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GEHORSAM
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Was bedeutet ‚Gehorsam’ im Zen-Kontext? Gehorsam gehört nicht zu den Regeln, die die Mönche befolgen sollen. Alle anderen Mönche einer Gemeinschaft, zum Beispiel die Benediktinermönche, legen ein Gelübde des Gehorsams ab, die buddhistischen Mönche nicht. Natürlich muss man die Regeln der Gemeinschaft befolgen, jedoch gibt es keine Vorschrift des Gehorsams einer übergeordneten Person gegenüber. Aber man muss sich mit der Gemeinschaft harmonisieren, das ist klar. Das Zen und der Buddhismus im Allgemeinen rufen ganz selten zur autoritären Erziehung auf. Es wird an das Verständnis appelliert, das ist ein Unterschied. Aber natürlich hat jede Gemeinschaft Regeln, die man befolgen muss. Hier gibt es aber keine, die zum Gehorsam einer Person gegenüber auffordern. Ein Abt in einem Kloster ist zum Beispiel ein spiritueller Leiter, der den Praktizierenden in seiner Gemeinschaft hilft, aber er fordert von seinen Schülern keinen Gehorsam. Warum stellst du diese Frage? Dieses Wort tauchte auf einmal in meinem Kopf auf. Vielleicht weil ich den Eindruck habe, dass es in der Sangha eine sehr starke Hierarchie gibt. Eigentlich nicht so sehr. Es gibt eine Hierarchie, die aber nichts mit einer militärischen Hierarchie zu tun hat, in der jeder seinem Vorgesetzten gehorchen muss. In einem Dojo gibt es unterschiedliche Aufgaben, da spielt jeder seine Rolle, genauso wie ein Musiker in einem Orchester seinen Part spielt. Der Shusso nimmt eine Aufgabe wahr, der Ino nimmt seine Aufgabe wahr und auch der Tanto. Aber das sind eher Aufgaben, die helfen, dass alles gut abläuft, um den Leuten bei ihrer Praxis zu unterstützen. Dann hängt es vom Charakter jedes einzelnen ab. Wenn jemand eine Aufgabe bekommt, kann er sie vielleicht auf autoritäre Weise ausführen. Er kann dazu neigen, vom anderen Gehorsam zu verlangen und Dinge durchzusetzen, aber das ist eine Frage des persönlichen Stils. Es ist nicht der Zen-Geist. Im Zen-Geist erklärt man, was man macht, warum man es so macht und man lädt die anderen ein, es auch so zu tun. Niemand ist verpflichtet, in ein Zen-Dojo oder in einen Tempel zu gehen. Jeder kommt aus freien Stücken. Niemand wird dazu gezwungen, ein Sesshin zu machen. Aber wenn ihr kommt, müsst ihr euch natürlich mit dem Ablauf harmonisieren. Das versteht sich von selbst. Ich denke, dass das Problem von Autorität und Gehorsamkeit kaum eine Rolle spielt. Es wird sicherlich empfohlen, den Unterweisenden oder den Älteren Respekt entgegen zu bringen, aber gleichzeitig muss dieser Respekt begründet und verdient sein. Wenn eine Person eine bestimmte Stellung hat, heißt das nicht, dass man sie automatisch respektieren muss. Sie muss auch durch ihr Verhalten dafür sorgen, dass man sie respektiert. In der Küche gibt es zum Beispiel viele Dinge zu tun. Der Tenzo hat Helfer, und wenn er einem Helfer sagt, er solle den Topf auf den Herd stellen, weil es Zeit ist, mit dem Kochen anzufangen, und dieser widerspricht, weil er nicht einverstanden ist, kann die Küche nicht funktionieren. In diesem Sinne gibt es durchaus eine gewisse Autorität. Die Helfer müssen gehorchen, weil es sonst nicht funktioniert. Aber es gibt keine heilbringende Autorität, der man sich unterwirft,
weil es gut für einen selbst ist. - Manche benutzen dieses Argument,
wenn sie Gehorsam fordern. Das gehört aber nicht zum Geist der
Zen-Unterweisung. In der Geschichte des Zen gab es in den Beziehungen
zwischen Meistern und Schülern eher Unverschämtheiten als
Unterwerfung und Autorität.
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