Wenn wir Zazen praktizieren,
praktizieren wir Shikantaza. Shikantaza ist ein zusammengesetztes
Wort. Za ist das Za von Zazen: sitzen.
Shikan wird übersetzt mit ‚'ganz und gar',
‚'vollständig'. Shikanza heißt also
‚'vollständig sitzen'. Ta ist eine Verstärkung.
Shikantaza bedeutet somit: ‚VOLLSTÄNDIG SITZEN’.
Ich übersetze Shikantaza
mit '‚restlos sitzen'. Wenn wir Zazen praktizieren, sitzen
wir mit Körper, Geist und Atmung in völliger Einheit.
Zu Beginn von Zazen nehmen wir
die Haltung ein: Wir neigen das Becken nach vorne und drücken
mit den Knien in den Boden. Wir strecken die Wirbelsäule
und den Nacken. Wir entspannen die Schultern. Die linke Hand ruht
in der rechten. Die Handkanten haben Kontakt mit dem Unterleib,
zwei oder drei Finger breit unterhalb des Nabels. Die Daumenspitzen
berühren sich leicht und bilden weder Berg noch Tal. Das
Kinn ist leicht zurückgezogen. Der Blick ist im Winkel von
45° gesenkt und fixiert nichts. Die Atmung kommt und geht.
Und auch die Gedanken lassen wir kommen und gehen, ohne ihnen
zu folgen und ohne sie festzuhalten.
Wenn wir so sitzen, sitzen wir
in völliger Einheit, Körper, Geist und Atmung in völliger
Einheit. Es ist nichts mehr da, was nicht sitzt. Unser Sitzen
ist restlos.
Zazen ist nicht einmal eine Sitzmeditation.
Das Wort ‚'Sitzmeditation' erweckt den Eindruck, dass wir
sitzen und dabei etwas anderes tun: meditieren. Aber wir sitzen
einfach nur vollständig, ohne Raum für irgendetwas Anderes
zu lassen.
Da wir restlos sitzen, hat dieses
Sitzen auch kein Ziel. Ein Ziel würde uns in einen Dualismus
stürzen: Wir würden jetzt sitzen, um etwas zu einem
späteren Zeitpunkt zu erreichen.
Aber all das ist aufgegeben:
Wir sitzen. Sonst nichts.
Damit kann dieses restlose Sitzen
zu einer Alternative zu unserem sonstigen Verhalten werden, wo
wir immer hinter etwas herrennen oder vor etwas davonlaufen.
Dieses restlose Sitzen beeinflusst
unseren Alltag: Wir beginnen auch in unserem Alltag, die Dinge,
die wir gerade tun, ganz und gar zu tun: Wenn wir essen, essen
wir wirklich. Wenn wir etwas trinken, trinken wir wirklich. Wenn
wir etwas lesen, lesen wir wirklich. Wenn wir uns ausruhen, ruhen
wir uns wirklich aus.
Wenn wir so praktizieren, wird
das restlose Sitzen unser Leben revolutionieren.
Also neigt gut das Becken nach
vorne. Drückt mit den Knien in den Boden. Streckt die Wirbelsäule
und den Nacken. Entspannt die Schultern. Zieht das Kinn leicht
zurück. Achtet darauf, dass die Handkanten Kontakt mit dem
Unterleib haben und sich die Daumenspitzen leicht berühren.
Lasst die Atmung kommen und gehen.
Lasst die Gedanken vorüberziehen.
Sitzt restlos: Shikantaza.
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