BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

KRISE

 

 

In meiner Praxis habe ich eine Zeit lang den Eindruck gehabt, auf dem Weg zu sein, ohne wirklich darauf zu sein, weil ich auf der Suche nach Verantwortlichkeiten war, nach Anerkennung, nach Aufwertung. Es bedurfte dem Auftreten der Krankheit in meinem Leben, dass ich mit der Zeit und mit deiner Hilfe das Leben sowohl in der Sangha wie auch das gesellschaftliche Leben auf eine andere Art und Weise sehen konnte. Wir haben während des Workshops die These aufgestellt, dass vielleicht Krisen, Krankheiten, Trennungen, Trauer, Verluste eine offene Tür zum Leben hin sein können, zum Erwachen. Heute würde ich mein Leben nicht gegen das Leben von vor einigen Jahren eintauschen. Ich möchte einfach wissen, was du darüber denkst.

Ich denke, dass das sehr gut ist. Das kann man eine gute Verwendung von Krisen nennen. Ich denke, dass das für alle eine gute Lektion ist. Ich hoffe aber, dass nicht alle darauf warten, eine schwere Krankheit zu bekommen, um dahin zu gelangen. Aber das ist ein sehr schöner Beweis.

Kann man Verluste in allen Bereichen wirklich mit den Toden in seinem Leben gleichsetzten?

Ja natürlich, es ist der Tod von etwas. Man hat an etwas gehaftet und verliert es, also kann der Teil des Egos, der in das investiert hat, an dem man gehaftet hat, nicht mehr funktionieren, kann nicht mehr existieren.

Kann das wirklich andauernd die offene Tür zu etwas anderem hin sein?

Nein, nicht zwangsläufig. Es gibt Leute, die eine schwere Depressionen durchmachen und sich umbringen. Es ist nicht unbedingt das Tor zur Befreiung. Deshalb ist es gut, dass so etwas von einer Praxis des Weges begleitet wird und von der Hilfe eines Meisters oder von jemand anderem, der dieser Person hilft.

Die meisten Leute sind deprimiert, wenn sie etwas verlieren, ihre Gesundheit, ihre Arbeit, ihre Ehre, jemanden, den sie lieben, durch Tod oder Trennung. Die erste Reaktion ist häufig eine Depression. Damit diese in eine Quelle des Erwachens umgewandelt werden kann, muss es eine Praxis der Verwandlung geben, die es erlaubt, die Dinge anders zu sehen; eine Praxis, die uns bewusst werden lässt, dass das, was wir verloren haben, dem wir nach- trauern und von dem wir glauben, dass es die Bedingung für unser Wohlbefinden ist, etwas sehr Unbeständiges, etwas sehr Relatives, sehr Unzuverlässiges war und nicht die wirkliche Lösung, um den Frieden des Geistes zu finden. Nur ein Glück, das von nichts abhängt, ein Glück, das nicht vom Haben abhängt, kann ein wahrhaft stabiles Glück sein. Häufig wird man sich dessen erst bewusst, wenn man es verliert. Anfangs hat man kein Gefühl dafür, dass es sich um etwas handelt, dem man nicht anhaften kann. Oft ist es der Verlust, der es uns bewusst macht.

Wenn man beispielsweise dem Weg Buddhas folgt, sagt man sich anlässlich eines Verlustes: „Ach, dann ist die Unterweisung Buddhas wirklich richtig!“ Das führt dazu, dass man die Unterweisung des Loslassens vertieft und selbst loslassen möchte. Aber wenn jemand sich nicht auf die Unterweisung Buddhas beziehen kann, wenn sein einziger Bezug sein kleines Ego ist, das etwas behalten will, gibt es für ihn, wenn er etwas verliert, nichts mehr und er ist deprimiert. Damit eine Krise Nutzen bringt - und das ist etwas sehr Tiefes, sehr Wahres – ist es daher erforderlich, dass sie von einer Unterweisung, einer Praxis und, wenn möglich, von einem Lehrer begleitet wird.


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