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Fragen und Antworten

 

LIEBE

 

Was ist wirkliche Liebe?

Wirklich Liebe besteht darin, den anderen um des anderen willen zu lieben. Das impliziert, seine Freiheit und seine Bedürfnisse zu respektieren. Man macht aus dem andern nicht einen Gegenstand zur eigenen Befriedigung. Das heißt aber nicht, daß man nicht die Freuden des Lebens teilen kann. Man darf den anderen nur nicht als Objekt zur eigenen Befriedigung nehmen.

Also gibt es immer eine Anhaftung?

Ja, sicher. Wenn du deiner Frau sagen würdest ‘Ich hänge nicht an dir’, wird sie nicht besonders begeistert sein!


Während dieser Woche habe ich häufig die Worte „Mitgefühl“ und „Sympathie“ gehört, weniger das Wort „Liebe“. Ich wüßte gerne, wie du Liebe definierst. Wie kann man lieben ohne anzuhaften?

Wenn ich das Wort „Liebe“ nicht verwende, obwohl es ein sehr schönes Wort ist, dann deshalb weil es so vieldeutig ist. Wenn ich von Liebe spreche und die Worte „Mitgefühl“ und „Sympathie“ verwende, dann deshalb, weil diese Worte das ausdrücken, was für mich wirkliche Liebe ist: uneigennützige Liebe, Liebe, die keine Bedingungen stellt, die nicht erwartet, daß der andere uns Freude macht. Es ist die Liebe für den anderen, wirklich aus Sympathie für den anderen heraus.

In einer Familie, in einer Paarbeziehungen sind die Bande der Liebe sehr häufig Bande der Anhaftung. Das macht es sehr schwierig. Bei Paaren stellt man oft fest, daß sich Liebe innerhalb eines Jahres in Haß wandelt. Ein Jahr ist man zusammen, im nächsten Jahr schon getrennt. Wo ist in der Zwischenzeit die Liebe hingekommen? Das heißt, daß die Liebe mit mehr oder weniger egoistischen Bedingungen verknüpft war. Der andere befriedigte etwas in mir und deswegen liebte ich ihn. Jetzt befriedigt er das nicht mehr und jetzt liebe ich ihn nicht mehr. Das ist menschlich und von daher gesehen möchte ich das nicht kritisieren, aber ich würde es nicht als Liebe bezeichnen.

Weil man unter „Liebe“ alles mögliche vermischt, möchte ich diesen Begriff nicht verwenden. Das bedeutet nicht, daß Liebe keine Bedeutung für mich hat, sondern genau im Gegenteil: Ich bin auf der Suche nach der wirklichen Liebe. Ich glaube nicht, daß es in einer Familie, in einer Paarbeziehung unmöglich ist zu lieben, aber es ist schwierig. Denn da gibt es fleischliche, karmische Bindungen, die es sehr schwierig machen, uneigennützig zu sein. Es ist wichtig, mit der Kraft der Beobachtung und der Erfahrung zu sehen, was einen mit dem Partner oder der Partnerin verbindet. Oft spürt man von Anfang an, daß eine anormale Anhaftung dahinter steht, daß da sehr tiefe Dinge in uns berührt werden. Das bewirkt fast schicksalhaft, daß das ganze schlecht ausgehen wird. Wenn man das ein paar Mal erfahren hat, kann man stärker darauf aufpassen und sich das zu Beginn fragen. Der Anfangspunkt ist wichtig. Wirklich zu sehen: Was führt uns zu der anderen Person?

Aber es gibt keine Rezepte. Betrachte die Beziehung als Bestandteil des Weges. Also nicht nur als Gelegenheit, aus der Beziehung Befriedigung zu ziehen, sondern als Chance, sich gemeinsam auf dem Weg weiterzuentwickeln. Das ist auch möglich, wenn der andere nicht praktiziert, denn „praktizieren“ ist nicht zwingend „Zazen machen“. Ich glaube, alle wünschen in der Tiefe, sich weiterzuentwickeln, hin zu einer richtigeren Lebensweise, die in größerem Einklang mit unserer tiefen Existenz besteht. Wenn man das in der Beziehung in den Vordergrund stellt, ist es leichter, die Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn dann ein Konflikt auftaucht, kann man sagen: „Oh, das ist eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, gemeinsam, als Bestandteil unserer Praxis“. Das wird kein Hindernis für unsere Freude und man hat nicht Lust, alles zu zerschlagen.

 

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