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Das dritte Gelübde der Bodhisattvas:

Unermesslich sind die Pforten des Dharmas. Ich gelobe, sie ganz zu durchdringen.

 

Das Leben ist unermesslich, übersteigt uns. Es lässt sich von uns nicht in Kategorien fassen. Jeder Moment des Lebens ist eine Gelegenheit zu erwachen. Eine Gelegenheit, das Dharma zu realisieren.
Die Pforten des Dharmas sind so zahllos wie die Situationen unseres Lebens: In jedem Augenblick unseres Lebens können wir wahrnehmen, dass wir kein substanzielles und von unserer Umgebung getrenntes Ich haben, dass wir ständig mit allem verbunden sind, was ist. In jedem Augeblick unseres Lebens können wir die Unbeständigkeit wahrnehmen. Wir können wahrnehmen, wie Leiden entsteht, weil wir eine vorhandene Situation ablehnen, oder nicht vorhandene Situation herbei sehnen.

In dem Augenblick, wo wir aufhören, irgend etwas zu ergreifen, irgend etwas zurückzuweisen, hören wir auf, dem Ich Stabilität zu verleihen. In dem Augenblick, wo wir alle vorgefassten Meinungen loslassen, durchdringen wir die Wirklichkeit, so wie sie ist.

In jedem Augenblick unseres Lebens können wir die Wirklichkeit, so wie sie ist, durchdringen, nicht nur in Zazen.

Aber alle Buddhas, alle Dharmavorfahren und Dharmavorfahrinnen haben Zazen praktiziert, weil wir in Zazen unmittelbar, ganz direkt hier und jetzt die Wirklichkeit, so wie sie ist, erfahren können: Wir können sehen, wie der Zustand des Körpers sich unablässig verändert, wie sich unsere Empfindungen und Wahrnehmungen unablässig verändern. Mal finden wir Zazen angenehm, mal unangenehm, mal sind wir angespannt, mal entspannt. Kein Augenblick ist wie der andere. Wir können wahrnehmen, wie wir die angenehmen Empfindungen festhalten und die unangenehmen zurückweisen.

Und wir können aufhören, dies zu tun. Wir können uns auf die Haltung des Körpers konzentrieren, das Becken nach vorne neigen, die Knie in den Boden drücken, die Wirbelsäule strecken, den Nacken strecken, das Kinn leicht zurückziehen, die Schultern, die Gesichtszüge und die Kiefer entspannen. Wir können aufhören, unseren Gedanken zu folgen. Wir können die Atmung wahrnehmen.

In dem Augenblick sind Körper und Geist völlig friedlich.

In Zazen können wir den friedlichen Geist des Nicht-Ichs unmittelbar erleben. Die Wachheit, die Aufmerksamkeit, die sich an nichts klammert, die nichts festhält, die einfach gegenwärtig ist.

Dies ist der Grund weswegen Meister Dogen sagte, dass Zazen zu praktizieren nicht bedeutet eine Meditation zu erlernen. Zazen ist das Dharmator des Frieden und der Freude. Das Dharmator, das alle Buddhas, alle Dharmavorfahren und Dharmavorfahrinnen durchdrungen haben.

Konzentriert auch ihr euch auf die Haltung des Körpers, seid euch eurer Atmung bewusst, lasst die Gedanken vorüberziehen. Sitzt restlos.

 

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