigen sie es uns sogar besser als fühlende Wesen: Fühlende Wesen sind kompliziert. Sie vernebeln unsern Geist mit Wörtern. Aber eine Blume und ein Bergbach drücken direkt das Wesentliche aus, - wenn man es zu sehen versteht. Das ist jenseits des Unterschiedes zwischen fühlenden und nicht-fühlenden Wesen. Dies zu spüren ist sehr wichtig für unsere Beziehung zu der Welt, in der wir leben. Das bedeutet, dass alle Dinge der Natur uns erwecken können. Sie manifestieren dieselbe Essenz der Existenz wie wir, aber vielleicht noch auf eine direktere Art und Weise. Darum seid ihr eingeladen, die Natur zu kontemplieren. Oft ist das eine größere Unterweisung als die Sutren. Es gibt Leute, die nicht gerne Sutren lesen. Sie finden sie kompliziert. Dann geht in den Wald! Das ist eine sehr schöne Unterweisung. Er ist voll mit fühlenden und nicht-fühlenden Wesen, die hervorragend miteinander funktionieren. Bäume, Vögel, … sie funktionieren zusammen. Jedes Wesen kann uns erwecken oder zumindest dazu beitragen,
sofern man empfänglich ist. Zazen entwickelt diese Empfänglichkeit.
Umgekehrt gibt es uns ein Gefühl von Dankbarkeit, von Wohlwollen
allen Wesen gegenüber – nicht nur den fühlenden Wesen.
Das ist die wahre spirituelle Grundlage der Ökologie.
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