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Fragen und Antworten

 

KANNON

 

Warum wird Kannon in einer weiblichen Form dargestellt? Wird dadurch der Aspekt des Mit- gefühls unterstrichen?

Wahrscheinlich ja. Aber Kannon wird nicht immer in einer weiblichen Form dargestellt. Dies begann erst in China. In Indien wird Avalokiteshvara nicht als Frau dargestellt. Im Allgemeinen sieht man Mitgefühl, Liebe und Wohlwollen als eher weibliche Eigenschaften an, vermutlich weil diese Eigenschaften von den Müttern stark entwickelt wurden. Kraft und Weisheit werden eher als männliche Eigenschaften angesehen.

Eigentlich sollte Kannon keine besondere Form haben. In Wirklichkeit sind wir alle Kannon, wenn wir unser Mitgefühl ausdrücken. Kannon nimmt alle möglichen Formen an. In der asiatischen Literatur gibt es viele Geschichten über Kannon, in denen Kannon sich als Verkörperung des Mitgefühls in unterschiedlichen Rollen manifestiert, in männlichen und weiblichen. Wichtig ist, dass jeder unter uns den Geist Kannons in sich verwirklicht.

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Ich frage mich, ob ich keinen Irrtum begehe ...

Du hast guten Grund, dich das zu fragen.

Ich habe schon immer eine große Verehrung für Kannon. Wenn ich ihn um etwas für jemanden anderen bitte, sind die Resultate manchmal überraschend, aber immer positiv. Also bitte ich ihn auch manchmal um Dinge für mich. Ich frage mich, ob das nicht ein Fehler ist. Denn wenn ich eine Hilfe brauche, heißt das, dass es eine Schwierigkeit gibt, eine Anhaftung, eine Verblendung und das heißt, dass ich irgendwas aus der Kraft von Zazen nicht verstanden habe.

Wenn du Kannon um Hilfe bittest, bedeutet das, dass du deine Grenzen, deine Schwächen anerkennst. Du bittest um das Mitgefühl Buddhas. Kannon ist Ausdruck des Mitgefühls Buddhas. Ich finde, dass es ein Ausdruck der Bescheidenheit ist, um Hilfe zu bitten.

Mir ist etwas Ähnliches passiert: Ich bin in den Bergen in ein schreckliches Gewitter gekommen und habe zu Kannon gebetet. Ich habe das Mantra Kannons „nen pi kan-non riki“ rezitiert. Ich hätte mir sagen können: „ Ich klammere mich weder an Körper und Geist. Ich kann jetzt auch sterben. Egal was passiert, ich bitte nicht um Hilfe.“ Aber ich habe Kannon um Hilfe gebeten. Das Resultat war nicht, dass Kannon mir in einer bestimmten Weise geholfen hat. Nachdem ich zwei oder drei Minuten lang „nen pi kan-non“ wiederholt hatte, hatte ich keinerlei Angst mehr. Darum geht es letztlich.

Die Hilfe von Kannon ist keine Hilfe, die von außen kommt. Wenn du dich auf die Wiederholung des Namens von Kannon konzentrierst, ist das wie Zazen. Das beruhigt den Geist. Wenn du dann nach ein paar Minuten in einem Zustand von Hishiryo bist, denkst du nicht mehr: „Da ist das Gewitter, der Tod bedroht mich.“, sondern der Geist ist völlig ruhig. Das ist es, was letztlich hilft.

Das heißt aber nicht, dass Kannon als Prinzip des Mitgefühls Buddhas überhaupt nicht hilft. Es ist auf jeden Fall eine Form der Hingabe, der Aufgabe des Egos. Das Gewitter ist stärker als ich. Indem man das Aufgeben des Egos und das Hingeben an die Hilfe Buddhas praktiziert, indem man das Mantra wiederholt - und nicht nur denkt - tritt man in ein anderen Bewusstseinszustand ein. Das hilft dann. Das war so, als hätte ich mich in diesem Augenblick in Zazen gesetzt. Aber das wäre natürlich im Gewitter nicht besonders praktisch gewesen.
Ich war völlig von Vertrauen überschwemmt, von der Bereitschaft, das zu akzeptieren, was passiert. Ich kann das nicht erklären. Aber wenn man es lebt, wenn man es erfährt, vergisst man es nicht. Dann kann man zu dieser Praxis zurückkehren, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. - Das habe ich dann auch später noch mehrmals gemacht. Denn ich bin gerne alleine in den Bergen unterwegs, und ab und zu gibt es da gefährliche Situationen. Aber jedes Mal, wenn ich „nen pi kan-non riki“ wiederhole, wird alles friedlich, und das Problem löst sich ganz schnell.

Ich glaube, man sollte sich dessen nicht schämen. Man sollte sich nicht für allmächtig halten. Für einen Menschen ist es gut, seine Schwäche zuzugeben. Man hat Angst. Man möchte nicht sterben, zumindest nicht jetzt. Auch das ist Loslassen. Sonst ist es eine etwas stolze Haltung: „Ich habe keine Angst, ich praktiziere ja Zazen.“ Auch diese Form von Nicht-Angst kann eine Ego-Sache sein.



 

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