In Zazen sitzen wir vor der weißen
Wand. Der Blick ist gesenkt, die Augen sind halb geöffnet.
Die weiße Wand wirft unseren Blick zurück auf uns selbst.
Sie ist wie ein Spiegel.
Im Spiegel von Zazen können wir sehen, wie
wir im Augenblick sind:
Vielleicht ist der Geist unruhig, springt von
einem Gedanken zum anderen, wie ein Affe von einem Baum zum andern.
Vielleicht schmerzen Körperteile. Vielleicht ist die Atmung
unruhig.
Zazen zeigt uns jeden Augenblick, so wie er ist.
Dem, was wir im Spiegel von Zazen sehen, fügen
wir nichts hinzu, kein Urteil, keine Bewertung. Wir nehmen einfach
wahr, was im Augenblick ist, und kehren zurück zu Zazen.
Wir neigen gut das Becken nach vorne, drücken
mit den Knien in den Boden, strecken die Wirbelsäule und
den Nacken, entspannen die Schultern. Die linke Hand ruht in der
rechten, die Daumen sind horizontal, die Daumenspitzen berühren
sich leicht. Die Wirbelsäule und der Nacken sind gestreckt,
die Schultern sind entspannt.
Die Atmung kommt und geht.
Indem wir in Zazen immer wieder zur Körperhaltung
und zur Wahrnehmung der Atmung zurückkehren, können
wir das, was uns gerade beschäftigt, loslassen. Unser Geist
kann ruhig und friedlich werden.
Wird der Geist ruhig und friedlich, können
sich die durch die Anspannung des Geistes erzeugten körperlichen
Spannungen lösen. Und umgekehrt: Die Entspannung des Körpers
hilft uns, die geistigen Spannungen zu lösen.
Körper und Geist sind nicht getrennt.
Wenn wir auf diese Weise praktizieren, sehen
wir im Spiegel von Zazen, dass sich das, was wir wahrnehmen, ständig
verändert. Wir selbst sind keine dauerhaft feste Größe,
sondern in ständiger Veränderung begriffen.
Diese ständige Veränderung ist unser
Leben. Im Spiegel von Zazen können wir es wahrnehmen, ohne
es zu bewerten.
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