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FAMILIE
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Ist es gut, die Gründung einer Familie oder einen zeitaufwendigen Job aufzugeben, um Zazen praktizieren zu können? Ich glaube nicht, daß man die Familie aufgeben muß oder die Arbeit. Aber es kommt darauf an, ein Gleichgewicht im Leben zu finden. Meister Deshimaru hat immer wieder gelehrt, keine Gegensätze und Spannungen zu schaffen zwischen unserem Alltag und dem Wunsch, den Weg zu praktizieren. Der wichtige Punkt ist, in der Familie und auch in der Arbeit eine Möglichkeit der Praxis zu finden und nicht zu glauben, dass das Gegensätze sind. Damit das nicht zwei sich gegenüberstehende Welten sind, genügt es nicht, sich das theoretisch zu sagen, es zu denken, sondern man muß täglich die Möglichkeit und die Zeit haben, Zazen zu machen, damit Zazen völlig an unserem Leben teilhat und das Familienleben und Berufsleben beeinflußt. Das heißt z.B. nicht, seine Arbeit aufzugeben, nicht notwendigerweise, aber z.B. manchmal Beförderungen zu verweigern und nicht in Wettbewerb zu treten. Arbeiten, aber in ausgeglichener Weise, das heißt: Grenzen setzen. Das, was man zu tun hat, gut tun, jemand Verantwortliches und Vertrauenswürdiges sein und auch von den anderen geschätzt werden, da man Qualitätsarbeit leistet. Aber wenn dein Chef dir anbietet: „Ah, ich möchte Sie befördern, Sie können jetzt Direktor werden!“ und dir dann klar wird, Direktor zu werden heißt, keine Zeit mehr für Zazen zu haben, dann musst du „Vielen Dank“, sagen, „das ist nichts für mich, suchen Sie jemanden anderes“. Das ist der Weg der Mitte: die Arbeit nicht verweigern, aber nicht hinter Erfolgen her rennen. Gleiches gilt für die Familie. Die Familie wegen des Zazens zu verlassen, wäre mit Sicherheit eine große Ursache von Leiden für die Familie und daraus resultierte schließlich eine egoistische Handlungsweise. Aber natürlich gab es früher berühmte Beispiele dafür, Buddha zum Beispiel. Aber man ist ja nicht verpflichtet, es so zu machen wie er. Heute sind die Bedingungen andere, auch unser Karma ist anders. Das heißt nicht, daß man es nie machen dürfte. Aber es ist nicht notwendig. Es ist besser, in der Familie eine Ausdrucksmöglichkeit für den Zazengeist, für das Mitgefühl von Zazen zu finden. Aber wenn man sich unglücklicherweise als Folge eines schlechten Karmas in einer völlig unmöglichen Familie befindet, die völlig verrückt ist, ist es manchmal besser zu gehen. Aber das ist der letzte Ausweg. Es ist besser, den Geist, der in der Familie herrscht, zu verändern, sodaß die Familienmitglieder Zazen respektieren, selbst dann, wenn sie es nicht praktizieren. Wenn die Familienmitglieder z.B. spüren, daß du dich dank Zazen positiv veränderst, werden sie dich bestimmt bald fragen: ‘Wann gehst du denn wieder ins Dojo? Wann gehst du aufs Sesshin?’ Sie werden dir Mut machen, es zu tun. Aber wenn du mit einer Leidensmiene vom Sesshin zurückkommst und sagst: „Die Familie, das ist kein Zuckerschlecken,“ dann wird das natürlich zur Konfliktursache, denn die Familie bekommt Angst. Meister Deshimaru sagte etwas scherzhaft „Wenn du nach Hause kommst, dann musst Du Deine Frau umarmen und ihr sagen: ‘Seit ich Zazen mache, liebe ich dich noch viel mehr’“. - Und ihr das natürlich auch beweisen.
Manchmal ist es schwer für mich zu unterscheiden, ob es Zeit für den Beruf, Zeit für Freundschaft oder Zeit für Zazen ist. Meine Freundin ist krank. Ich stand vor der Frage, ob ich lieber hierher gehe oder bei ihr bleibe. Und hier stellt sich mir jetzt die Frage, ob ich bleibe. Im allgemeinen ist es besser, hierher zu kommen. Denn die größte Hilfe, die man seinen Freundinnen und Freunden geben kann, besteht nicht in der Nähe zu ihnen, sondern in dem guten Einfluß, den man auf sie übertragen kann. Der beste Einfluß ist der Einfluß von Zazen, denn der geht über einen selbst hinaus. Wenn du zu einem Sesshin gehst, macht bereits deine Entscheidung deutlich, daß etwas Größeres und Wichtigeres existiert als eure freundschaftliche Beziehung. Ich glaube, dies ist eine große Hilfe. Das verringert nicht die Freundschaft, sondern es zeigt, daß über die menschliche Verbindung hinaus die Praxis des Weges besteht. Ich glaube, dass in der Tiefe alle dies suchen, die Praxis, die uns über unser kleines Ego, unsere Vorlieben, unsere Grenzen hinausführt. Einen Freund oder eine Freundin zu haben, die das praktiziert, ist ein guter Einfluß. Das gleiche gilt auch für die Familie: Wenn man seine Familie zurücklässt, um hierher zu kommen, ist die Familie bestimmt oft nicht sehr zufrieden und sagt: „Die Feiertage über sollst du bei uns bleiben.“ Aber wenn jemand innerhalb einer Familie den Weg praktiziert, beeinflußt das unbewußt die ganze Familie. Das ist sehr wertvoll. Wenn du jetzt deiner Freundin wieder begegnest, dann bist du nicht mehr genau die Gleiche. Du bist nicht mehr nur du, die kleine Person, sondern auch, durch dich hindurch, der Weg, dem du folgst, der sich durch dich hindurch manifestiert. Ich glaube, das ist wertvoll. Aber wenn die Person im Sterben liegt, und man nicht
die Möglichkeit hat, sie wiederzusehen, ist es natürlich wichtig,
sie zu begleiten. Was ich hier sage, ist nicht absolut gültig, gilt
nicht für alle Fälle, aber im allgemeinen.
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