BuddhaWeg-Sangha

Mitglied der Association Bouddhiste Zen d'Europe

Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union

 

 

zurück zu

Fragen und Antworten

 

MITTLERER WEG

 

Sind wir nicht auf der falschen Fährte, wenn wir vom mittleren Weg sprechen? Müsste es nicht eher heißen, dass wir den Weg der Nicht-Trennung oder des Darüber-Hinaus-Gehens praktizieren? Wenn man vom mittleren Weg spricht, schließt man dabei nicht oft die Extreme aus?

Nein, überhaupt nicht.

Was bedeutet dann „Mitte“?

Das ist der Weg, der die Extreme umfasst, der realisiert, dass die Extreme nicht getrennt voneinander existieren. Sie haben keine eigene Existenz, sie existieren nur gemeinsam. Man kann nicht nur die eine Seite auswählen, weil die eine Seite nicht ohne die andere Seite existiert. Der Weg der Mitte ist der Weg, der alle Dualitäten einschließt.

Genauer gesagt waren es zwei Sachen, die Buddha den Weg der Mitte nannte. Von der ersten sprach er bei seiner ersten Predigt in Benares. Da ging es um die Mitte zwischen zwei Extremen: einerseits überzogene Askese, Kasteiungen, die nicht zur Befreiung führen, andererseits die Suche nach allen möglichen sinnlichen Freuden, ein sehr materialistisches Leben, das auch nicht das wahre Glück darstellt. Damals sagte er: „Ich unterweise den Weg der Mitte, die Ausgewogenheit.“

Kurze Zeit später vertiefte er seine Unterweisung. Er erklärte, dass der Weg der Mitte weder Nihilismus noch Nichtvergehen bedeutet. – Es gab zu der Zeit zwei Glaubensrichtungen. Die einen glaubten, dass alles mit dem Tod verschwindet, dass danach nichts übrig bleibt. Buddha lehnte diese nihilistische Sichtweise des Daseins immer ab. Auf der anderen Seite gab es Menschen, die an ein ewiges, fortdauerndes Atman glaubten: Selbst wenn der Körper stirbt, lebt die Seele ewig weiter und bleibt unverändert. Für Buddha war das ein anderes falsches, schädliches Extrem. Was er den Weg der Mitte nannte, war das Verständnis der wechselseitigen Abhängigkeit, der Kausalität: Dies existiert, also existieren das. Nichts existiert ohne Ursache; es gibt ein ständiges Umwandeln. Nichts ist starr, nichts ist ewig fest und nichts verschwindet vollständig. Das heißt, dass man im Moment des Todes nicht zum Nichts zurückkehrt, sondern dass sich das Leben umwandelt. Das hat er den Weg der Mitte genannt: weder das Extrem des Nihilismus noch das Extrem des Nicht-vergehens.

Aber ist es nicht wichtig, auch für uns selbst, anzuerkennen, dass wir uns manchmal in Extremen bewegen? Es kommt mir vor, als würde man nie zugeben, dass Extreme auch ein Teil von uns sind.

Die Mitte existiert nicht ohne die Extreme. Die Mitte existiert nur in Bezug zu den Extremen. Und ein Extrem existiert nicht ohne das andere Extrem. Zum Beispiel existiert die Nacht nicht ohne den Tag. Der Tod existiert nicht ohne das Leben. Alles, was existiert, ist in wechselseitig abhängigen Beziehungen, und die Mitte existiert nur in Bezug auf die Extreme. Der Weg der Mitte heißt eigentlich, anzuerkennen, dass nichts alleine und nichts unabhängig existiert. Alles was existiert, und insbesondere das Leben, sind nur Beziehungen. Dies wird von den fortgeschrittenen Wissenschaften bestätigt. Zum Beispiel existiert die absolute Leere nicht. In der Quantenphysik hat man verstanden, dass das, was man Leere nennt, eigentlich Energie ist. Und Energie ist Beziehung.

Alles was existiert, existiert nur in Beziehungen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass es etwas Getrenntes gäbe. In Wirklichkeit hat man nie etwas Getrenntes gesehen. Das ist das große Gesetz der Existenz. Wenn man von Leerheit spricht, möchte man eigentlich sagen, dass es nichts Getrenntes gibt.

 

Kontakt   Juristischer Hinweis