BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

KÖRPER

 

Ich praktiziere viel Taichi und Qigong . Dabei habe ich in den letzten Jahren gemerkt wie sehr das Zazen dadurch vertieft wird, dass die Wirbelsäule sich aufrichtet und die Energien wirklich fließen können. Wenn der Körper älter und krank wird und die Haltung nicht mehr einnehmen kann, beeinflusst das auch den Geist? Gibt es da einen Einfluss vom Körper auf den Geist?

Natürlich beeinflusst das den Geist. Aber dass man die Haltung nicht einnehmen kann, heißt nicht, dass man das Hishiriyo-Bewusstsein nicht realisieren kann. Das wichtigste ist, dass man in seinem Körper verwurzelt ist, dass man völlig eins mit seinem Körper ist, in welchem Zustand auch immer er sich befindet. Ob der Körper krank ist, ob man auf einem Stuhl sitzt oder in einem Bett liegt, ist nicht wichtig. Zurückkommen zur Einheit mit dem Körper, zur Atmung und völlig präsent sein in dem, was hier und jetzt passiert, das ist die Zen-Praxis.

Natürlich ist das einfacher, wenn man in einer guten Haltung sitzt, aber selbst das ist nicht völlig sicher: Ich habe bemerkt, dass Leute, die die Haltung leicht einnehmen, die eine wunderbare Haltung haben, stolz auf diese Haltung werden. Sie haben die Tendenz, dass es ihnen zu gut geht, und fangen an, an etwas anderes zu denken, weil ihnen langweilig ist. Leuten, die große Schwierigkeiten haben, die viel Energie aufwenden müssen, um die Haltung einzunehmen, die sich wirklich mit dem physischen Schmerz auseinandersetzen müssen, denen fällt es nicht so leicht, an etwas anderes zu denken. Sie müssen viel mehr präsent sein. Sie müssen z.B. zunächst lernen, sich in der Haltung zu entspannen und den Schmerz zu entdramatisieren. Das ist eine wunderbare Praxis des Loslassens. Das ist fast noch wichtiger, als eine besonders gute Haltung zu haben. Zazen ist das Loslassen aller Anhaftung an Körper und Geist.

Ich habe oft beobachtet, dass Leute, die viel Taichi und Qigong machen, sehr an der Haltung, der Energie und dem Wohlbefinden haften. Aber am Ende ist ihre Praxis dann nicht sehr tief.

Jeder kann bis zu seinem letzten Atemzug tief Zazen praktizieren, egal in welchem Zustand sich ihr Körper befindet. Deshalb hat Meister Dogen seiner Anleitung für Zazen den Titel Fukanzazengi gegeben. Fukan bedeutet ‚universal’, d.h. alle Wesen können Zazen praktizieren, Männer, Frauen, Alte, Junge, Gesunde, Kranke, alle. Das ist ermutigend: Es gibt keine Begrenzung für die Praxis von Zazen.

Es gibt z.B. Menschen, die kein Zazen machen, wenn sie nicht in Form sind, wenn sie Probleme haben. So, als wäre Zazen die Kirsche auf dem Kuchen, etwas, was man nur macht, wenn es einem gut geht. Das ist nicht die richtige Einstellung, um zu praktizieren. In welchem körperlichen oder geistigem Zustand wir sind, wir müssen einfach mit der Praxis weitermachen.

Manchmal sagen Leute: „Ah, ich habe ein gutes Zazen gemacht.“ Aber ein gutes Zazen ist nicht das Zazen, bei dem man das Gefühl hat, ein gutes Zazen zu machen. Ein gutes Zazen ist das, in dem man von gut oder schlecht befreit ist. Das Zazen, in dem man nicht mehr zwischen gut und schlecht, bequem oder unbequem, schön und schmerzhaft unterscheidet, sondern frei von all diesen Anhaftungen ist. Durch alle Geistes-Zustände, durch alle Empfindungen, durch alles, was geschieht, hindurchgehen und immer auf den Körper und die Atmung konzentriert bleiben.

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Die kürzeste Antwort wäre sicherlich ein Schlag mit dem Stock. Aber ich stelle die Frage trotzdem: Was ist der Körper?

Weißt du nicht was dein Körper ist, fühlst du ihn nicht?

Schon, aber ich möchte wissen, wie man die Sachen interpretiert, die er uns sagt, zum Beispiel Schmerzen.

Welche Frage hast du? Welche Frage stellst du dir wirklich? Was ist der Körper? Ich glaube nicht, dass das deine Frage ist.

Wie soll ich mit Schmerzen umgehen?

In der Zazen-Praxis verspüren alle Leute Schmerzen, vor allem während eines Sesshins. Das scheint ein Widerspruch zu sein, weil man sagt, dass der Buddhaweg der Weg zur Lösung des Leidens ist. Dann sagt man sich: „Vielleicht muss man leiden, um nicht mehr zu leiden.“ Das scheint paradox.

