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INDIVIDUALISMUS
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Im Westen sind wir alle sehr individualistisch erzogen worden. Unsere Praxis kommt aus dem Osten, aus Indien, und geht auf Buddha zurück. Nehmen wir uns da nicht zuviel vor, wenn wir versuchen, genauso zu praktizieren? Gerade weil wir so individualistisch erzogen sind, müssen wir noch mehr praktizieren. Der Orient kann den Okzident lehren, dass das menschliche Individuum nicht das Zentrum ist. Es stimmt, dass wir im Westen sehr ichbezogen sind. Zen ist aber nicht ichbezogen. Man kann sagen, dass im Zen die ganze Natur das Zentrum des Kosmos ist. Wir sind nur ein Teil der Natur, wie die anderen Daseinsformen, nicht nur die Tiere, sondern auch die Bäume, die Flüsse, die Berge. Im Okzident neigen wir dazu, den Menschen als Meister, als Herrscher der Schöpfung zu sehen. Die Bibel hat zu diesem Denken beigetragen: Der Mensch soll Herrscher über die Natur sein und das Recht haben, über Tod und Leben von Tieren zu entscheiden, um sie zu seinem Profit auszunutzen. Gerade weil das so ist, muss man noch mehr praktizieren. Vielleicht sollten wir ein bisschen gnädiger mit uns sein. Findest du, dass ich zu streng bin? Nein, du nicht. Aber manchmal finde ich die Zen-Leute zu ungnädig und hart. Mir wird vorgeworfen, nicht anspruchsvoll genug zu sein. - Ich denke, man muss sehen, welche Fortschritte eine Person in einem gewissen Augenblick machen kann. Jeder ist anders, und man kann nicht wollen, dass alle gleich werden. Auch ist eine Erziehungsmethode nicht auf alle anwend-bar. Man muss jeden einzeln betrachten und vor allem Vertrauen dazu haben, dass alle Wesen die Buddha-Natur nicht nur haben, sondern Buddha-Natur sind. Ob wir nun aus dem Orient oder dem Okzident kommen, Individualisten sind oder nicht, das ändert nichts. Im Grunde haben wir dieselbe Natur. Ich glaube, solange man sie nicht verwirklicht, kann man nicht wahrhaft glücklich werden und kann mit seinem Leben nicht zufrieden sein. Solange man nicht zu seiner wahren Natur erwacht ist, gibt es gezwungenermaßen immer ein Gefühl des Mangels und der Enttäuschung. Aus diesem Grund haben wir so viele Wünsche. Wir haben das Gefühl, dass etwas fehlt und dass wir diesen Mangel mit einer gewissen Anzahl von Dingen oder diversen Befriedigungen ausgleichen müssen. Dies liegt daran, dass wir den Grund unserer Unzu-friedenheit nicht kennen. Wenn wir die Ursachen nicht kennen, können wir kein Heilmittel finden. So multiplizieren sich die Symptome, wie bei einer Krankheit, deren Ursachen man nicht kennt. Man nimmt dann falsche Heilmittel, die die Symptome verschieben oder ändern. Ich glaube, wie Meister Deshimaru, dass Zazen den Menschen ermöglicht, ihren Normalzustand, ihren ursprüng-lichen Zustand, wieder zu finden. Das bedeutet nicht, kein Individuum mehr zu sein. Da muss man aufpassen. Es geht nicht darum, das Individuum abzuschaffen oder sich in der Masse aufzulösen. Aber man muss seine Wechsel-beziehung mit den anderen Individuen verstehen. Zen verneint nicht einen bestimmten Grad der Individualität. Jeder ist ein anderes Individuum. Das wird im Zen nicht bestritten. Aber dies gilt nur auf einer oberflächlichen, relativen Ebene der Wirklichkeit. Im Grunde sind wir gleich. Im Grunde sind wir alle miteinander verbunden und Teil einer Einheit. Der Sinn unserer Praxis ist, unsere Art, das Leben zu verstehen, wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, und gleichzeitig als Individuum und als Teil des Universums zu handeln. Beides zugleich. Wir haben gelernt, dass wir sind, wenn wir etwas haben. In diesem Geist sind wir groß geworden. Es ist in dieser Gesellschaft besonders schwer für viele Leute, diesen Gedanken aufzugeben. Das ist genau das, was ich vorhin gesagt habe: ein Symptom.
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