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KYOSAKU
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Meine Schwierigkeiten sind im Moment die Zweifel. Das hat sich gerade in dieser Frage gezeigt, dass ich mich gefragt habe, wieso man Kyosaku gibt, wenn Leute im Dojo schlafen. Um sie aufzuwecken. Aber warum? Im allgemeinen ist es kein besonders günstiger Zustand, im Zazen zu schlafen. Aber, wenn man wirklich eins ist mit dem Schlaf, dann kann es auch das Satori sein. Es gibt Leute, die geben nie den Kyosaku. Sie lassen die Leute schlafen. Aber wir sind gelehrt worden, die Leute, die schlafen, zu wecken. Denn im allgemeinen ist es nicht das Satori. Die Leute, die mit dem Kyosaku geschlagen werden, sind im allgemeinen nicht wütend, sondern sehen, dass es ihnen hilft. Da ist nicht Empfindung von Gewalttätigkeit. Du kämpfst mit dem Säbel, und für dich ruft das möglicherweise eine andere Assoziation hervor, aber der Kyosaku ist kein Instrument, um jemanden zu töten, sondern einfach dazu da, um die schlechten Zustände abzuschneiden. Meine Frage geht vielleicht auch dahin, ob man diesen Zustand der Erweckung, um den es ja auch sonst ging, forcieren kann. Denn der Kyosaku soll ja auch den Leuten helfen, nahe an das Satori zu gehen. Man kann das nicht erzwingen, doch man kann günstige Umstände herbeiführen. Aber jeder kann nur durch sich selbst erwachen. Denn man ist selbst nicht vom Universum getrennt, und das Erwachen realisiert sich immer in einem bestimmten Kontext wechselseitiger Abhängigkeit. Erwachen bedeutet zu verstehen, dass man nur in dieser wechselseitiger Abhängigkeit existiert. Der Kyosaku ist eine besonders energetische Form der wechselseitigen Abhängigkeit. Oft war er wirkungsvoll. ----- Ich habe zu Beginn des Sesshin bemerkt, daß der Kyosaku-Verantwortliche kräftig schlug, und nicht mehr um den Kyosaku gebeten. Ich wüßte gern, wie man die Angst vor dem physischen Schmerz des Kyosaku überwinden kann. Ich glaube zunächst einmal, daß man Vertrauen zu den Kyosaku-Verantwortlichen haben muß. Denn die Kyosaku-Leute geben normalerweise den Kyosaku entsprechend der Muskulatur und der Statur der Person, die ihn empfängt. Wenn du zum Beispiel hörst, daß er neben dir kräftig gegeben wird, heißt das nicht, daß du ihn mit derselben Kraft erhalten wirst. Normalerweise müssen die Kyosaku-Leute sehen, daß deine Schultern schmal sind. Das ist der Nachteil davon, daß hier Männer und Frauen gemischt sitzen. Wenn du dich dann in der Nähe eines breitschultrigen Mannes befindest, beeindruckt dich der Kyosaku natürlich besonders. Aber dir wird der Kyosaku bestimmt so gegeben, wie du ihn empfangen kannst. Das heißt nicht, daß es dir nicht weh tun wird. Aber es ist ein erträglicher Schmerz, der durch die Ausatmung verringert wird. In dem Augenblick, in dem du den Kyosaku empfängst, atmest du aus und entspannst gut die Schultern. Die Angst, die dazu führt, daß die Schultern verspannt sind, führt dazu, daß die Ausatmung aufhört und man einen Schock verspürt. Habe also Vertrauen in die Person, atme tief aus und entspanne dich. Ich glaube, das kann dir auch in anderen Lebenssituationen helfen. -------- In den letzten zehn Tagen habe ich öfters Gasshô gemacht, um den Kyosaku zu empfangen. Ich habe den Eindruck, dass die Kyosaku-Schläge für mich sehr schwach sind, vor allem auch, weil ich weiblich bin. Das bringt mich zu einer Frage: Mir kommt es so vor, als würde man, wenn man auf einem Gebiet vermeintlich stärker ist als andere, immer Rücksicht auf die anderen nehmen. Ich habe den Eindruck, dass ich, wenn ich stärker bin, ganz oft das Nachsehen habe. Man sieht weder an der Haltung, wie du sitzt, noch an
der Körperform, dass du stark bist. Die Kyosaku-Leute müssen
den Kyosaku entsprechend der Anatomie der Menschen geben: Wenn jemand
breite Schultern hat und kräftig ist, muss der Kyosaku stärker
gegeben werden. Aber Frauen haben oft eine weniger stark entwickelte Schultermuskulatur.
