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BETTEL-PRAXIS
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Machen die Mönche der Soto-Schule Bettelgänge? In Japan sind Bettelgänge eine Tradition, die von der Bevölkerung verstanden und akzeptiert wird. Der Staat gibt den Mönchen sogar die Erlaubnis zu betteln. Auch hier könnte man Bettelgänge unternehmen, was vielleicht interessant wäre, aber man müsste der Bevölkerung die Tradition erklären. Es ist nicht das gleiche Betteln wie das der Obdachlosen. Für den bettelnden Mönch ist es ein Akt der Demut zu akzeptieren, von den Almosen der anderen abhängig zu sein. Gleichzeitig macht er den anderen ein Fuse, indem er ihnen die Gelegenheit gibt, den Drei Kostbarkeiten eine Spende zu machen. Wenn man einem Mönchen Almosen gibt, erhält man große Verdienste, weil man den Drei Kostbarkeiten geholfen hat. Der Mönch bedankt sich auch nicht dafür, Almosen erhalten zu haben. Er bleibt einfach gerade stehen und hält seine Schale. Der Spender macht danach Gassho und dankt dem Mönch, dass dieser das Fuse akzeptiert hat. Es ist eine lange Tradition, deren Bedeutung die Japaner kennen. Wenn wir in den Kölner Straßen betteln würden, würde es die Kölner Bevölkerung sicherlich nicht verstehen. Aber ich halte es für eine gute Idee, zu versuchen diese Praxis einzuführen. Man müsste sich jedoch darauf vorbereiten, vorab die Stadt um Erlaubnis bitten und erklären, warum man es tut. So könnte es funktionieren.
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Ich habe gehört, dass du in Japan die Bettelpraxis gemacht hast. Wie war das für dich als Mönch aus dem Westen? Gibt es aus deiner Sicht eine Form dieser Praxis für uns im Westen? Zum ersten Teil der Frage: Ich war sehr beeindruckt, diese Bettelpraxis auszuüben. Man praktiziert das morgens zweieinhalb bis drei Stunden. Nicht jeden Morgen, aber wenn, dann morgens. Fast alle Mönche des Tempels gehen hinaus. Wir waren circa 20, wie eine Prozession. Mit dem Strohhut, der über die Stirn geht, mit dem Kolomo, der hochgebunden ist, und einer Mönchstasche vor dem Bauch. Es sind circa 10 Meter Abstand zwischen den einzelnen. Man geht durch alle Strassen der Stadt, wie eine Prozession. Keine Strasse wird ausgelassen. – Es ist eine kleine Stadt. – Das dauert drei Sunden. Man hat eine Handglocke, die man unablässig läutet, sodass R. eine richtige Verletzung am Finger hatte. Diese drei Stunden praktiziert man die gleiche Silbe: “oo oo ...“ bis zum Ende der Ausatmung. Dann atmet man ein und macht das gleiche wieder. Im ganzen Ort hört man diesen Gesang. Es ist sehr, sehr beeindruckend, das zu machen. Die Leute hören also die Glocke und den Gesang. Die Menschen in dem Ort sind Gläubige. Das ist der wichtige Punkt zum zweiten Teil deiner Frage. Der Ort heißt Obama, und die Mehrheit der Bevölkerung sind Zen-Schüler. Es gibt also eine Tradition. Und wenn die Bevölkerung den Gesang und die Glocke hört, gehen oft Leute aus den Gebäuden heraus, gehen zum ersten Mönch, auf den sie stoßen, machen Gassho, der Mönch erwidert es, und öffnet seine Tasche. Sie geben entweder Geld oder eine Hand voll Reis hinein. Geht man denn mit der Schale? Ja. Manchmal geht man mit der Schale. Aber es war nicht die Jahreszeit, um Reis zu empfangen. Deswegen haben wir Geld bekommen. Die Leute gaben 100-Yen oder 200-Yen – Münzen. Das Geld kommt in die Tasche. Sie ist so gebaut, dass das Geld, was jemand darauf legt, automatisch in die Tasche fällt. Beeindruckend ist, dass die Leute geben und dafür dem Mönch danken. Der Mönch bedankt sich nicht. Er empfängt und geht weiter. Das bedeutet, dass man, wenn man um die Gabe bittet, dem anderen die Gelegenheit gibt, das Fuse zu praktizieren. Die Person, die etwas gibt, ist zufrieden, denn sie kann einem Mönch etwas geben. Aber wenn der Mönch danken würde, dann empfände die Person dies wie eine Belohnung, sie stünde dann auf der gleichen Ebene. Wie Kodo Sawaki sagte: „Wenn man nicht dankt, macht die Person wirklich ein Fuse in einem Geist von Mushotoku, der keinen Dank erwartet.