BuddhaWeg-Sangha

Mitglied der Association Bouddhiste Zen d'Europe

Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union

Startseite

 

Die Schreie der Welt hören

 

HINWEIS: Wörter sind wie Finger, die auf etwas hindeuten. Das Lesen von Wörtern ersetzt nicht die eigene Erfahrung.


Schlachthof in Wachtendonk (Niederrhein)

Über 100 Schweine werden von Bauern und Viehhändlern im Schlachthof abgeliefert. Die Entladung der Tiere erfolgt je nach Anlieferer eher behutsam oder eher brutal. „Ob die Schweine noch Schwänze haben zeigt, ob sie gut gehalten wurden. Schweine, die schlecht gehalten werden, fressen sich gegenseitig die Schwänze ab,“ erläutert der Leiter des Schlachthofs.


KANZEON Avalokiteshvara, die die Schreie der Welt hört,

Wir neigen dazu, unsere Ohren vor den Schreien der Welt zu verschließen. Damit verschließen wir uns vor einem wichtigen Teil der Wirklichkeit, dem Teil, der unserer Hilfe bedarf.
Avalokiteshvara, japanisch Kanzeon, hört hin, hört die Schreie. Und hilft.


NAMU BUTSU nimmt Zuflucht zu Buddha,

Wie können wir in Anbetracht all des Leids und Elends auf der Welt unsere Ohren (und Augen) offen halten? Wie können wir verhindern, dass wir abstumpfen? Wie können wir immer wieder für die da sein, die unserer Hilfe bedürfen?
Die Zufluchtnahme zu Buddha, zu seiner Lehre und zu der Gemeinschaft derer, die diese Lehre praktizieren, stärkt uns auf diesem Weg.
Die Gelübde des Bodhisattva, des Wesens, das sich auf dem Weg zur Buddhaschaft befindet, zeigen den Weg auf:

• Unzählig sind die lebenden Wesen.
Ich gelobe, sie alle zu befreien.
• Unerschöpflich sind die leidschaffenden Täuschungen.
Ich gelobe, sie alle zu überwinden.
• Unermesslich sind die Pforten des Dharma.
Ich gelobe, sie ganz zu durchdringen.
• Unbegrenzt ist der Buddha-Weg.
Ich gelobe, ihn ganz zu verwirklichen.


YO BUTSU U IN wird Buddha,

Aber die Zuflucht zu nehmen, die Gelübde abzulegen und sie verwirklichen zu wollen, reicht nicht. Es bedarf auch einer kontinuierlichen Praxis. In Zazen, der sitzenden Haltung Buddhas, werden wir selbst zu Buddha. Wir erleben, dass wir nicht getrennt sind von unseren Mitmenschen, von Pflanzen, von Tieren, von Bergen, von Flüssen. Aus diesem Erleben der Ungetrenntheit heraus, bekommt unser Handeln eine andere Qualität: Wir handeln nicht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern unser Handeln ist Ausdruck gelebter Einheit.


YO BUTSU U EN hilft allen, Buddhas zu sein,

Um den Buddha-Weg zu gehen, ist Vertrauen erforderlich. Vertrauen darauf, dass wir selbst die Fähigkeit haben, Buddha zu werden und wie ein Buddha zu handeln. Das Vertrauen in Avalokiteshvara, in Kanzeon, kann uns dabei eine Hilfe sein.


BUP PO SO EN ist nicht getrennt von Buddha, Dharma, Sangha,

Wenn wir uns Augenblick für Augenblick bemühen, hier und jetzt zum Wohle aller lebenden Wesen zu handeln, sind wir nicht allein: Wir befinden uns in der Gemeinschaft mit Buddha, mit seiner Lehre und mit allen, die ihr Verhalten in den vergangenen Jahrhunderten an dieser Lehre ausgerichtet haben, mit allen, die dies gegenwärtig tun, und mit allen, die dies in Zukunft tun werden.


JO RAKU GA JO ist ewig, vertraut, rein und voll Freude.

Unser Handeln macht uns zu dem, was wir sind: Wenn wir nur uns selbst sehen, sind wir selbstsüchtig. Wenn wir das Wohlergehen aller in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen, sind wir selbstlos. Selbstlosigkeit macht unser Handeln rein und kann uns mit tiefer Freude erfüllen.