Dann muss er weniger stark gegeben werden. Aber für dich ist es wichtig, dass du das, was dir gegeben wurde, so empfängst, wie es ist, ob es jetzt stark oder schwach ist. Man empfängt den Kyosaku, so wie er ist. Der Kyosaku sollte nicht etwas sein, das man beurteilt. Der Sinn des Kyosaku ist es, uns wieder in der Praxis von Zazen zu zentrieren, und der Zazen-Geist ist kein Geist, der urteilt: ‚stark’, ‚schwach’, ‚gut’, ‚schlecht’, ‚männlich’, ‚weiblich’, ‚Ah, der denkt, ich bin nur eine schwache Frau, das ist nicht richtig, dem werde ich es zeigen’. Darum geht es nicht. Das lässt man alles während Zazen fallen. Nachdem das jetzt gesagt wurde: Der Shussô sollte das nächste Mal bei dir genau hinschauen. -------- Kann ein Kyosaku–Gebender die Haltung der Person,
die Zazen leitet, korrigieren? Das wäre jetzt eine Erweiterung: Kann man auch einen Godo korrigieren? Natürlich, klar. Zumindest kann man ihn darauf hinweisen, was nicht stimmt. Man kann ihm das nach dem Zazen sagen. Manchmal ist es etwas heikel, den Godo zu korrigieren. Auf jeden Fall traut sich das niemand. Mich hat noch niemand korrigiert. Aber nicht, weil ich das untersage, sondern weil die Leute sich nicht trauen. Im Dojo von Nizza hat mir jemand gesagt: „Heute war deine Haltung zu entspannt.“ Da habe ich „danke“ gesagt. Denn wenn man nie korrigiert wird, ist man sich seiner Fehler nicht bewusst. Wenn jemand anderes darauf hinweist, ist es gut. Ich frage vor allem, weil es heißt, dass der Kyosaku die Hand des Godo ist. Nein, er ist die Hand Buddhas. Buddha kann alle korrigieren einschließlich des Godos. Die Hände sind häufig das, was am wenigsten bewusst ist. Also beginnt man mit den Händen. Manchmal werde ich mir bewusst, dass ich vielleicht schon eine Viertelstunde die Hände schräg gehalten habe, ohne dass es mir bewusst war. Solche Fehler tauchen auf. Aber man sollte sich nicht zu sehr auf den Leitenden ausrichten. - Es hängt auch davon ab, in welchem Geisteszustand man den Leitenden korrigieren will. Das kann auch ein nicht besonders guter Geisteszustand sein: „Ah ja, die Person, die das Zazen leitet, ist ja gar nicht besser als die anderen. Das ist natürlich wahr. Aber es hängt von der inneren Einstellung ab, ob man den Leitenden korrigiert. Wenn es wirklich aus Sympathie geschieht, ist es möglich. Aber wenn es aus einem Überlegenheitsgefühl heraus geschieht, kann das schlecht sein. Auf jeden Fall ist es wichtig, bevor man irgendjemanden korrigiert, völlig egal wer das ist, seinen eigenen Geist zu beobachten: ‚In welchem Geist mache ich das jetzt?’ - Das Ideal ist natürlich, dass es mit Wohlwollen und Mitgefühl geschieht.Aber manchmal korrigieren Leute andere aus einem Überlegenheitsgefühl heraus. In dem Augenblick ist es nicht gut. Das ist wie Macht über den anderen ausüben. Das betrifft nicht nur die Haltung, sondern alle Verhaltensweisen im Dojo: Wenn man in der Position ist, in der man anderen sagen kann, was gut und schlecht ist, kann man sehr schnell Macht über andere ausüben. Wenn man weiß, was zu tun ist, und der andere weiß es nicht, kann man ihn manipulieren. Das ist eine sehr gefährliche Haltung, also muss man immer mit viel Bescheidenheit korrigieren und mit Wohlwollen. Und wenn man sich bewusst wird, dass der Geist nicht ganz klar ist, sollte man besser nichts tun. ----- Was macht man als Kyosaku, wenn man die Handhaltung korrigieren möchte, aber die Hände unter dem Rakusu sind? Macht man dann etwas oder nicht? Man muss denjenigen, die ein Rakusu tragen, sagen, dass sie die Hände nicht unter dem Rakusu verstecken sollen. Aber wenn die Hände versteckt sind, woher weißt du, dass sie eine schlechte Haltung haben? Ich weiß es nicht. Ich will es verifizieren. Wenn man für den Kyosaku verantwortlich ist, darf
man nicht zu einem Kontrolleur werden. Man muss gut auf Kinhin konzentriert
bleiben und den weiten Geist bewahren. Es ist nicht nötig, viel schauen.
Wenn man einen weiten Geist hat, sieht man ganz intuitiv, wenn etwas nicht
stimmt.
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