BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

INTELLEKT

 

Unser Alltag ist unter anderem von intellektuellen Herausforderungen geprägt.

Wer fordert da heraus?

Die Intellektualität an sich.

Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Stelle einfach deine Frage.

Unsere Praxis des Samu besteht unter anderem daraus, Gemüse millimeterklein zu schneiden. Warum wird im Samu nicht auch Gewicht auf intellektuelle Aktivität gelegt?

Manchmal geschieht das. Während der Vorbereitung gab es jeden Morgen während der Samu-Zeit für die Unterweisenden ein Seminar, das anderthalb Stunden gedauert hat. Nachmittags gab es einen Workshop für die Nichtunterweisenden mit dem Tanto zum Hannya Shingyo. Es gab also auf der einen Seite Samu und andererseits Studium.

Es ist sehr wichtig, die intellektuelle und die praktische Seite der menschlichen Aktivität auszugleichen. In allen Tempeln und Klöstern gibt es Bibliotheken, in denen die Mönche normalerweise eine Stunde pro Tag studieren. Das ist Teil ihrer Ausbildung. Das wird mit vielen Stunden von Zazen und Samu ausgeglichen, und auch mit der Praxis von Zeremonien. Das intellektuelle Studium ist Teil der Zen-Praxis. Aber man darf sich nicht vom Intellekt überschwemmen lassen. Der Intellekt muss mit der Praxis kooperieren, indem man bestimmte Dinge versteht, die einem helfen, besser zu praktizieren.

Man muss vermeiden, die intellektuelle Seite zu sehr zu entwickeln und ein intellektuelles Verständnis-System der Welt zu entwickeln, wie das die abendländische Metaphysik gemacht hat. Das existiert im Zen nicht. Aber das heißt nicht, dass man im Zen nicht nachdenkt. Wenn du das Shobogenzo von Dogen liest, siehst du, dass Dogen viel nachgedacht und viel studiert hat. Aber alles, was er gesagt hat, die intellektuelle Seite, war auf die Praxis bezogen. Der Intellekt darf nie getrennt sein.

Der Geist hat alle möglichen Funktionen. Eine kleine Funktion davon ist der Intellekt. In bestimmten Augenblicken ist er sehr nützlich. Man darf ihn nicht vernachlässigen. Man muss aber dem Geist ermöglichen, sich auch anderen Funktionsweisen zu öffnen als der intellektuellen Funktion.

In den letzten Jahren seiner Mission in Europa sagt Meister Deshimaru immer wieder, wenn er mit Journalisten oder mit Menschen außerhalb des Zen sprach, dass eine der Hauptursachen der Krise der menschlichen Zivilisation darin bestehe, dass diese zu sehr vom Intellekt dominiert wird. Dabei zeigt er immer auf die linke Gehirnhälfte. Die linke Gehirnhälfte hat alles überschwemmt und möchte alles kontrollieren. Das lässt keinen mehr Raum für Intuition, für den religiösen Geist, der eher in der rechten Gehirnhälfte verankert ist. Meister Deshimaru bestand sehr darauf, dass Zazen die Funktion hat, einen Ausgleich in der Funktionsweise des Geistes zu schaffen, nicht, indem es den Intellekt entwickelt, denn der Intellekt ist normalerweise schon gut entwickelt, sondern indem es den anderen Aspekt, die Intuition, entwickelt.


 

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