Unfriede
Unfriede entsteht im Geist: Wir wollen, dass etwas anders ist,
als es ist. Oder wir wollen einen Zustand festhalten, der dabei
ist, sich zu ändern. Was im Geist beginnt, setzt sich in
Worten und Taten fort.
Gier, Hass, Verblendung
Unser Denken, Reden und Handeln wird auf individueller Ebene
oft von Gier, Hass und Verblendung vergiftet. Gier richtet sich
nicht allein auf materielle Dinge, sondern kann auch z.B. auf
Macht, Wissen, u.a. bezogen sein. Der Begriff Hass umfasst alle
Formen der Ablehnung. Verblendung besagt, dass wir die Wirklichkeit
nicht so sehen, wie sie ist, sondern mit der Brille unserer Vorlieben
und Abneigungen. Dabei gehen wir davon aus, dass wir ein von anderen
klar abgegrenztes Ich haben, statt wahrzunehmen, dass wir auf
vielfältige Weise mit allem, was existiert, verbunden sind.
Auf diese drei Gifte z.B. zeigen sich nicht nur auf individueller,
sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene, z.B. in der kapitalistischen
Wirtschaftsordnung, im Militarismus und in medialer „Wirklichkeits-“Darstellung.
Individuelle und gesellschaftliche Ebene sind aufeinander bezogen.
Den Kapitalismus zu bekämpfen, ohne das eigene Konsumverhalten
kritisch zu beleuchten (und zu ändern), ist ebenso unzureichend,
wie sich in gewaltfreier Kommunikation zu üben, ohne sich
mit struktureller Gewalt zu befassen (und an Strukturveränderungen
zu arbeiten).
Friede
Auch Friede entsteht im Geist: In der schweigenden Meditation
können wir unsere Gedanken kommen und gehen sehen. Wir können
eine andere Dimension unseres Lebens erfahren, können unsere
Einheit mit allem Existierenden wahrnehmen. Aus dieser Wahrnehmung
heraus entsteht ein anderes Handeln, ein Handeln, das geleitet
wird von Großzügigkeit, Mitgefühl und Weisheit,
ein uneigennütziges Handeln.
Wirkliche Meditation führt nicht zu passiver Hinnahme der
Gegebenheiten, sondern zur bewussten Übernahme von Verantwortung,
Verantwortung für die eigenen Gedanken, Worte und Taten,
Verantwortung aber auch für den Gesamtkontext, dessen Teil
wir sind. Diese Verantwortung kann sich sowohl im Handeln als
auch im Nicht-Handeln äußern.
Nicht-Wissen
Teil dieses verantwortungsvollen Handelns ist es auch bewusst
zu akzeptieren, dass es wirkliche Sicherheit nicht gibt: Morgen
schon können wir tot sein (- spätestens in einigen Jahren
sind wir es auf jeden Fall). Weder unsere Vergangenheit noch unsere
Zukunft kennen wir wirklich. Wir leben in einem großen Feld
des Nicht-Wissens. Diese Situation anzunehmen und aufzuhören,
uns vermeintliche Sicherheit durch Überlegenheitsgefühle,
durch geistige oder materielle Güter zu schaffen, trägt
nicht nur zum inneren, sondern auch zum äußeren, zwischenmenschlichen
Frieden bei.