“ In dem Augenblick ist der Verdienst des Fuse sehr viel größer. Es ist der Verdienst von Mushotoku. Deshalb darf man nicht danken. Das ist wirklich interessant. Aber um das zu verstehen, muss man den Zen-Geist verstehen. Das kann man in dieser Form nur in einer buddhistischen Kultur praktizieren. Es hier zu praktizieren? Ich stell mir das gerade in Solingen vor, dann müsste es ausreichend Familien geben, die dem Zen mit Sympathie gegenüber stehen. Sonst kämen, wenn ihr das machen würdet, die Leute wahrscheinlich ans Fenster, würden einen Fotoapparat holen und fänden das sehr folkloristisch. Sie würden es nicht verstehen. Deshalb frage ich ja auch danach, welche Möglichkeit wir im Westen haben, anderen das Fuse zu ermöglichen? Das stimmt. Wir haben das nicht wirklich entwickelt. H.-J. hat das ein bisschen in seiner Peacemaker-Praxis entwickelt. Aber Meister Deshimaru hat uns nicht unterwiesen zu betteln, weil er dachte, dass das in der abendländischen Kultur nicht vorhanden wird und dass das Zen schlecht aufgenommen würde, wenn wir betteln würden. Ganz im Gegenteil: „Er sagte, ihr müsst arbeiten. Denn es sind ja auch Leute, die arbeiten, um Geld zu verdienen, die uns das Geld geben, damit wir einen Tempel bauen können.“ Ein Dojo kann natürlich einen Unterstützerkreis haben, das ist auch Praxis in Japan. Das heißt, man kann Leute, die nicht täglich Zazen praktizieren, dem Zen oder dem Buddhismus aber mit Sympathie gegenüberstehen, um eine Spende bitten. Man kann sagen, dass man das Dojo vergrößern will, oder ein anderes Vorhaben hat. Man sollte schon einen Grund haben. Den kann man erklären, und dann kann man um Hilfe bitten. Als Meister Deshimaru beispielsweise die Gendronnière erworben hat, haben wir eine Art von Betteln betrieben: Wir haben viele Menschen angeschrieben mit der Bitte „Helft uns, damit wir diesen Tempel bauen können.“ Aber es gibt doch auch das Bitten im Kleinen. Wenn man zum Beispiel die Sangha bittet, einem beim Nähen des Rakusu oder des Kesa zu helfen. - Dabei ist meine Frage entstanden. Sie ist schon ein Jahr alt. Ja. Wenn man die Teilnehmer eines Sesshins um Samu bittet,
ist das auch eine Bitte um Hilfe. Man bittet darum, Samu zu machen, die
Mahlzeiten zuzubereiten, oder auch darum, das Kesa zu nähen. Auch
ein Dojo kann darum bitten, dass man ihm hilft, es bekannt zu machen.
Oft ist es so, dass die Dojo-Verantwortlichen es einfach leid sind, um
Hilfe zu bitten, weil sie den Eindruck haben, die Leute wegbleiben, wenn
man sie um Hilfe bittet. Aber man muss auch an den anderen Aspekt denken,
dass man den anderen die Möglichkeit gibt, ein Fuse zu geben. Das
muss man auch unterweisen. Man muss sich nicht entschuldigen, dass man
jemanden um Hilfe bittet. Man muss aus dem Geist heraus um Hilfe bitten,
dass man dem anderen ein Geschenk macht, dass man dem anderen die Möglichkeit
bietet, etwas zu geben. Wenn die Leute etwas geben, sind sie letztlich
glücklich. Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit und Energie.
Es tut der Person gut, die gibt. Es ist also ein Geschenk. |
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