Bernie Glassman
hat sich bemüht, für buddhistische Begriffe, die aus dem Sanskrit,
dem Chinesischen oder dem Japanischen stammen, treffende
Übersetzungen in westlichen Sprachen zu finden. Für 'Bodhisattva'
verwandte er das jiddische Wort mentsh. In einem Interview
erläuterte er diesen Begriff:
„Für mich ist ein mentsh jemand, der ganz natürlich für
andere arbeitet. Nicht getrennt von den anderen, sondern ganz
natürlich, kümmert er sich um andere und handelt, ohne dass er
sich als Handelnden sieht. Er handelt ohne Ehrgeiz, ohne dass ein
Selbst beteiligt ist. Er macht etwas einfach deshalb, weil es
getan werden muss.“
In der
gegenwärtigen Situation wird deutlich, dass wir von vielen
Bodhisattvas umgeben sind, die selbstlos und uneigennützig einfach
das tun, was jetzt getan werden muss.
Ausgangspunkt des
Handelns von mentshen ist das Handeln aus der Einheit
heraus. Im Shobogenzo Bodaisatta shishobo schreibt Meister
Dogen:
„Handeln in Einheit bedeutet Nicht-Unterscheidung. Es ist die
Nicht-Unterscheidung vom Selbst, die Nicht-Unterscheidung vom
Anderen. … Wenn wir das Handeln aus der Einheit heraus kennen,
sind Selbst und Andere eins. … Aus der Einheit heraus zu handeln,
ist ein Gelübde der Bodhisattvas. Praktiziert dieses Handeln für
alle Menschen mit einem sanften Ausdruck.“
Die drei
anderen Handlungen, die einen Mentshen kennzeichnen, sind
für Dogen wohltätiges Handeln, freundliches Sprechen und Geben.
„Wohltätig zu handeln bedeutet geschickt allen Gruppen von
fühlenden Wesen zu nutzen, d.h. sich um ihre entfernte und nähere
Zukunft zu kümmern und ihnen mit geeigneten Mitteln zu helfen. …
Wohltätiges Handeln ist eine Handlung aus der Einheit heraus, es
hilft zugleich Selbst und Anderen.“
„Freundlich zu sprechen bedeutet, dass Du das Herz der Anteilnahme
öffnest, wenn Du fühlende Wesen siehst, und und ihnen Worte
liebevoller Zuwendung schenkst. … Wenn freundliche Worte
vorgebracht werden, dehnt sich das freundliche Sprechen nach und
nach aus. … Bedenke, dass freundlich zu sprechen nicht einfach
bedeutet, die Leistung anderer zu loben; es hat die Kraft, das
Schicksal einer Nation zu wenden.“
„Geben ist Nicht-Gier. … Ein Kind schenkte dem Buddha Sand und
wurde in einer späteren Geburt ein König. Es war nicht gierig nach
einer Belohnung, sondern teilte einfach das, was es teilen konnte.
… Gib einen Satz oder einen Vers der Wahrheit; es wird ein
heilsamer Same für die Dauer dieses und anderer Leben sein. Gib
Deine Wertsachen, selbst einen Cent oder einen Grashalm; es wird
eine heilsamer Wurzel für die Dauer dieses und anderer Leben
sein.“
Unsere
Mentshlichkeit können wir immer nur jetzt entfalten.
Bodhisattvas warten nicht auf morgen.