Über Zazen sprechen und
Zazen praktizieren sind zwei völlig verschiedene Dinge. Worte
sind nur Hinweise, Hinweise auf etwas. Dieses Etwas ist etwas
ganz Anderes als die Hinweise.
Es wird zum Beispiel gesagt, Zazen sei Konzentration
und Beobachtung. Damit wird auf bestimmte Aspekte der Praxis von
Zazen hingewiesen. Aber Zazen ist nicht Konzentration und Beobachtung.
Zazen ist Zazen.
Trotzdem müssen wir Worte gebrauchen, um
uns zu verständigen. Jeder der Zazen praktiziert und darüber
spricht, möchte natürlich möglichst genaue Hinweise
geben. So nimmt die Zahl der Begriffe zu, mit der Zazen beschrieben
wird.
Mir geht es da nicht anders. Auch ich bemühe
mich, die richtigen Worte zu finden.
Ich finde den Begriff Konzentration zur Beschreibung
der Praxis von Zazen nicht besonders angemessen.
Wir konzentrieren uns zum Beispiel, wenn wir
das Gemüse für die Guenmai schneiden: Wir konzentrieren
uns darauf, dass die Stücke, die wir schneiden, eine bestimmte
Grösse nicht überschreiten, dass wir gleichmässig
schneiden, dass wir uns nicht beim Schneiden verletzen, und so
weiter.
Konzentration hat ein Objekt: Man konzentriert
sich auf etwas.
Aber die Praxis von Zazen hat kein Objekt.
Auch der Begriff Beobachtung ist nicht besonders
glücklich: Wir beobachten immer etwas, ein Objekt.
Aber die Praxis von Zazen hat kein Objekt. Worauf
also sich konzentrieren? Was also beobachten?
Der Vielzahl von Hinweisen auf die Praxis von
Zazen füge ich einen Hinweis hinzu: Zazen praktizieren bedeutet,
geistesgegenwärtig zu sitzen.
Wir halten einfach unseren Geist gegenwärtig.
Wenn wir wahrnehmen, dass der Geist nicht mehr gegenwärtig
ist, ist diese Wahrnehmung selbst gegenwärtig. Wir beobachten
also kein Objekt, sondern der Geist kehrt von selbst zur Gegenwart
zurück.
Diese Rückkehr ist keine Konzentration: Es ist kein Objekt
da, auf das wir uns konzentrieren, sondern einfach Gegenwärtigkeit.
Kaiser Wu aus Liang fragte den grossen Meister
Bodhidharma: „Was ist die heilige Wahrheit?“ - Bodhidharma
antwortete: „Offene Weite. Nichts Heiliges.“
Diese offene Weite realisiert sich im geistesgegenwärtigen
Sitzen, das sich auf kein Objekt konzentriert, das kein Objekt
beobachtet.
Aber auch das sind nur Worte.
Zazen ist nicht geistesgegenwärtig Sitzen:
Zazen ist Zazen.
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