Schon seit vielen Jahrhunderten wird im Buddhismus von zwei
Dimensionen der Wirklichkeit gesprochen. Im Laufe der Jahrhunderte
sind diese Dimensionen unterschiedlich benannt worden, Thich Nhat
Hanh nannte sie die historische
und die letztendliche
Dimension.
Das sind zwei Weisen, die
Wirklichkeit zu betrachten. Je nachdem unter welchem dieser
Blickwinkel man die Wirklichkeit betrachtet, kommt man zu
unterschiedlichen Aussagen.
Wenn wir unsere Zazen-Praxis
betrachten, können wir wahrnehmen, dass wir während mancher Zazen
sehr konzentriert sind, die Gedanken vorüberziehen lassen, der
Atem ruhig kommt und geht, und wir nehmen andere Zazen wahr, in
denen unser Geist sehr unruhig ist, die Gedanken nicht
vorüberziehen, wir nicht besonders konzentriert sind.
Wenn wir diese Unterschiede
sehen, können wir auch dem Zazen unterschiedliche Qualitäten
zusprechen, können von einem „guten“ und einem „schlechten“ Zazen
sprechen.
Es
gibt auch die
letztendliche
Dimension, in der jede Situation einfach so ist, wie sie ist.
In dieser Sichtweise ist jede
Situation gleich: die eine ist einfach so, wie sie ist, die andere
Situation ist auch einfach so, wie sie ist. Hier hören die
Unterschiede auf. Hier gibt es kein gutes und kein schlechtes
Zazen.
Aber
auch die beiden Dimensionen, die historische und die
letztendliche, gehören dem Bereich der Unterscheidungen an. Über
diese Unterscheidung gehen wir hinaus, wenn wir
Shikantaza
praktizieren, wenn wir restlos sitzen: Es sind keine Worte mehr
da, die dieses Sitzen beschreiben: der Augenblick der völligen
Stille, die nicht einmal mehr den Namen 'Stille' trägt.
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