Eigentlich ist es nicht so paradox. Denn wir suchen nicht das Leiden und unterwerfen uns nicht einer schmerzhaften Praxis als einer Art Reinigung. Wir praktizieren Zazen, weil es die beste und stabilste Haltung ist. Für die Menschen aus der westlichen Welt, die nicht daran gewöhnt sind, auf dem Boden zu sitzen, ist die Haltung manchmal schmerzhaft, vor allem, wenn man länger sitzt. Auch wenn wir diesen Schmerz nicht suchen und er nicht Ziel unserer Praxis ist, kann man in gewisser Weise sagen, dass er sich während Zazen als Chance bietet.

Sinn unserer Praxis ist es, das Leid zu lösen, wenn es da ist. Wie verhält sich unser Geist dem Schmerz gegenüber? Wie gehen wir damit um? Wenn wir zum Beispiel im Alltag jede Menge moralische und körperliche Leiden erleben, uns dann in Zazen setzen würden und alles liefe prima, wenn wir in Zazen sitzend nichts mehr spüren würden und in einem Zustand ohne Schmerzen, ohne Empfindung, ohne Wahrnehmung wären, dann würde uns Zazen überhaupt nichts lehren. Es wäre nur eine bequeme, angenehme Angelegenheit; man würde regelmäßig zur Zazen-Praxis zurückkehren, weil wenigstens in diesem Moment kein Leiden mehr da wäre. Es wäre sicherlich so ähnlich, als würde man eine Droge wie Morphium einnehmen. Man hätte etwas gefunden, das ganz plötzlich Leiden und Schmerzen auslöscht. Aber es löscht nicht den Grund des Leidens. In unserer Praxis geht es nicht nur darum, das Leiden zu lösen, sondern den Grund des Leidens.

Man kann natürlich den Schmerz an sich nicht abschaffen, aber das Leiden. Das ist ein Unterschied. Schmerz ist unausweichlich, sobald man einen Körper hat. Der Körper hat Nerven und manchmal verspürt man Schmerzen. Das gehört dazu, nicht nur in Zazen, sondern auch, wenn man müde oder krank ist, wenn man sich zu sehr anstrengt. Einfach durch die Tatsache, dass man einen Körper und Empfindungen hat, ist man Schmerzen ausgesetzt.

Der Zweck des Buddha-Wegs ist nicht, Schmerzen abzuschaffen, sondern das Leiden in Bezug auf Schmerzen zu lösen. Leiden ist unsere Reaktion auf Schmerz. Genau diese Reaktion der Ablehnung, der Feindseligkeit, der Verspannung, diese ablehnende, feindliche Haltung dem Schmerz gegenüber, dieser Hass auf den Schmerz führt dazu, dass ein einfacher Schmerz im Knie oder im Rücken sich zu etwas Dramatischem entwickelt, zum Leiden. Es kann auch dazu kommen, dass man Zazen ablehnt oder den Godo der einen dazu bringt, sitzen zu bleiben. Es gibt alle möglichen Reaktionen. Aber gerade diese Momente können dazu führen, dass man sein eigenes Ego besser versteht, besser versteht, wie es funktioniert, wie es etwas Angenehmes möchte oder etwas ablehnt, was nicht angenehm ist.

Deswegen transmigriert das Karma. Dem hinterherzulaufen, was man liebt, und vor dem zu fliehen, was man nicht liebt, nimmt kein Ende. Die Praxis von Zazen heißt zu lernen, zentriert und heiter zu sein, ob man sich nun gut und glücklich fühlt oder aber Schmerzen, Verspannungen oder Müdigkeit empfindet. All diese Zustände einfach durchqueren, indem man am besten auf die Atmung konzentriert bleibt, mit dem atmet, was geschieht, und die Funktionsweise des Geistes beobacht. Sehen wie mentale Spannungen auftauchen und Aggressivität, Depressionen und Entmutigung entstehen. Es einfach betrachten und vorbei ziehen lassen. Sich mit diesen negativen Emotionen nicht identifizieren, sie aber auch nicht ablehnen, sonst wird alles noch komplizierter. Wenn man bereits einen körperlichen Schmerz hat, revoltiert man dagegen und fühlt sich anschließend schuldig, weil man revoltiert. Dann gibt es keine Ende mehr, das häuft sich an.

Zazen dagegen baut diese Spirale von Prozessen ab. Nicht etwas hinzufügen, sondern etwas davon wegnehmen. Und plötzlich wird es eine große Unterweisung für das Leben. Meister Deshimaru nannte es „das Entdramatisieren des Schmerzes“. Das ist die grundlegende Unterweisung Buddhas: entdramatisieren. Unser Ego dramatisiert gern und fügt etwas hinzu. Im Zazen lernt man, dass an einer kleinen Sache überhaupt nichts ist. Man geht einen Schritt zurück.

 

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