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KONZENTRATION
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Ich habe von einem tibetischen Mönch gelesen der verschiedene Arten von Meditation machte. Da war zum Beispiel der offene Zustand. Das ist etwas, von dem ich glaube, dass ich es in Zazen erkenne. Das andere war die Konzentration auf einen Punkt. Ich kenne das in Zazen eigentlich nur als Grundlage, um besser mit der Beobachtung voranzukommen, aber nicht als Meditation auf einen Punkt über eine bestimmte Zeit. - Unterweist man das im Zen, um die Konzentration zu vertiefen? Nein. Das kann eine Übung sein, um in Zazen einzutreten, aber es ist nicht die wirkliche Zazen-Praxis. Zum Beispiel kann man sich, nachdem man die Zazen-Haltung eingenommen hat, auf einen einzigen Punkt konzentrieren, auf die Berührung der Daumenspitzen, insbesondere wenn man in Sanran ist. Wenn man zu sehr in Kontin ist, in Schläfrigkeit, konzentriert man sich auf den Punkt zwischen den Augenbrauen. Das kann man als Übung für einen Augenblick machen, aber Zazen ist Shikantaza und Shikantaza bedeutet, jeden Gegenstand aufzugeben. Das heißt, nicht mit einer Technik befasst zu sein. Einfach nur sitzen und einen offenen Geist haben. Sich an nichts klammern, an keinen einzigen Punkt der Konzentration, aber auch nichts zurückzuweisen. Das wurde auch von Buddha unterwiesen. Im Satipatthana, in der Praxis der Achtsamkeit, hat Buddha gelehrt, sich auf bestimmte Punkte zu konzentrieren, zum Beispiel auf den Körper und auf die Atmung, auf die Empfindungen, auf die Wahrnehmungen, auf den Geisteszustand und so weiter. Man soll auf das konzentriert bleiben, was Gegenstand der Konzentration ist. Wenn man sich zum Beispiel auf die Emotion konzentriert, einfach nur auf die Emotion konzentriert sein. Aber das ist eine Übung. Letztlich ist die Praxis der Achtsamkeit eine Praxis der völlig offenen Achtsamkeit. Völlig aufmerksam auf das zu sein, was auftaucht, ohne zu sagen: „Ich konzentriere mich jetzt nur auf Gefühle, nur auf Gedanken, nur auf den Körper.“ Das andere sind Arten, die Konzentration zu erlernen. Man sollte sie nicht als richtige Praxis ansehen. Aber wenn du Schwierigkeiten hast, dich zu konzentrieren und dich direkt auf all das konzentrieren möchtest, was auftaucht, so ist das nicht einfach. Um anzufangen ist es einfacher, sich auf einen Punkt zu konzentrieren. Deshalb habe ich oft empfohlen, sich auf die verschiedenen Punkte der Haltung zu konzentrieren und anschließend auf einen Punkt, z.B. auf den Daumenkontakt oder nur auf die Atmung, bis die Konzentration sich einstellt. Wenn der Geist dann einmal konzentriert ist, ist es besser, jeden Gegenstand loszulassen. Denn wenn das persönliche Bewusstsein nicht aufgegeben wird, wird es wieder genährt, sobald ein Gegenstand auftaucht. Das ist es, was das Samsara hervorruft, und das bleibt aktiv. Sobald es einen Gegenstand gibt, ist es keine wirkliche Befreiung. Deshalb ist die Praxis mushutoku, ohne Gegenstand, hishiryo, jenseits jeden Gedankens, jenseits davon, sich an irgendetwas zu klammern, Dies ist die Praxis, die in sich selbst Befreiung ist. Sobald man sich in Konzentrationstechniken befindet, ist man an der Peripherie der Praxis, nicht im Herzen der Praxis des Erwachens. Das ist eine Weise sich ihr anzunähern. Wenn du das Bedürfnis hast, das so zumachen, kannst du das, aber nicht zu lange. Zu Beginn des Zazen und vielleicht von Zeit zu Zeit auf einen Punkt zurückkehren, wenn es dir hilft konzentriert zu bleiben. Aber sieh das nicht als die wirkliche PraxisVerwirklichung an. Ich habe dieses Problem mit tibetischen Lamas diskutiert. Sie haben mit dem Tantrismus unterschiedliche Techniken geschaffen, die Gegenstände als Unterstützung verwenden und zum Ziel haben, der Meditation zu helfen. Aber manchmal führt das zum umgekehrten Effekt. Die Lamas sagen selbst, dass manche Leute sich zu sehr an die Objekte der Meditation klammern und kompliziert werden. Ein Lama, der mir das gesagt hat, schätzt die Einfachheit von Zazen. Er hat mich eingeladen in seinem Tempel im Südwesten von Frankreich ein Sesshin zu leiten. -------- Ich habe festgestellt, dass es in deiner Unterweisung oft zwei Sprechweisen gibt: entweder genug konzentriert sein, um zu beobachten, oder völlig absorbiert sein. In diesem Sesshin habe ich den Eindruck, dass es mehr ums Absorbiertsein geht. Sind das zwei Weisen, um über die gleiche Sache zu sprechen, oder ist das eine