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Unsere Praxis ist eng mit der japanischen Tradition verknüpft. Es gibt Menschen in unserem Dojo, die große Schwierigkeiten damit haben. Warum ist es wichtig, die japanische Form zu bewahren, wenn wir den mittleren Weg gehen wollen? Man braucht auf jeden Fall eine Form. Womit haben die Leute Probleme in dieser japanischen Form? Ist es die Kleidung oder die Zeremonie? Die Kleidung und die Zeremonie. Man ist nicht verpflichtet, einen Kimono zu tragen. Das ist nicht nötig. Man sollte einfache und dunkle Kleidung tragen, sodass der Blick nicht gestört wird. Und was die Zeremonien angeht, ist es schwierig an ihnen teilzunehmen, wenn man ihren Sinn nicht kennt. Anfängern kann man sagen, dass die Teilnahme an Zeremonien freiwillig ist, dass sie nicht verpflichtet sind, an ihnen teilzunehmen. Aber man sollte ihnen den Sinn der Zeremonien erklären und erklären, dass die Gesten und die Sutras, die man singt, völlig Ausdruck unserer Praxis sind. Und dieser Sinn ist universell. Er drückt das Erwachen von Zazen aus, was nicht besonders japanisch ist. Wenn man zum Beispiel Gassho macht, drückt man die Einheit zwischen seinem Ego und seiner Buddha-Natur aus. Die Geste hilft, diese Einheit wiederzufinden. Wenn man sich vor jemandem oder vor einem Ort in Gassho verbeugt, drückt man seinen Respekt vor dem anderen oder dem Ort aus, und gleichzeitig wird man eins mit ihm. Das ist gar nicht speziell japanisch. In ganz Asien, vor allem in Indien wird Gassho praktiziert. Der Sinn dieser Geste ist absolut universell: es ist die Verbundenheit im Respekt mit dem anderen, der einem gegenüber steht. Wenn man sich in Sanpai niederwirft, ist diese Form ein wenig japanisch, aber sie wird auf vielen spirituellen Wegen praktiziert. Sie drückt die Loslösung von unserem Ego aus, was auch universell ist, der Sinn aller spirituellen Praktiken ist. Wir singen das Hannya Shingyo, das Sutra der großen Weisheit. Es drückt völlig den Sinn von Zazen aus. Wenn der Bodhisattva des Mitgefühls die große Weisheit praktiziert, das heißt die rechte Sichtweise, die rechte Beobachtung, dann sieht er, dass alles, was unser Ego ausmacht, ohne Substanz ist. Unser Ego besteht aus den fünf Skandhas: Körper, Empfindungen, Sinneswahrnehmungen, geistige Erzeugnisse, Bewusstsein. In ihnen ist nichts Festes, sie sind völlig unbeständig aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit unserer Existenz mit allen Wesen. Diese Beobachtung hilft, die Leerheit, Ku, zu verstehen. Leerheit bedeutet eigentlich gegen-seitige Abhängigkeit oder Abwesenheit von Substanz. Dies ist der wahre Sinn des Erwachens im Zazen. Es ist Quelle einer großen Befreiung von allen Anhaftungen, Leidensursachen und Ängsten. Dadurch wird der Weg zum Nirvana über alle Leidensursachen hinaus - gya tei, gya tei - geöffnet mit einem Mushotoku-Geist, mit einem Geist, der nicht egoistisch, nicht ich-bezogen ist, und mit dem Gelübde, dies mit allen Wesen zu teilen. Im Anschluss an das Hannya Shingyo singen wir die Vier Gelübde der Bodhisattvas. Sie sind die Fortsetzung des Hannya Shingyo, weil sie die Weisheit und das Mitgefühl unserer Praxis aus-drücken. Danach ehren wir die Buddhas und die Meister der Weitergabe. Wir drücken ihnen unsere Dankbarkeit für das aus, was sie uns übermittelt haben, und auch den Bodhisattvas und dem Sutra der großen Weisheit. Das ist das Wesentliche, was während der Zeremonie gesungen wird. Manchmal singen wir weitere Sutras, aber ich müsste einen ganzen Vortrag halten, um ihren Sinn zu erklären. Jeden-falls führen sie immer zum Wesentlichen der Praxis. Ich denke, es ist wichtig, den Sinn von dem zu verstehen, was wir praktizieren und rezitieren, weil ich glaube, dass wir das Bedürfnis haben, es auszudrücken, es durch den Ausdruck zu erklären, nahe zu bringen. Und ich denke, dass dies eher eine große Hilfe als ein Hindernis für die Praxis darstellt. Die Leute, die von der Zeremonie abgeschreckt werden, verstehen sie nicht richtig. Man hat sie ihnen nicht gut erklärt. Anderen Menschen hilft die Zeremonie in ihrer Praxis und unterstützt sie dabei. Natürlich braucht man eine Form, und wir benutzen die Form, die uns von Meister Deshimaru übermittelt wurde. Aber diese Form kann sich entwickeln. Zum Beispiel singen wir heute öfter das Hannya Shingyo auf Französisch, und der Ino rezitiert die Gelübde in der jeweiligen Landessprache. Wenn ihr wollt, könnt ihr das Hannya Shingyo auf Deutsch singen. Man braucht ein bisschen Übung, um den richtigen Rhythmus zu finden. Gleichzeitig ist es gut, das Hannya Shingyo weiter auf Chinesisch zu singen. Es ist für uns ein bisschen wie Latein, unsere universelle Sprache. Wenn man in einer Gemeinschaft ist mit Franzosen, Deutschen, Belgiern, Italienern, Spaniern, ist es gut, eine gemeinsame Sprache zu wählen, und hier ist es die chine-sische Sprache, chinesisch-japanisch. Es ist einfach praktisch. Aber wenn ihr in eurem Dojo seid, könnt ihr es durchaus in eurer Sprache singen.
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