In Zazen neigen wir gut das
Becken nach vorn, drücken mit den Knien in den Boden, strecken die
Wirbelsäule und den Nacken, entspannen die Schultern, folgen nicht
unseren Neigungen. Der Körper ist völlig aufrecht, weder nach
vorne noch nach hinten, weder nach links noch nach rechts geneigt.
Wir folgen auch nicht den
Neigungen unseres Geistes. Wir lassen Gedanken einfach
vorüberziehen.
In Zazen sitzen wir vor der
Wand. Wir schauen die Wand nicht an. Wir halten den Blick gesenkt.
Die Augen sind geöffnet, sie fixieren nichts.
Wir sitzen einzeln der Wand
gegenüber, aber wir praktizieren Zazen gemeinsam. In Zazen sind
wir nicht eins und nicht zwei. Wir sind nicht eins, weil jeder,
jede einzeln praktiziert. Wir sind aber auch nicht zwei, weil wir
gemeinsam praktizieren.
Nicht eins und nicht zwei, ist die
Grundsituation unseres Lebens. Wir sind immer einzeln
und nie
getrennt.
Im Allgemeinen sehen wir nur
uns selbst, die Getrenntheit des Einzeln-Seins. Wir übersehen die
grundlegende Verbundenheit, dass grundlegende Nicht-Zwei-Sein.
Aus dieser grundlegenden
Täuschung heraus schreiben wir unserem Ich eine feste,
unabhängige, von anderen getrennte Substanz zu. Wir bemühen uns
das Ich zu verteidigen, indem wir bestimmte Dinge festhalten und
andere zurückweisen.
Das zweite Gelübde des
Bodhisattvas lautet: „Endlos sind die Leid schaffenden
Täuschungen. Ich gelobe, sie alle zu verwandeln.“
Die Täuschungen loszulassen,
die Täuschungen zu verwandeln, bedeutet, das Festhalten am Ich
loszulassen und das Nicht-Ich, das Nicht-Zwei, zu verwirklichen.
Das Ich kann die Täuschung
nicht überwinden. Das Nicht-Ich ist die Überwindung der Täuschung.
Aber wenn wir das Nicht-Ich
erstreben, uns an dieses Nicht-Ich klammern, das Nicht-Ich
verteidigen, schaffen wir wieder neue Täuschungen.
Wenn wir uns einfach auf die
Haltung konzentrieren, die Gedanken vorüberziehen lassen und eins
sind mit der Atmung, verwirklicht sich das Nicht-Ich ganz von
selbst. Die Leid schaffenden Täuschungen sind abgefallen.
Das ist die Praxis im Dojo,
die jede Einzelne, jeder Einzelne gemeinsam vor der Wand
verwirklichen.
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