tiefer als das andere, oder sind das zwei sich ergänzende Weisen, Zazen zu machen? Letzteres. Es sind zwei komplementäre Weisen, Zazen zu machen. Aber beide sind erforderlich: Ohne ein Mindestmaß an Konzentration kann man nicht beobachten. Wenn man wirklich konzentriert ist, vernichtet die Kraft der Konzentration jedes Element der Beobachtung: es gibt niemanden mehr, der beobachtet, und nichts, das beobachtet wird. Das bewirkt ein unmittelbares Aufgeben des gewöhnlichen Geistes des Egos, des dualistischen Geistes und ist also die Gelegenheit, unmittelbar das Nirvana zu erleben, das Verlöschen der Dualität. Das Problem liegt darin, dass unsere geistigen Konditionierungen in uns tiefe Spuren hinterlassen und dass, selbst wenn diese Erfahrung ermutigend und stimulierend sein mag, sie oft nicht ausreicht. Denn man kann nicht immer in diesem Zustand der Absorbiertheit sein. Und wenn man nicht in der Lage ist, die Phänomene mit Weisheit zu betrachten, wird man die Tendenz haben, sich an diese Erfahrung der Absorbiertheit, an das Samadhi, zu klammern, zum Beispiel in einem Kloster leben zu wollen, wo man nie gestört wird und wo man diese Konzentration zu hundert Prozent leben kann. Aber das ist nicht der wirkliche Sinn unserer Praxis. Der Sinn unserer Praxis ist es, fähig zu sein, Bodhisattvas zu sein, also Wesen, die Mitgefühl praktizieren und keine Angst haben, von den Phänomenen der Welt gestört zu werden, die also innerhalb der Welt der Phänomene bleiben. Um in dieser Welt der Phänomene zu leben, bedürfen wir mehr als der Konzentration. Wir müssen ein tiefes Verständnis unserer selbst entwickeln. Das trägt dazu bei, die anderen zu verstehen, um dann den anderen und einem selbst besser helfen zu können. Dazu muss man die Beobachtung praktizieren. Beobachtung findet immer auf zwei Ebenen statt: Man muss die Mechanismen verstehen, aufgrund derer man in schmerzhafte Anhaftung verfällt, und man muss zugleich auch immer tiefer betrachten, dass diese Mechanismen unbeständig und ohne Substanz sind, und dass man selbst, der unter diesen Konditionierungen leidet, auch ohne Substanz und letztlich Leerheit ist. Das ist wirklich die tiefste Betrachtung. Buddha sah dies als das wirkliche Erwachen an. Das gab er weiter. In den alten Sutren war Buddha dem Samadhi gegenüber sehr kritisch. Er sagte: „Das ist ein unbeständiger Zustand. So befreiend und glücklich dieses Samadhi auch sein mag, so ist es doch ein konditionierter und unbeständiger Zustand und bleibt auf die Zeit begrenzt, in der ihr diese Konzentration praktizieren könnt.“ Deshalb unterwies Buddha sehr oft die Weisheit, also Beobachtung, Betrachtung. Das ist der Grund, weshalb in der ältesten Tradition des Buddhismus, es die beiden Praktiken gibt, Samatha und Vipassana. Es sind sogar zwei mögliche Wege. Je nach Fähigkeiten der einzelnen ermutigt man eher, den Samatha-Weg oder den Vipassana-Weg zu gehen. Aber Samatha – Samadhi – ist nicht im Alltag praktizierbar. Das ist reserviert für diejenigen, die sich aus der Welt zurückziehen. Das ist der Grund, weshalb die Menschen, die in Europa den alten Buddhismus unterweisen, nur Vipassana unterweisen. Das eigentümliche der Soto-Zen-Schule ist es, eine Praxis von Zazen zu unterweisen, in der es diese beiden Richtungen gibt, und in der wir uns bemühen, diese beiden Richtungen zu praktizieren, indem wir sie harmonisieren. Zur gleichen Zeit oder alternierend? Ideal ist natürlich, wenn es zur gleichen Zeit geschieht. Praktiziert man z.B. die tiefe Beobachtung der Leerheit, realisiert man, dass es nichts zu beobachten gibt. Das verhindert, dass man in die Dualität eintreten. Aber wenn man z.B. die Mechanismen der Bonnos beobachten will, bedarf das der der Überlegung, also der Unterscheidungsfähigkeit. Das lässt einen dann wieder in den Gedankenprozess eintreten. Ich empfehle – das hat auch Meister Deshimaru empfohlen,
in Zazen mit der Konzentration zu beginnen und so weit wie möglich
in der Konzentration zu bleiben. Aber wenn die Konzentration nicht reicht,
weil wir von Bonnos besessen sind, die die Konzentration stören,
und weil wir dann uns nicht mehr stärker konzentrieren können,
ist es besser, zu betrachten, um immer tiefer in diese Betrachtung zu
gehen, und dann dort die Leerheit zu realisieren. Dadurch wird dann die
Besessenheit, die die Konzentration behinderte, schnell aufgelöst
und wir können zur Konzentration zurückkehren.
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