BuddhaWeg-Sangha

Mitglied der Association Bouddhiste Zen d'Europe

Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union

 

 

zurück zu

Fragen und Antworten

 

BEFREIUNG

 

Du sagst oft: „Zazen zu üben bedeutet, zum normalen Zustand zurückzukehren, d.h. der kosmischen Ordnung zu folgen“ und „Wenn man Zazen übt, gelingt es einem, die wahre Befreiung zu verwirklichen“. Ich frage mich ziemlich oft, ob diese Befreiung nicht auch ganz einfach eine Illusion ist.

Ja, wenn man sie zu erhalten wünscht und sich an sie klammert, wird sie ein weiteres mentales Konstrukt. Meister Deshimaru sprach oft vom normalen Zustand. Aber er sagte: „Wenn man sich an diesen normalen Zustand klammert, ist es kein normaler Zustand mehr.“ Man muß aufpassen, daß man sich nicht an Worte klammert. Man muß sehen, auf welche Wirklichkeit sie verweisen. Wenn Meister Deshimaru den Ausdruck „Normalzustand“ benutzte, wollte er damit nur sagen, daß Zazen uns erlaubt, tief in Einklang zu sein mit dem, was wir sind, daß Zazen nichts Spezielles ist, kein spezieller Zustand. Nur das. Aber wenn man um den normalen Zustand herum eine ganze Konstruktion aufbaut und sich dem verhaftet, dann ist es nicht mehr der Normalzustand, dann wird es wieder etwas Spezielles, ein weiteres Objekt des Begehrens, der Anhaftung.

Nur wenn wir alle Arten von Suche aufgeben, alle Erwartung, geschieht die Verwirklichung.

Das habe ich verstanden. Aber ich denke, daß wahre Freiheit nicht existiert. Wahre Freiheit ist eine Vision.

Ich glaube, wenn man das wirklich akzeptiert, kann man wahrhaft frei werden.

-----

Wir werden als unfreie Menschen geboren und verbringen dann unser Leben damit, uns zu befreien. Mich erinnert das sehr an die christliche Erbsünde. Ich frage mich, warum wir uns befreien, ob die Befreiung Selbstzweck ist.

Fühlst du dich in Ketten?

Jetzt?

Ja.

Ich frage mich, warum wir voller Illusionen sind? Warum kommen wir so auf die Welt, dass wir unser Leben damit verbringen, uns zu befreien?

Das ist eine nutzlose Frage, denn sie ist endlos. Der Ursprung der Täuschungen ist endlos. Wichtig bist du hier und jetzt. Was ist jetzt deine Illusion? Was kettet dich jetzt im Augenblick an?

Aber was ist, wenn ich mich….

Du! Jetzt!

Aber, wenn ich befreit bin und sterbe. Wo ist der Unterschied, ob ich mich befreit habe oder nicht?

Du wirst weniger leiden.

Wenn ich tot bin?

Warum möchtest du sterben? Vielleicht ist in dir ein Idiot, der dann gestorben ist. - Es geht hier jetzt nicht ums Sterben. Es geht darum, deine Illusionen fallen zu lassen.

Da wir am Ende definitiv sterben, ist für mich die Frage, wo der Sinn einer Befreiung liegt.

Weil es besser ist, nicht als Idiot zu sterben. Gerade weil man eines Tages sterben muss, sollte man die Zeit nicht verlieren.

-----

Du hast gesagt, dass es zwei Arten gibt sich zu befreien. Die erste werde oft unterwiesen, das sei der Weg der Beobachtung und der Konzentration, des Loslassens. Der zweite Weg sei tiefgehender. Er sei nicht auf der Ebene des Loslassens, sondern auf der Ebene direkt zu sehen, was ist: Was ist dieses Ich, das etwas will? Das Sehen, dass Illusionen und Anhaftungen nicht wirklich wichtig sind.

Ich habe über die beiden Wege nachgedacht und finde keine Linie, wo die beiden getrennt sind. Ich glaube, in der Praxis muss man zuerst das eine machen, das andere folgt dann.

Ja, der zweite ist eigentlich die Intuition, die aus der Praxis kommt. Sie direkter ist und tiefer.

Ist das der Unterschied der in den beiden berühmten Gedichten von Jinshu und Eno beschrieben wird?

Das Gedicht von Jinshu ist ein Loblied auf die Praxis der Konzentration. Sie hilft, die Gedanken vorbeiziehen zu lassen und sich nicht an die Illusion zu klammern. So wie man den Staub wegfegt oder den Spiegel säubert. Die Art von Eno ist, sofort zu sehen, dass es keinen Spiegel, dass es keinen Staub gibt. Jinshu ist in der relativen Wirklichkeit, in der Wirklichkeit der Phänomene. Wir leben alle in dieser Wirklichkeit. Deshalb ist das auch wichtig. Aber Eno stellt radikal die Fragen: „Was ist das für ein Staub? Was ist das für ein Spiegel? Was ist die Bedeutung des Staubs, was ist die Bedeutung des Spiegels?“ - Es gibt keinen Staub, der wegzuwischen ist, es gibt auch keinen Spiegel.

Aber das ist Teil der Beobachtung.

Ja, ein Teil der tiefen Beobachtung.



Kontakt   Juristischer Hinweis