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Fragen und Antworten

 

DESHIMARU

 

Deshimaru rauchte, trank, liebte Frauen ...

Daß er Frauen liebte, ist darauf zurückzuführen, daß er ein Mann war. Aber das war nichts, was er kultivierte. Die Leute haben sehr viele Phantasien entwickelt über mögliche Beziehungen Meister Deshimarus zu Frauen in seiner Umgebung. Ich habe in der nahen Umgebung von Meister Deshimaru gelebt. Es gab nichts derartiges. Diesbezüglich hatte er ein sehr strenges Leben. Ich habe mit ihm auch persönlich darüber gesprochen. Es war für ihn nicht einfach, denn er hatte sehr viel Energie. Aber sich auszumalen, er hätte Beziehungen zu seinen Sekretärinnen oder Schülerinnen gehabt, ist Unsinn.

Es ist wahr, daß er rauchte und trank. Wir haben oft darüber gesprochen. Er sagte uns, daß er rauche, weil er sonst zuviel Energie habe. Das war Ergebnis seiner sexuellen Enthaltsamkeit. Der Tabak verminderte etwas seine Energie. - Was den Alkohol anbetrifft: Er war kein Alkoholiker. Er trank Alkohol mit anderen. Er mochte es, abends nach dem Zazen Schüler einzuladen, eine Flasche herauszuholen und gemeinsam mit ihnen zu trinken, um eine freundschaftliche Atmosphäre zu schaffen. Er konnte dann sehen, wie die Leute ihre Maske fallen ließen, wie die Bonnos auftauchten und die Dinge, die sie normalerweise nicht zugaben.

In seinem letzten Lebensjahr ist er krank geworden. Da hat er mit Alkohol und Tabak aufgehört. Er hat uns niemals empfohlen, es so zu machen wie er. Er hat immer gesagt: „Ihr müßt den guten Aspekten der Praxis des Meisters folgen.” Er hat uns z.B. nie gesagt: „Ihr müßt rauchen!” Er sagte: „Ich rauche, aber das ist keine Praxis.” Sein Verhalten war kein Modell.

 

 

Was empfiehlst du, wenn man merkt, dass man Zweifel hat? Was sollte man tun, wenn man z.B. an der Wirksamkeit von Zazen zweifelt, wenn man an der Unterweisung des Meisters zweifelt oder am Meister selbst.

Ist das bei dir so?

Nein nicht konkret, eigentlich nicht. Vielleicht. Ich glaube manchmal schon. Ich glaube, man kommt immer wieder an solche Punkte.

Ja, das ist wahr. Es ist sogar wichtig, die Praxis manchmal in Zweifel zu ziehen. Das passiert mir auch. Aber in dem Augenblick zweifle ich nicht an der Praxis selbst, sondern an der Art und Weise, wie ich praktiziere. Das bringt mich dahin, meine Praxis zu erneuern. Denn die Praxis ist nicht etwas, das unabhängig von einem selbst existiert, auch der Meister nicht. Wenn ich also Zweifel an der Praxis habe, dann sind es Zweifel an der Art und Weise, wie ich praktiziere. Und das ist eine Gelegenheit, die Praxis zu vertiefen.

Auch wenn ich am Meister zweifelte, an Meister Deshimaru, fragte ich mich: „Warum zweifle ich an ihm? Was läßt mich zweifeln?“ Z.B. sagte ich mir: „Er ist noch bestimmten Dingen verhaftet, aber warum stört mich das?“ Dann nahm ich wahr, daß ich selbst auch diesen Dingen verhaftet war. Ich hoffte, daß er mir den Zustand einer Person zeigt, die keinerlei Anhaftung mehr hat. Aber das ist auch eine Anhaftung. In diesem Augenblick hat mich der Zweifel dazu geführt, meine eigene Verhaftung vollständig zu sehen und zu akzeptieren. Das ist eine Gelegenheit, weniger dogmatisch zu werden und das, was ist, mehr zu akzeptieren, sehr viel näher am wirklichen Leben zu sein.

Meister Deshimaru umfasste in sich sehr, sehr viele Widersprüche. Er hatte wirklich diese Buddhaseite, aber manchmal hatte er auch eine dämonische Seite. Wenn man die dämonische Seite auftauchen sah, ließ das an dem Buddha zweifeln. Aber hinterher konnte man verstehen, daß diese zwei Seiten letztlich nicht getrennt werden konnten, sondern gemeinsam waren. Das ist ein sehr wichtiger Fortschritt. Es heißt zu akzeptieren, daß man auch in sich selbst diese beiden Aspekte hat. Häufig wehrt man die Zweifel ab, weil man die Schattenseite abwehren und nur die Lichtseite sehen möchte. Man möchte alles Unreine wegwerfen und nur die reine Seite betrachten. Und so wird man ständig gestört. Denn es ist nicht so, wie man es gerne hätte. Ich glaube, daß es wichtig ist, diesen Aspekt unseres Zweifels zu begreifen, der uns lehrt zu akzeptieren, daß man so ist, wie man ist. Man kann niemals vorwärts kommen, wenn man etwas zurückweist, wenn man es nicht haben will, wenn man es nicht akzeptiert.

Das ist ein Beispiel dafür, wie sogar der Zweifel an der Person des Meisters den Fortschritt vorantreiben kann. Ich glaube, wenn man an Meister Deshimaru starke Zweifel hatte, konnte man besser auf dem Weg voranschreiten. Denn in dem Augenblick war es so, als würde der Boden unter den Füßen einbrechen, und das war ein sehr wichtiger Augenblick.

Hast du das nur mit dir selber abgemacht oder es Meister Deshimaru gesagt?

Nein, ich habe nicht mit ihm direkt darüber gesprochen, so wie ich jetzt mit dir darüber spreche. Aber alles, was er uns von sich zeigte, in einer vertrauten Situation, das war das. Das war dieses Annehmen der beiden Polaritäten, des Buddhas und des Dämonen in jedem. Er brachte das klar zum Ausdruck, zeigte es klar.

Es gab Leute, die das nicht zusammenbekommen haben.

Ja, ja, sie sind weggegangen.

Was war anders bei dir?

Ich glaube das war, daß ich ihn liebte. Das hat mir geholfen.


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