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Fragen und Antworten

 

NICHT TÖTEN

 

Ich habe eine Frage zum Gebot ‚nicht töten‘. Ist damit auch ‚töten durch Unterlassung‘ gemeint? Zum Beispiel wenn ich es unterlasse, Menschen zu helfen, die von einem Aggressor bedroht und getötet werden. Sollte ich es befürworten, dass ein Diktator wie Hitler oder jetzt aktuell in Syrien Assad getötet wird?

Das ist möglich. Aber nur ein Bodhisattva kann so etwas tun. Es ist genau der Fall, bei dem es erlaubt ist zu töten. Einem Bodhisattva ist es erlaubt, jemanden zu töten, wenn diese Person andere Menschen mit dem Tod bedroht. Wenn du dich zum Beispiel in einem Flugzeug befindest, das von einem Terroristen entführt wird, der es zum Explodieren bringen will, ist es möglich ihn zu töten, um damit zu vermeiden, dass er viele andere Menschen tötet. Das gilt noch mehr für einen Tyrannen, der sehr viele Menschen töten lässt. Natürlich ist das ein heikler Punkt, aber es ist der einzige Fall, in dem man bei dem Prinzip ‚nicht töten‘ eine Ausnahme machen kann.

Wenn ein Bodhisattva einen derartigen Akt ausführt, hat das dann karmische Folgen für ihn?

Eine derartige Tat hat immer zwei Auswirkungen für den Ausführenden: eine negative Auswirkung, weil er getötet hat, aber auch eine positive Auswirkung, weil er viele Menschen gerettet hat. Wenn eine Handlung einen negativen und einen positiven Effekt hat, kommt in der karmischen Kausalität am Ende Null heraus. Es gibt viele ähnliche Fälle. Zum Beispiel ist es verboten zu stehlen, aber wenn während einer Hungersnot reiche Menschen Nahrung horten und arme Menschen vor Hunger sterben, kann man durchaus die Reichen, die nichts abgeben wollen, bestehlen. Diese Tat führt auch zu zwei karmischen Auswirkungen, einer negativen, weil die Person gestohlen hat, und eine positive, weil sie gegeben hat. Es gleicht sich etwas aus.

Auf jeden Fall darf man nicht an sein eigenes Karma denken, wenn man sich in so einer Situation befindet. Man muss aus Mitgefühl handeln. Selbst wenn das Ergebnis für einen selbst letzten Endes schlecht ist, wenn die negative karmische Auswirkung überwiegt, sollte dies einen nicht daran hindern, alles zu tun, um diejenigen zu retten, die vom Tod oder vom Hunger bedroht sind.

Diese Frage wurde oft angesprochen. Auch Dogens Schüler haben ihn bei informellen Gesprächen oft darauf angesprochen. Er hatte auch in diesem Sinn geantwortet.

In dieser Richtung hat der Buddhismus keine starre Moral. Die buddhistische Ethik berücksichtigt die Auswirkungen, die Ergebnisse. Es geht nicht nur um Gebote oder Prinzipien, sondern um das Ergebnis. Ein bekanntes Beispiel handelt von jemand, der während des letzten Krieges Juden bei sich untergebracht und beschützt hat. Wenn die Gestapo gekommen wäre und ihn gefragt hätte: „Beherbergen Sie Juden hier?“, hätte er nicht erst überlegen können, ob er lügen darf. Hätte er ja gesagt, wäre dies einem Todesurteil gleichgekommen. Nicht nur im Buddhismus, auch in der westlichen Ethik betrachtet man diese Art Aspekte. Man nennt sie die ‚Ethik, in der die Folgen bedacht werden‘.

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Gehe ich richtig in die Annahme, dass ein Bodhisattva, der dem Gebot ‚nicht töten‘ folgen sollte, kein Fleisch essen darf?

Es ist auf jeden Fall besser, Fleischkonsum zu vermeiden. Aber auch hier gibt es im Buddhismus kein absolutes Verbot. Aus gesundheitlichen Gründen kann jemandem empfohlen werden, Fleisch zu essen, zumindest für eine gewisse Zeit. Oder in manchen geografischen Regionen wie in Tibet ist es schwierig, die Erde zu bearbeiten. Dort kann man nur Tiere aufziehen, also wird dort eher Fleisch gegessen. Es gibt kein absolutes Verbot, aber es wird empfohlen, so wenig Fleisch wie möglich und am besten gar kein Fleisch zu essen. Die Gründe kennen wir alle: Der Genuss von Fleisch bedeutet, dass Tiere getötet werden, auch wenn wir es nicht sehen, weil wir diesen Vorgang nicht mitbekommen, da wir unser Fleisch heutzutage im Supermarkt fertig abgepackt kaufen.

 


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