Die
Täter von Buchenwald werden oft als ‚Unmenschen’
bezeichnet. In diesem Begriff kommt zum einen das Entsetzen über
ihre Taten zum Ausdruck, zum anderen wird deutlich, dass sie bestimmte
menschliche Qualitäten, wie z.B. Mitgefühl nicht erkennen
ließen.
Aber genau so, wie Fische nur die Aktivität von Fischen,
Löwen nur die Aktivität von Löwen haben, können
Menschen nur die Aktivität von Menschen haben.
Buchenwald zeigt, wozu wir Menschen fähig sind.
Als Bodhisattva in Buchenwald zu praktizieren bedeutet, bereit
zu sein, sich sehenden Auges dem Potential des Menschen zur Grausamkeit
zuzuwenden. Dieses Hinsehen löst Erschrecken aus. Erschrecken
darüber, was menschenmöglich ist. Und wenn wir tief
genug hinsehen, sehen wir, dass auch wir dieses Potential zur
Grausamkeit in uns tragen. Auch in uns wirken die drei Gifte,
Gier, Hass und Verblendung.
In der Tiefe unterscheiden wir uns nicht von den Tätern.
Gute Umstände, gutes Karma hat dazu geführt, dass wir
nicht einen Weg gehen, der dem der Täter von Buchenwald ähnelt.
Gute Umstände, gutes Karma hat dazu geführt, dass wir
den Buddha-Weg gehen.
Wir gehen diesen Weg gemeinsam mit allen Menschen. Denn in der
Tiefe unterscheiden wir uns nicht.