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DOJO
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In der Sangha gibt es viele verschiedene Vorstellungen. Manche möchten nur Zazen praktizieren, andere suchen Freunde oder eine Karriere, oder man erwartet psychologische Hilfe. Wie geht man im Dojo mit diesen verschiedenen Vorstellungen um? Das hängt davon ab, welche Position man im Dojo hat. Wenn man eine unterweisende Funktion hat, muss man alle Vorstellungen empfangen und versuchen, sie umzuwandeln. Ich betrachte viele Illusionen, unter anderem auch die Illusionen über Zen, als Gelegenheiten für die Menschen, um mit der Praxis in Kontakt zu kommen. Wenn die Leute mit vielen Illusionen kommen, dürfen wir sie nicht missbilligen. Aber wir sollten in der Lage sein, die Illusionen schnell umzuwandeln, oder besser gesagt, wir sollten sie nicht selber umzuwandeln, sondern dem anderen helfen, seine Vor- stellungen zu ändern, indem wir Boda shin lehren, die einzige Motivation, mit der man Zazen praktiziert. Zazen praktizieren mit den anderen und das Erwachen erlangen zum Wohle aller Wesen. Das ist der einzige Grund. Aber für einen Anfänger ist dieser Gedanke nicht offensichtlich. Meister Deshimaru hatte aus den unendlichen Verdiensten von Zazen zehn ausgewählt, die er gerne aufzählte. Er betonte die guten, positiven Auswirkungen von Zazen: „Wenn ihr Zazen praktiziert, werdet ihr dieses oder jenes erlangen und so oder so werden. Aber am Ende“ - Am Ende gab es immer ein ‚aber’. – „müsst ihr immer mushotoku praktizieren, ohne zu versuchen, Verdienste zu erlangen. Diese Verdienste sind Auswirkungen einer Praxis, die wahrhaft mushotoku ist. Anders gesagt, wenn ihr ernsthaft prak- tiziert, indem ihr euch nur auf die Praxis selbst konzentriert, ohne etwas anderes zu suchen, ohne eine Vorstellung zu haben, ist es die Praxis selbst, die euch befreit und gute Auswirkungen zeigt.“ Ich meine, wir sollten wie Meister Deshimaru unterweisen. Wenn jemand ins Dojo kommt, weil er sehr gestresst ist, können wie ihm sagen: „Gut, dass Sie gekommen sind. Zazen wird Ihnen helfen, Ihren Stress zu verringern. Aber wenn Sie wirklich etwas gegen den Stress tun wollen, sollten sie Ihre Gier aufgeben und mushotoku praktizieren.“ Manchmal muss man mit dieser Unterweisung schrittweise vorgehen. Wer noch keine tiefe Praxiserfahrung hat, kann dies nicht verstehen. Es könnte schockieren. Wir sollten den Leuten helfen, sich nach und nach dieser Mushotoku- Dimension anzunähern, ohne sie ihnen aufzuzwingen, indem wir die Richtung zeigen. Letztlich ist diese Dimension gar nicht so paradox, sondern ganz normal. ----- Gibt es genaue Regeln für unsere Dojos? Es gibt die Regeln von Meister Deshimaru, die normalerweise in jedem Dojo hängen müssen. Meister Deshimaru hat Regeln aufgestellt. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele. Einige Regeln sind von dem Jû-Undo Shiki inspiriert, z.B. sagt er: „Im Dojo müsst ihr euch wie Milch und Honig harmonisieren.“ Das ist ungefähr der gleiche Ausdruck, den Dogen verwendet hat. Wenn es in einem Dojo keine Regeln gibt, ist es schwierig zu entscheiden, was richtig ist und was nicht richtig ist. Die Regeln sind wie die Gebote geschaffen worden, ausgehend von Irrtümern. Anfangs braucht man keine Regeln, nur ein paar grundlegende Regeln, um zu klären, wie man geht, ob man links oder rechts ins Dojo geht, wie man sich im Dojo bewegt. Das ist nötig, doch sonst sind Regeln nicht besonders notwendig. Aber ab einem bestimmten Zeitpunkt wird man sich aufgrund der Praxis bewusst, dass bestimmte Verhaltensweisen, die sich im Dojo entwickelt haben, die Praxis stören. Dann stellt man eine Regel auf. Wenn z.B. jemand völlig betrunken ins Dojo kommt, stört das natürlich die anderen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man gar nicht daran gedacht zu schreiben: „Man darf nicht betrunken ins Dojo gehen.“ In dem Augenblick, wo jemand das gemacht hat, machte man eine Regel, die es verhindert. Die nächste Regel heißt z.B.: „Man soll keine Gäste ins Dojo einladen und auch nicht in die Umgebung des Dojos.“ Als ich das gelesen habe, habe ich sofort gedacht: Bestimmt waren, als Dogen sein neues Dojo eingeweiht hat, einige seiner Schüler so froh, dass es dieses Dojo gab, dass sie Bekannte eingeladen haben: 'Ach kommt doch mal, ich zeig euch das Dojo.’ Das hat natürlich gestört. Er hat dann die Regel gemacht: 'Man darf niemanden einladen.’ Man darf keine Gäste ins Dojo bringen, außer sie wollen wirklich praktizieren und den Regeln folgen. Dann können sie natürlich ins Dojo kommen. Dies ist die nächste Regel geworden. -------- Im Workshop hat eine Person kritisiert, dass beim Rausgehen nach dem Zazen viele sehr rücksichtslos wären. Das hätte sie ein bisschen schockiert. Wie geht man aus dem Dojo raus und wie können wir das optimieren? Das erste ist, dass man im Dojo nicht sprechen sollte.
