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EINSAMKEIT
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Kannst du etwas zur Einsamkeit sagen? Das ist ein großes Thema in meinem Leben. Für mich ist das ein furchtbares Gefühl. Diesbezüglich gibt es ein sehr schönes Gedicht von Meister Yoka. Kodo Sawaki hat es immer wieder kalligrafiert: „Wir gehen immer allein. Einzig die spielen gemeinsam auf dem Weg, die vollendet sind.“ Das zeigt gut die beiden Aspekte des menschlichen Zustands: Einerseits ist man völlig allein. In allen wesentlichen Dingen ist man völlig allein, denn der andere ist immer der andere, und man selbst ist immer man selbst. Man kann nie eine Person oder einen Gegenstand ganz besitzen. Wesen, die wir lieben, ein Mann, eine Frau, Kinder, sogar eine Katze, ein Tier haben ihre Autonomie. Sie können uns immer entrissen werden durch Krankheit, Tod, einen Unfall, durch eine Änderung der Gefühle. Was unsere tiefsten Anhaftungen betrifft, spürt man, daß man allein ist. Man kann die anderen nicht kontrollieren. Sie entziehen sich uns, führen ihr eigenes Leben. Auch unser eigenes Leben leben wir allein. Wir müssen es auch allein verlassen: In unser Grab begleitet uns niemand. Es handelt sich also um eine grundlegende Existenzbedingung. Gleichzeitig ist aber das Einsamkeitsgefühl, das man im Leben hat, oft eine konstruierte Einsamkeit. Wenn man seinem eigenen Ego zu sehr verhaftet ist, trennt man sich von den anderen ab. Wenn man aber spürt, daß dieses Ego letztlich nicht allein existiert, sondern nur in Beziehung mit anderen, kann man mehr in Kommunion mit anderen sein. Das wollte Meister Yoka sagen, als er sagte: „Einzig die spielen gemeinsam auf dem Weg, die vollendet sind.“ Je mehr man in der Praxis des Weges engagiert ist, je mehr man shukke wird, desto mehr gibt man seine egoistischen Verteidigungsmechanismen und Barrieren auf und desto mehr kann man sich für andere öffnen und mit ihnen kommunizieren. Je egoistischer man ist, desto mehr spürt man die Einsamkeit. Denn desto mehr spürt man, daß man sich das Objekt der Wünsche nicht aneignen kann. Je mehr man diesen Egoismus losläßt, desto mehr kann man in Kontakt mit den anderen sein. Oft gehen Menschen Beziehungen zu anderen nur deshalb ein, um ihrer Einsamkeit zu entfliehen. Das ist keine wirkliche Begegnung. Der andere füllt nur eine Leere. Wenn man den Zustand des Alleinseins aber tief akzeptiert und die anderen nicht benutzt, um einen Ausgleich zu haben, kann man ihnen frei begegnen, kann man sich ausgehend von der Einsamkeit nahe kommen. Diese grundlegende Einsamkeit teilen wir alle. Einer der Punkte, an dem wir uns am besten begegnen können, ist das, was unsere tiefste Existenzbedingung ist. Da bestehtt ein Kontakt in etwas Existentiellem, das wir teilen. Wenn man die Einsamkeit flieht, bleibt man ihr Gefangener. Wenn man bis auf ihren Grund geht, kann man den anderen begegnen. Man hat also keine andere Lösung, als die Tiefe dieser Existenzbedingung zu berühren. Das machen wir während Zazen: Wir sitzen allein
vor der Wand. Allein mit den Knieschmerzen und den Gedanken, die auftauchen.
Niemand anderes kann uns da helfen. Zur gleichen Zeit teilen wir alle
diese Erfahrung. Deshalb entsteht während eines Sesshins eine große
Nähe. Man ist gleichzeitig völlig allein und völlig in
Gemeinschaft. |
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