CHO NEN KANZEON Am Morgen, sei eins mit Avalokiteshvara,

Schlachthof in Wachtendonk (Niederrhein)

Die Schweine werden einzeln in eine Schleuse zur Schlachtung getrieben. Sie gehen durch ein Tor. Auf der anderen Seite greift der Schlachter mit einer Betäubungszange nach ihnen. Sie erhalten einen Elektroschock und kippen um.
Ein Stich und sie sind tot.

Während ein Schwein nach dem anderen getötet und anschließend zerlegt wird, sitzt in einem Nebenraum ein Gruppe von Personen und praktiziert Zazen.

Am Tag zuvor haben wir uns, als keine Schlachtungen mehr stattfanden, den Vorgang der Schlachtung von dem Leiter des Betriebes erklären lassen und Fragen dazu gestellt.

Heute morgen sind wir während der Schlachtung im Betrieb.
Wir sehen, die Schweinehälften, die in die Kühlung kommen;
wir sehen, wie die Schweine zerlegt werden;
wir sehen, wie die Innereien herausgetrennt werden;
wir sehen, wie die Borsten abgeflämmt werden; wir sehen, wie ein Schwein nach dem anderen getötet wird;
wir sehen die Schweine, die als nächste getötet werden.
Wir sehen die Menschen und das, was einmal Tiere waren.
Wir sehen die Menschen und Tiere.
Wir riechen das Blut.
Wir hören das Töten.

Nun sitzen wir schweigend in der Haltung Buddhas.
Nebenan geht das Töten weiter.

Nach dem Zazen rezitieren wir das
ENMEI JUKKU KANNON GYO, das Sutra vom grenzenlosen Leben Avalokiteshvaras.

Für jedes getötete Schwein einmal.


BO NEN KANZEON am Abend, sei eins mit Avalokiteshvara,

Wir können nicht verhindern, dass getötet wird, dass Menschen anderen Menschen und anderen Lebewesen Leid zufügen. Aber wir können unsere Ohren, Augen und Herzen öffnen für die Leidenden – und für diejenigen, die Leid zufügen. Wir können erfahren, dass wir nicht getrennt sind, das wir eins sind, sowohl mit denen, die leiden, als auch mit denen, die leiden lassen.

Über all unsere geistigen Kategorien hinauszugehen, uns auch in denen wahrzunehmen, deren Verhalten wir ablehnen, bedeutet eins zu sein mit Avalokiteshvara, bedeutet nicht getrennt sein von Buddha, Dharma, Sangha.


NEN NEN JU SHIN KI deren Herz, Augenblick für Augenblick, entsteht,

Schlachthof in Wachtendonk (Niederrhein)

Nach der Rezitation gehen wir in die Kantine des Schlachthofs. Die Schlachter haben ihre Arbeit hinter sich. Gespräche über die Familie, die Kinder, über das Auto, das Macken hat. Feierabend-Gespräche. Sie erkundigen sich nach uns, fragen, warum wir da sind, was wir machen. Wir begegnen uns von Mensch zu Mensch, hören einander zu.

Wir leben nur in diesem Augenblick (und diesem, und diesem, und diesem). Aber oft können wir nicht wirklich in diesem Augenblick leben, weil wir mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt sind, weil unsere Hoffnungen und Wünsche, unsere Meinungen, Vorurteile und Urteile uns den Blick verstellen.

In der Praxis von Zazen üben wir, immer wieder eins zu werden mit dem gegenwärtigen Augenblick, zu sehen, was jeder Moment zu bieten hat und ihn willkommen zu heißen, jenseits als unserer Wertungen.


NEN NEN FU RI SHIN deren Herz, Augenblick für Augenblick, verweilt.


Manchmal können wir direkt eingreifen, können helfen, können Leiden verringern. Oft ist dies nicht möglich. Aber wir können die Schreie der Welt hören: Hören, wenn jemand die Worte fehlen, in die er seine Not kleiden kann. Hören, wenn jemand seine Not hinter Worten verbirgt. Hören, sehen, fühlen …, dass wir nicht getrennt sind.

Und aus diesem Erleben heraus unser Herz öffnen. Für alle. Unterschiedslos.

  Kontakt Juristischer Hinweis kostenlose counter by www.counter-kostenlos.net