Häufig ist es so, dass die Leute im Dojo sofort zu sprechen beginnen,
wenn die Glocke erklungen ist, und nicht warten, bis sie das Dojo verlassen
haben. Ansonsten steht es außerhalb von Zazen jedem frei,
sich so zu verhalten, wie er es möchte. Auf Zazen folgt eine Pause.
Wir wollen nicht jeden Augenblick regeln. Es ist wichtig, auch dann konzentriert
bleiben zu können, wenn es keine Regel mehr gibt. Es bedarf der Regeln,
um die Praxis im Dojo zu schützen. Aber ich habe es immer für
übertrieben gehalten, den Alltag völlig regeln zu wollen. Denn
was machen die Leute, die sich Regeln unterwerfen, weil sie verpflichtet
sind, ihnen zu folgen, wenn sie das Sesshin verlassen, wenn sie sich in
einer Welt wieder finden, die chaotisch ist? Auch auf die anderen aufmerksam zu sein und Umgang mit
ihnen zu haben, ist wichtig. Die Praxis der Konzentration bedeutet nicht
nur, auf seine Praxis konzentriert zu sein, sondern auch achtsam auf andere
zu sein. Achtsam auf andere zu sein, kann auch heißen, die anderen
in Ruhe zu lassen. Wenn man sich bewusst wird, dass jemand in Stille allein
sein möchte, ist es nicht erforderlich, mit ihm sprechen zu wollen.
Das muss man fühlen und respektieren. Es gibt viele Leute, die unsere
Sangha mögen und in dieser Sangha bleiben, weil ihnen dieser natürlich,
freundliche Kontakt gefällt, den sie nicht in anderen Gruppen finden,
wo man zu rigide ist. ----- Die Praxis von Zazen führt nicht zwangsläufig zu einem weiten Geist, auch in Dojos kann es zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Man ist nicht kompromissfähig. Was denkst du, was da schief läuft? Es ist wichtig, die Sichtweise der anderen zu verstehen. Die Menschen, die in ein Dojo kommen, sind aufrechte Menschen, die den Weg suchen. Sonst hätten sie keinen Grund, dahin zu gehen. Wenn die Leute unterschiedlicher Auffassung sind, dann nicht, weil sie schlecht sind oder Macht haben wollen, sondern weil sie fest davon überzeugt sind, dass sie Recht haben. Das ist der Grund, weshalb gerade Religionsmitglieder viele Konflikte auslösen. Das sind Leute, die eine feste Überzeugung haben. Wenn man sehr von etwas überzeugt ist, neigt man dazu, einer anderen Sichtweise nicht zuzuhören. Es ist gut, seine eigene Sichtweise in Klammern setzen zu können und die Sichtweise des andern zu übernehmen. Aber am Schluss muss man natürlich eine Entscheidung treffen. Denn in einem Dojo kann es nicht 36 verschiedene Methoden geben, etwas zu machen. Man muss eine Methode haben. Also muss man irgendwann übereinstimmen. Ich glaube, dass es einfacher ist, zu einer Übereinstimmung zu kommen, wenn man zuvor aufrichtig den unterschiedlichen Meinungen der Leute zugehört und sich bemüht hat, eine Übereinstimmung zu finden. Du sprichst von Kompromiss, so kann man es nennen, aber es geht darum, eine Lösung zu finden, die richtig ist. Das bedeutet nicht unbedingt, die gegensätzlichen Auffassungen zu mischen und dann die Mitte zu nehmen. Lauwarm ist nicht unbedingt der richtige Weg zwischen kalt und warm. Ein Dojo muss von jemandem geführt werden, der mehr
Weisheit und mehr Erfahrung hat als andere. Daher kann er den richtigen
Sichtsweisen den Vorzug geben. Aber nur, nachdem er alle gehört,
eine Synthese gemacht und gesehen hat, was wirklich wichtig ist. Und natürlich
auch, indem er sich auf die Unterweisung bezieht, nicht nur auf sein eigenes
Ego, darauf, was er für besser hält. Die Unterweisung steht
in der Tradition. Versuche nicht, den anderen eine Meinung aufzuzwingen,
indem du sagst: „Ich bin der Chef! Ihr müsst mir folgen!“,
sondern indem du sie von dem überzeugst, was richtig ist, indem du
ihren Einwänden zuhörst und die richtige Weise erklärst.
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