Das zweite der
zehn Kais, der zehn Verhaltensweisen eines erwachten
Wesens, lautet: nicht stehlen.
Die Erläuterung dazu: „Ich
werde zufrieden sein mit dem, was ich habe. Ich werde freigiebig
das geben, was benötigt wird. Ich werde um es bitten und
es annehmen.“
Das Geben dessen, was benötigt wird,
ist nur ein Aspekt. Der andere Aspekt ist, um das, was benötigt
wird, zu bitten, und dann die Gabe auch anzunehmen.
Indem wir andere um etwas bitten, ermöglichen wir ihnen,
Großzügigkeit zu zeigen.
Es kann auch geschehen, dass wir Schwierigkeiten
haben, das anzunehmen, was andere uns geben wollen. Indem wir
die Gabe anderer annehmen, akzeptieren wir ihre Großzügigkeit.
Es geht also nicht nur darum, selbst bereit
zu sein zu geben, sondern auch darum, bereit zu sein, zu bitten
und zu empfangen.
Oft ist bitten schwerer als geben: In der
Rolle des Gebenden kann man sich überlegen fühlen. Als
Bittender oder Bittende kann man den Eindruck haben, unterlegen
zu sein, einen Mangel zu haben.
Indem wir geben, um etwas bitten, etwas
Annehmen, ermöglichen wir Großzügigkeit, Dankbarkeit
und das Zirkulieren von Dingen, Gefühlen, Gedanken.
Der Gebende, der Empfangende, das Gegebene
sind nicht getrennt.
Es ist gut, die verschiedenen Aspekte des
Gebens, des Empfangens, des Gegebenseins zu vereinen, mal der
Gebende, mal der Empfangende, mal das Gegebene zu sein.
Ich werde zufrieden sein, mit dem, was
ich habe. Ich werde freigiebig das geben, was benötigt wird.
Ich werde um es bitten und es annehmen.
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